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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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sowohl dem Euro als auch dem Riyal den Rang abgelaufen hatte. Ich fand den grünlichen, von zwei roten Balken durchzogenen Schein ziemlich hässlich, aber ich zog ihn bei weitem dem virtuellen Tauschhandel vor. Außerdem hätte ich es schrecklich gefunden, einen Chip im Körper zu tragen, mit dessen Hilfe man mich in jeder Lebenslage und in jedem Versteck ausfindig machen konnte.
    Steff vermied es, den Kopf zu heben. Glücklicherweise waren wir durchaus nicht die Einzigen, die schmutzige, stinkende Klamotten trugen. Obwohl sie über fließendes Wasser verfügten, waren die Zonenbewohner oft zu faul, ihre Wäsche zu waschen. Mehr oder weniger zusammengeflickte Autos rasten durch Pfützen und spritzten wahre Schlammfontänen durch die Gegend. Aus halb geöffneten Fenstern drang Geschrei und Lachen.
    Wir umrundeten den GZZ 12, den gewaltigen Trümmerberg, der nach dem Einsturz des Montparnasse-Turms übrig geblieben war. Laut Majoub war er von zwei mit Sprengstoff voll gestopften Selbstmordhubschraubern zerstört worden. GZZ hieß Ground Zero Zone, und die Ziffer 12 bedeutete, dass es sich um den zwölften Turm in der westlichen Welt handelte, den der Jihad zum Einsturz gebracht hatte.
    Wieder tauchten wir in eine Dunkelheit ein, die nur von Zeit zu Zeit von Autoscheinwerfern durchbrochen wurde.
    »Es ist nicht mehr weit«, flüsterte Steff mir zu.
    Ein greller Blitz, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner, ließ uns zusammenfahren. Vermutlich die Explosion einer von Straßenbanden oder der PJ gelegten Mine. Der warme Wind trug Pulverdunst und den Geruch geschmolzenen Metalls durch die Nacht.
    Wir bogen in eine einigermaßen unversehrt aussehende Straße ein, die zu schmal war für Panzer oder Lastwagen. An der Bordsteinkante duckten sich Autos wie erstarrte Saurier. In den Nischen links und rechts der Straße bewegten sich die Schatten. Es waren Typen, die sich mit Chlaach vollgedröhnt hatten, einer aus dem Osten eingeführten Droge, die man sich in die Blutbahn injizierte. Innerhalb weniger Wochen verwandelte man sich in ein selig vor sich hinstarrendes Wesen mit dem IQ einer Kartoffel. Von denen hatten wir nichts zu befürchten – zumindest im Prinzip nicht; jeden Tag kamen neue Mischungen auf den Markt, deren Nebenwirkungen niemand kannte.
    Teigig schleppende Stimmen sprachen uns an.
    »Heda, ihr zwei, Lust auf’n kleinen Trip? Nur tausend Dollüans. Mit’m Handschlag und eurem blöden Code …«
    Ich hörte das Klicken eines Sicherungshahns. Ich dachte erst, Steff hätte ihre Knarre gezückt, um die Junkies auf Abstand zu halten – was eine ziemlich dumme Idee gewesen wäre, denn unter dem Einfluss von Chlaach kommt einem jedes Gefühl für Gefahr abhanden –, doch sie war vor einer Tür stehen geblieben und drückte ein Dutzend Knöpfe auf einem antiquarisch aussehenden Zahlenschloss in einer Mauernische. Die Metalltür öffnete sich klackend. Ich hatte nicht mehr die Zeit zu fragen, woher sie den Code kannte, denn sie schlüpfte schon in die Vorhalle, wo die bleichen Stufen einer Wendeltreppe nach oben führten. Meine innere Stimme flüsterte, dass ich drauf und dran war, mich kopfüber in einen Scheißschlammassel zu stürzen. Mit pochendem Herzen, völlig durcheinander, folgte ich Steff schließlich: Sie hatte Recht, ich wollte wirklich nicht lebenslänglich mein Dasein in dieser verfluchten Euro-Zone fristen. Die Taschenlampe warf ihren trüben Strahl auf rissigen, graufleckigen Gips.
    Auf den Stein der untersten Stufen folgte rasch wurmstichiges Holz. Jedes Knarren schien imstande, das ganze Haus aufzuwecken. Ich musste an eine Geschichte denken, die Majoub mir erzählt hatte, von Gänsen, die mit ihrem Geschrei einen gallischen Häuptling daran hinderten, Rom zu erobern.
    Auf der dritten Etage wandte Steff sich, ohne zu zögern, einer gepanzerten Tür zu. Sie versteckte die Knarre unter ihrer Jacke, bedeutete mir, näher zu kommen, und zeigte mir eine winzige dunkle Glaslinse in der mit Einschusslöchern übersäten Tür.
    Eine Überwachungskamera.
    Mir gefror das Blut in den Adern. Am liebsten hätte ich mich verdrückt, aber da Steff ganz ruhig wirkte, begnügte ich mich damit, das Heft des Messers in meiner Overalltasche fester zu umklammern. In der tintenschwarzen Finsternis war ein Knistern zu hören. Ein unsichtbarer, forschender Blick glitt über meine Stirn, meine Nase und meine Wangen. Es war die Art Blick, mit denen Menschenmetzger ihre Opfer taxieren. Ich bekam eine Gänsehaut, der

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