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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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blieb Saura noch einmal stehen. Seine Hand ruhte auf der Klinke. »Ich kann mich einfach nicht erinnern, was Borghi Lenin damals geantwortet hat.«
    Massimutti runzelte die Stirn. »Wenn ich nicht irre, antwortete er mit einer Frage: ›Wenn aber nun der Chirurg in Wirklichkeit der Kranke wäre?‹«
    »Und was hat Lenin geantwortet?«
    »Nichts. Die Frage war doch eindeutig unsinnig.«
    Saura nickte und verließ lächelnd den Raum.
    5       Der Wirbel
    Die riesenhafte Masse der Vortex, einer gigantischen Raumstation, die im Auftrag der UNO satellitengesteuerte Traumnetze verwaltete, rotierte auf ihrer Umlaufbahn um die Erde langsam um die eigene Achse. Im Inneren der unermesslich großen, stählernen Burg war die Rotation dank künstlich erzeugter Schwerkraft nicht zu spüren. Dennoch überkam Hiduro Sato, Geschäftsführer der Toyama Broadcasting Company in Tokio und einflussreiches Mitglied im Aufsichtsgremium der Vortex, ein leichtes Unwohlsein. Er folgte einer Gruppe Techniker durch den langen Korridor, der die Zentraleinheit der Raumstation mit einem der weiter entfernten Module verband.
    »Können wir sicher sein, dass der Untergrund stabil ist?«, fragte er besorgt in seinem grotesken Englisch, in dem sich jeder Vokal wie ein ›a‹ anhörte.
    Chefingenieur Roubert drehte sich mit spöttisch blitzenden Augen zu ihm um. »Aber natürlich. Wenn Sie einen leichten Schwindel verspüren, liegt es nur daran, dass die Schwerkraft in den äußeren Armen der Station geringfügig erhöht ist. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Rotation der externen Module verläuft schneller als die der Zentraleinheit.«
    »Richtig. Daran hätte ich denken müssen«, murmelte Sato und lächelte verschämt. Er war es gewohnt, sich jeden noch so verzeihlichen Irrtum und jede versehentlich vergessene Einzelheit als schweren Fehler anzukreiden. Sein sonst so steinern wirkendes Gesicht verzog sich dann zu einem verlegenen Lächeln, das umso breiter ausfiel, je größer sein Unbehagen war. Es waren die einzigen Gelegenheiten, zu denen man ihn lächeln sah.
    Schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Am Ende des Korridors stiegen sie eine nicht enden wollende Wendeltreppe empor. Die Wände ringsum ließen Schaltkreise und blinkende Lämpchen erkennen. Roubert und seine vier Techniker hüpften unbekümmert von Stufe zu Stufe und ließen deutlich erkennen, wie vertraut sie mit der Umgebung waren. Sato dagegen tastete sich behutsam vorwärts; allerdings war er bald gezwungen, einen Schritt zuzulegen, um die anderen nicht zu verlieren.
    Auf einem weitläufigen Absatz blieben Roubert und sein Trupp schließlich stehen und warteten auf den Japaner. Der Ingenieur wies mit einer weiten Armbewegung auf die umgebenden Schaltkreise und blinkenden Kontrollleuchten. »Hier sehen Sie ein Verzeichnis der Teilnehmer von Telinteractive, Mr Sato.«
    Vorsorglich verbarg der Kontrolleur seine Verblüffung. »Ich hatte mit einem deutlich größeren Raum gerechnet. Sind in den Schaltkreisen alle Erdbewohner eingespeichert?«, fragte ohne besondere Betonung.
    »Nein, nur Teilnehmer aus den Ländern, die in diesem Modul bearbeitet werden. Allerdings haben wir von hier aus Zugriff auf die komplette Datenbank. Im Übrigen sollten Sie bedenken, dass es immer noch einige unbedeutende Länder gibt, in denen die Teilnahme nicht obligatorisch ist. Von dieser Stelle aus können Sie die Daten aller Bürger einsehen, die vom Tag ihrer Geburt an abonniert sind. Wie heißt ihr Mann?«
    »Kayser Sose. Ich weiß nicht, ob Sie ihn finden können. So, wie es aussieht, hat er seit drei Jahren sein Abonnement nicht mehr erneuert und ist bis jetzt nicht erwischt worden.«
    »Nun, das werden wir ja gleich sehen. Wenn in seiner Geburtsurkunde die Teilnahme verzeichnet ist, finden wir ihn bestimmt.«
    Roubert beugte sich zu einem kleinen, in die Wand eingelassenen Bildschirm, über dem in großen Buchstaben das Wort BIOMUSE prangte. Daneben hing ein Kopfhörer, den er vom Haken nahm und aufsetzte. Sofort erwachte der Bildschirm knisternd zum Leben.
    Roubert legte Zeigefinger und Daumen an die Nasenwurzel und schloss die Augen, als ob er intensiv nachdenken würde. Als er sie schließlich wieder aufschlug, flimmerte eine lange Reihe völlig identischer, von Daten gefolgter Namen über den Monitor. Roubert schüttelte den Kopf. »Kayser Soses scheint es zu Hunderten zu geben. Könnten Sie mir vielleicht eine etwas detailliertere Information geben? Mir genügt schon ein

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