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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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den Domobot aus ihrem Garten fern zu halten, damit der ihn nicht in einen mechanisch optimierten Gemüsegarten verwandelte. Sie hielt inne, um ihr Gesicht im Licht der Morgensonne zu baden, und schloss einen kurzen Moment lang die Augen. Hinter ihren Lidern hörten ihre Probleme auf zu existieren. Es blieb nichts als ein öliges Halbdunkel – das vom Licht durchdrungene Rot ihrer Haut.
    Aufgeschreckt vom Auto der Nachbarn öffnete sie die Augen wieder. Mit einem mächtigen Schnurren durchquerte es die Straße: ein großes, glänzendes Gefährt, das ganz und gar aus farbigem Glas zu bestehen schien. Das Auto berühmter Leute. Sie konnten es sich leisten, während sie selbst … Marta senkte den Blick auf ihre Hände. Ihre Haut war längst nicht mehr weich und zart, und darunter lauerte die Arthrose wie ein ständiges Grollen, ein langsamer Schrei, mit dem die Zeit durch ihren Körper rollte. Nebenan stiegen die Nachbarn aus dem Auto – ihre Körper waren agil und jugendlich, ihre Haare flatterten seidig glänzend in der warmen Morgenluft, während sie lachend und scherzend ins Haus gingen.
    Kurz darauf hörte Marta ihren Mann in den Garten kommen und sich mühsam auf den Eisenstuhl setzen. Auch seine Gelenke suchten die Sonne.
    »Sie wirken so jung …«
    »Wer, Marta?«
    »Unsere Nachbarn.«
    Manuel antwortete nicht. Sie widmete sich wieder dem Blumengießen, während sie den Stuhl ihres Mannes im Rhythmus seiner kleinen Schaukelbewegungen knirschen hörte. Sie stellte sich vor, wie er in den Himmel blickte, der so blau und wolkenlos war. Er sah immer in den Himmel, während er in seinem Stuhl schaukelte, als lägen dort die Antworten, als fände er dort die Eurosekunden, die ihnen fehlten. Zeit, immer war alles eine Frage der Zeit. Sie widmete sich wieder ihren Pflanzen. Lautlos wie ein Geist kam auch der Domobot in den Garten, mit einer Tasse Tee in einer seiner vielen Hände.
    »Möchtest du einen Tee, Marta?«
    »Du weißt, was ich möchte, Manuel.«
    »Fang nicht wieder an. Die Dinge sind nun mal, wie sie sind.«
    Marta antwortete nicht. Sie hatte ein Unkraut gefunden, das zu stattlicher Größe herangewachsen war, ohne dass sie es gesehen hatte. Verlor sie jetzt auch noch ihr Augenlicht? Unwahrscheinlich war das nicht. Sie packte den Stiel mit beiden Händen, zog kräftig daran und riss die Pflanze mitsamt der Wurzel aus, wodurch ein kleines Loch in der glatten Oberfläche des Rasens entstand.
    »O Gott!«
    Manuel sagte nichts, er sah nur aus dem Augenwinkel den Roboter an, bis es schien, als senke dieser den Kopf. Er hätte dieses Unkraut finden müssen. Manuel hatte ihn bereits vor Monaten autorisiert, nachts im Garten zu arbeiten: den Boden mit Sauerstoff versetzen, die kleinen Wanzen, die sich von den Schößlingen ernährten, töten und die Wurzeln mit stickstoffhaltigen Mikrokugeln düngen. Marta verstand nichts von Robotern, daher durfte Manuel hoffen, dass sie niemals in den Speicher der Maschine sehen und diese Intervention entdecken würde. Manuel schaukelte immer noch, während Marta sich bemühte, den Boden zu glätten.
    »Ich pflege ihn ganz alleine. Sag nichts, ich lasse nicht zu, dass diese Maschine in meinem Garten etwas anrührt, ich kann das immer noch sehr gut selber. Und sieh ihn dir an, er ist gesünder als jeder andere Garten in der Nachbarschaft, das habe ich alleine geschafft, ohne Maschinen, ohne eine einzige Maschine.«
    Manuel ließ sie reden – immer leiser, immer mehr für sich selbst. Er kannte diese Leier zur Genüge, eine Litanei aus Tadeln und Protesten. Sie wollte es einfach nicht akzeptieren, das war alles.
    »Heute kommt der Junge, du erinnerst dich doch?«
    »Mein Gott! Natürlich, heute Morgen habe ich noch daran gedacht, aber dann bin ich in den Garten gegangen …«
    Marta stand auf, wischte sich die Hände an der Schürze ab und eilte ins Haus. Manuel blieb alleine zurück und genoss weiter die Sonne. Als er das Auto auf dem Kies der Einfahrt knirschen hörte, wusste er zuerst nicht, ob er eingeschlafen war. Die Welt um ihn herum hatte sich in ein simples Gemälde aus drei Farbflecken verwandelt: das Blau des Himmels, das Weiß der Häuser und das Grün der Gärten. Doch jetzt verwischte die Ruhe dieses Bildes. Er sah seinen Sohn aus dem Wagen steigen und ihn anlächeln, und dieses Lächeln fuhr ihm in die Venen wie heißer Sauerstoff, füllte jede Zelle seines Körpers mit einer Wärme, die viel intensiver war als die lauwarme Vorfrühlingssonne, die er den

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