Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
angesichts der Ungerührtheit, mit der dieser Mann einen geplanten Mord eingestand. Weil Teddy niemals Dörings Befehle in Frage stellte, hatte er auch nicht gezögert, als dieser ihn mitten in der Nacht angerufen und hysterisch angeschrien hatte, er solle Anna Lena auf der Stelle zur Polizeistation nach Königstein bringen.
    »Döring hat Sie gestern Nacht angerufen?«, hakte Bodenstein nach. »Um wie viel Uhr war das?«
    Teddy kratzte sich am Kopf, das hässliche Gesicht nachdenklich verzogen.
    »So um halb vier«, sagte er schließlich.
    »Haben Sie danach noch etwas von Ihrem Chef gehört?«
    »Nee.«
    »Sagt Ihnen der Name Maurice Brault etwas?« Wieder minutenlanges Überlegen. Bodenstein klopfte ungeduldig mit seinen Fingerknöcheln auf die Tischplatte. »Ja.«
    »Ja – was? Woher kennen Sie ihn?«
    »Ich hab für ihn gearbeitet, bevor ich zu Döring gegangen bin.«
    »Aha. Wann haben Sie Brault das letzte Mal gesehen?«
    »So vor zwei Wochen.«
    »Und wo? Weshalb?« Bodenstein verdrehte die Augen. Diesem Mann musste man wahrhaftig alles aus der Nase ziehen!
    »Er hat mich angerufen«, sagte Teddy, »wegen 'nem Spezialauftrag.«
    »Weiter!«, drängte Bodenstein.
    »Das gibt immer Kohle extra. Maurice wollte, dass ich 'ne Fahrt nach Bordo mache.«
    »Nach Bordeaux?«, fragte Pia nach. »Warum? Was für eine Fahrt?«
    Teddy überlegte angestrengt.
    »Ich sollte ein Kind nach Bordo bringen.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick.
    »Ein Kind?«
    »Ja«, Teddy nickte, »'n Mädchen. Hab's in Eschborn abgeholt.«
    »Was hatte Maurice Brault damit zu tun?«
    »Er organisiert so Sachen«, der bullige Mann zuckte die Schultern.
    »Also«, rekapitulierte Bodenstein, »Sie haben also auf Anweisung von Maurice Brault das Kind in Eschborn bei der Spedition Döring abgeholt. Ist das richtig?«
    »Ja«, bestätigte Teddy, »es schlief tief und fest. Ich bin morgens um drei losgefahren, das war am Freitag vorletzte Woche. Hab elf Stunden gebraucht. Um vier war ich in Bordo am Hafen.«
    »Und was geschah dort?«, forschte Pia nach.
    »Da hab ich das Kind abgegeben. An den Skipper vom Schiff vom Boss seim Sohn.«
    »Wie heißt der Sohn von Ihrem Boss?«
    Teddy schien über diese Frage erstaunt.
    »Döring natürlich«, antwortete er, »Philipp Döring.«
    »War er auch da?«, fragte Pia.
    »Nee. Der is doch in Argentinien. Ich hab dem Skipper das Kind gegeben. Und dann bin ich zurückgefahren.«
    »Noch am gleichen Tag?«
    »Ja. Hab zwischendurch ein paar Stunden gepennt, aber am Sonntagmorgen war ich wieder hier.«
    Damit schied Teddy eindeutig als der Mörder Isabels aus. »Was für ein Schiff hat der Philipp Döring denn?«, fragte Pia.
    »So 'ne Art Yacht war das. Echt schick. So mit Holz innen drin und so.«
    »Eine Motoryacht? Oder eine Segelyacht? Wie groß war das Schiff?« Pia blieb geduldig. Teddy kratzte sich ausgiebig seine fettige Kopfhaut, dann erhellte sich sein stumpfes Gesicht.
    »Ich weiß den Namen von dem Schiff. Fand ich nämlich witzig.«
    »Ach ja? Wie hieß es?«
    »Das Schiff hieß ›Goldfinger‹ ...«
     
    Ostermann fand ohne größere Probleme heraus, dass die »Goldfinger II« eine Feadship 45 Vantage war, eine luxuriöse, hochseetaugliche Motoryacht, die mit vierzehneinhalbKnoten unter der Flagge Argentiniens über die Weltmeere schipperte.
    Auf das Schwesterschiff der »Goldfinger II«, nämlich auf die »Goldfinger I«, hatte Hans Peter Jagoda in besseren Zeiten, als er noch als Selfmade-Milliardär und Börsenstar für Schlagzeilen sorgte, gerne gute Geschäftspartner, Journalisten und Freunde eingeladen, um sich für seine Erfolge in passendem Rahmen feiern zu lassen. Regelmäßig war die »Goldfinger I«, die ebenfalls Eigentum von Philipp Döring alias Felipe Durango war, Schauplatz von ausschweifenden Partys in den Häfen von Antibes, Nizza, Monte Carlo oder Palma de Mallorca gewesen. Der junge Mann musste wahrhaftig im Geld schwimmen.
    Eine Weile war es ganz still in dem Besprechungszimmer. Bodenstein blickte in die Runde der Gesichter seiner Mitarbeiter.
    »Ich habe das Gefühl, wir stehen kurz vor der Aufklärung von einem ganzen Haufen Verbrechen, denn ich sehe jetzt glasklar, dass wir hier auf einen internationalen Verbrecherring gestoßen sind. Jagoda, Döring, Dörings Sohn, dieser Maurice – das hängt alles zusammen.«
    »Drogenhandel, Menschenhandel«, Ostermann nickte. »Für einen Logistik-Profi wie Döring ist so was ein Klacks.«
    »Leider sind wir aber Isabels

Weitere Kostenlose Bücher