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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Bitten, und Penellan hörte, wie er kurze Zeit darauf zu seinen Kumpanen sagte:
    »Der Alte liegt in den letzten Zügen! Gervique, Gradlin und Pierre Nouquet sind nicht viel besser daran! Die Kraft der Anderen
     schwindet von Tag zu Tag mehr; jetzt kommt der Augenblick heran, wo ihr Leben in unserer Hand liegt!«
    Es wäre thöricht gewesen, jetzt noch länger zu zögern, und so beschlossen Ludwig Cornbutte und seine Gefährten, ihre geringe
     Kraft zusammenzunehmen und in der folgenden Nacht die Schurken zu tödten, um nicht von ihnen den Tod zu empfangen.
    Die Temperatur war heute etwas weniger kalt, und Ludwig Cornbutte benutzte diesen Umstand zu einem Gang auf die Jagd.
    Durch verschiedene Spiegelungs- und Brechungseffecte getäuscht, entfernte er sich unvorsichtigerweise weiter von dem Schiffe,
     als es von vorn herein seine Absicht gewesen war, und setzte, obgleich Spuren wilder Thiere auf dem Schnee ihn hätten warnen
     sollen, und er schon etwa drei Meilen zurückgelegt hatte, seinen Weg noch immer fort, weil er durchaus frisches Fleisch mit
     nach Hause bringen wollte. Da überkam ihn ein eigentümliches Gefühl, das ihm den Kopf verwirrte und ihm unerträgliche Uebelkeit
     verursachte; es war dies der »Schwindel der Weiße«.
    Die Rückstrahlung der Eisberge und Eisflächen erfaßte ihn nämlich mit solcher Gewalt, daß es ihm schien, als durchdringe ihn
     die intensiv weiße Farbe vom Kopf bis zu den Füßen; es war ihm zu Muth, als müßte er vor Weiße irrsinnig werden, so war sein
     Auge davon gesättigt, so schweifte sein Blick von weiß auf weiß. Aber ohne sich von dieser furchtbaren Wirkung Rechenschaft
     zu geben, ging er weiter und störte bald ein Schneehuhn auf, das er eifrig verfolgte und auch alsbald erlegte. Der Vogel fiel
     herab, und Ludwig Cornbutte sprang, um ihn zu holen, von einer Eisscholle auf die Fläche nieder. Aber anstatt einen Sprung
     von zwei Fuß zu thun, wie die Strahlenbrechung ihm vorgespiegelt hatte, war er zehn Fuß hoch hinabgestürzt und fiel, vom Schwindel
     ergriffen, schwer zur Erde. Obgleich Ludwig sich hierbei nicht verletzte, begann er doch – ohne eigentlich zu wissen, weshalb
     – um Hilfe zu rufen, und stand erst nach einigen Minuten, als er merkte, daß die Kälte ihn übermannte und der Trieb der Selbsterhaltung
     die Oberhand gewann, mühsam wieder auf.
    Plötzlich drang ein Duft wie von angebranntemFett zu ihm herüber, ohne daß er sich die Entstehung desselben erklären konnte. Da der Wind von der Richtung des Schiffes
     her wehte, mußte er vermuthen, daß der Geruch von dort käme, fragte sich aber vergebens, zu welchem Zweck man auf der Brigg
     Fett verbrenne, da solche Ausdunstung durch die Anziehungskraft, die sie auf die Eisbären ausübt, sehr gefährlich werden kann.
    Von dieser Sorge getrieben, schlug Ludwig Cornbutte den Rückweg nach der Jeune-Hardie ein; es war ihm eine Ahnung gekommen,
     und bei der hohen geistigen Erregtheit, in der er sich augenblicklich befand, verwandelte sich diese in ein Gefühl furchtbaren
     Schreckens. Er glaubte zu sehen, wie sich kolossale Massen am Horizonte hin und her bewegten, und fragte sich, ob abermals
     ein Erbeben der Eismassen zu befürchten sei. Mehrere weiße Wolken legten sich zwischen ihn und das Schiff, ja, er nahm wahr,
     wie sie an der Brigg hinaufkletterten. Er blieb stehen, um das wirre Bild klarer in's Auge zu fassen, und erkannte jetzt deutlich
     in der vermeintlichen weißen Wolke eine Horde Eisbären.
    Die Thiere waren ohne allen Zweifel von dem Fettgeruch, der auch ihm aufgefallen war, angezogen worden. Ludwig Cornbutte verbarg
     sich hinter einem Eisberge und beobachtete von hier aus, wie drei der stärksten Thiere die Eisblöcke, auf denen die Jeune-Hardie
     ruhte, erklommen.
    Bis jetzt schien die nahe Gefahr auf dem Schiffe nicht bemerkt worden zu sein, und Ludwig fragte sich zitternd, wie die Schiffsmannschaft
     sich diesem verhängnißvollen Besuch entgegenstellen, und ob André Vasling und seine Kumpane sich mit denübrigen Leuten vereinigen würden, um die gemeinsame Gefahr abzuwenden.
    Konnten Penellan und seine von Hunger und Kälte halb gelähmten Kameraden diesen furchtbaren Thieren Widerstand leisten? und
     wurden die Leute nicht von dem unvorhergesehenen Angriff überrascht?
    All diese Betrachtungen zogen in einem Augenblick vor dem Geist des jungen Kapitäns vorüber. Die Bären hatten indessen die
     Eisschollen erklommen und machten sich daran, an dem Schiff

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