Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
beiden Gegner mit den
     Messern in der Hand einander gegenüber.
    Dieser Kampf mußte entscheidend werden; um seinen Rachedurst vollständig zu kühlen, hatte André Vasling die Gegenwart des
     jungen Mädchens beim Tode ihres Geliebten verlangt und sich hierdurch der Hilfe Herming's beraubt. Er war in Folge dessen
     nur noch auf sich selbst angewiesen.
    Die beiden Feinde packten sich so fest, daß Keiner zurückweichen konnte; einer von ihnen mußte sterben. Schon floß das Blut
     bei Beiden; André Vasling suchte mit seinem Arm den Hals des Gegners zu umschlingen und ihn zu Boden zu werfen, aber Ludwig
     Cornbutte wußte sehr wohl, daß wer zuerst fiel, auch verloren war, und hielt seinen Feind fest umklammert; hierbei glitt ihm
     jedoch sein Dolch aus der Hand.
    In diesem Moment erhob sich ein herzzerreißendes Geschrei: der norwegische Matrose schleppte Marie herbei. Ludwig Cornbutte
     fühlte, wie ihn die Wuth übermannte; er wollte André Vasling loslassen, da wurden beide Gegner von einer kräftigen Umarmung
     zusammengepreßt.
    Der Bär war vom Fockmast herabgeklettert und suchte jetzt die Männer zu erdrücken.
    André Vasling stand gegen den Körper desThieres gelehnt, und Ludwig Cornbutte fühlte, wie die Tatzen des Ungeheuers ihm in's Fleisch drangen.
    »Zu Hilfe, zu Hilfe, Herming! schrie der Obersteuermann.
    – Zu Hilfe, Penellan!« rief Cornbutte.
    Gleich darauf ließen sich Schritte auf der Treppe hören, Penellan erschien, und in der nächsten Minute entlud sich seine Pistole
     in das Ohr der Bestie. Ein entsetzliches Gebrüll ertönte, das Thier lockerte, von Schmerz überwältigt, seine Tatzen, und Cornbutte
     glitt in diesem Augenblick halb todt vor Erschöpfung auf's Verdeck nieder, dann aber drückte der Bär in wüthendem Todeskampf
     sein Opfer, den elenden Vasling, zusammen, riß den Leichnam im Falle mit sich und zermalmte ihn unter seinem Gewicht.
    Penellan eilte nun Ludwig Cornbutte zu Hilfe und fand zu seiner großen Freude, daß keine schwere Verletzung das Leben des
     Freundes gefährdete; er hatte nur momentan das Bewußtsein verloren.
    »Marie! ... war sein erstes Wort, als er wieder zum Leben erwachte.
    – Gerettet! frohlockte der Untersteuermann; dort liegt Herming mit einem Dolchstoß durch den Leib.
    – Und die Bären ...?
    – Todt, Ludwig, todt wie unsere Feinde! Ohne die Dazwischenkunft dieser Thiere wären wir verloren gewesen. Laß uns Gott danken
     für seine Gnade!«
    Ludwig Cornbutte und Penellan gingen in das Logis hinab und führten das halb ohnmächtige Mädchen mit sich.

Sechzehntes Capitel.
Schluß.
    Misonne und Turquiette, denen es gelungen war, sich ihrer Fesseln zu entledigen, hatten den verwundeten Herming auf sein Bett
     gebracht; er röchelte bereits und ging schnell einem gewissen Tode entgegen. Die beiden Seeleute beschäftigten sich jetzt
     mit Pierre Nouquet, dessen Wunde glücklicherweise nicht sehr bedenklich war.
    Ein tiefes Leid jedoch stand Ludwig Cornbutte und seiner Verlobten bevor; ihr Vater gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
     War er vor Angst um seinen Sohn, den er in der Hand der Feinde wußte, gestorben? Verschied er bereits, ehe die furchtbare
     Scene sich abspielte? Niemand konnte darauf antworten, und der brave alte Seemann war todt.
    Ludwig und das junge Mädchen verfielen durch diesen unerwarteten Schlag der tiefsten Trauer; sie knieten neben der Leiche
     nieder und beteten inbrünstig für die abgeschiedene Seele.
    Penellan, Misonne und Turquiette wollten sie in ihrem Schmerze nicht stören und stiegen wieder auf das Verdeck. Hier harrte
     ihrer noch manche Arbeit; die Körper der drei Bären wurden auf das Vorderdeck geschleppt, und Penellan behielt sich vor, ihre
     Pelze zu verwenden. Das Fleisch der Thiere zu essen, war ihm keinen Augenblick in den Sinngekommen. Auch hatte sich ja die Zahl der Mannschaft während der letzten Stunden so sehr vermindert, daß jede Sorge in dieser
     Beziehung überflüssig wurde. André Vasling, Aupic und Jocki fanden ihr Grab an der Küste der Bai, und bald folgte ihnen auch
     Herming, der ohne Reue und Buße in der folgenden Nacht seine schwarze Seele aushauchte.
    Die drei Seeleute besserten nun ihr Zelt aus, das an mehreren Stellen arg zerrissen war und den Schnee ungehindert auf das
     Verdeck fallen ließ. Die Temperatur blieb immer noch sehr niedrig und änderte sich erst am 8. Februar, an welchem Tage die
     Sonne wieder über dem Horizont erschien.
    Johann Cornbutte ward gleichfalls an der

Weitere Kostenlose Bücher