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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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stoppte. Kampmann wurde aus dem Sattel geschleudert, landete unsanft auf dem geschotterten Boden und kam gerade wieder auf die Beine, als Pia vor der Schranke anhielt. Bodenstein war schon draußen, bevor der BMW ganz zum Stehen gekommen war. Der Reitlehrer rannte in den Wald. Das erschöpfte Pferd stand mit pumpenden Flanken und herausquellenden Augen mitten auf dem Weg. Aus dem Restaurant strömten die unvermeidlichen Schaulustigen, angelockt vom Tumult.
    »Rufen Sie einen Tierarzt für das Pferd!«, rief Bodenstein einem der uniformierten Beamten zu und machte sich gemeinsam mit Pia an die Verfolgung. Kampmann war bereits hinter der ersten Wegbiegung verschwunden, und Bodenstein begann zu laufen, ungeachtet seines schmerzenden Rückens. Der Mann würde ihnen nicht entkommen. Eine Weile liefen sie den breiten Weg entlang, bis Pia feststellte, dass Kampmann sich ins Gebüsch geschlagen haben musste. Fluchend kehrte Bodenstein um. Ausgerechnet in diesem Moment war kein Fußgänger, Radfahrer oder Jogger unterwegs, der den Flüchtenden gesehen hatte. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung unterhalb des Fußgängerweges wahr: Tatsächlich, das war Kampmann!
    »Da ist er«, sagte er zu Pia, dann schrie er: »Bleiben Sie stehen, Kampmann! Das hat doch keinen Sinn!«
    Der Reitlehrer reagierte nicht und lief weiter.
    »Ich versuche, ihm den Weg abzuschneiden«, sagte Pia und rannte den Fußgängerweg weiter. Bodenstein nickte und brach durch das Unterholz. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, das Hemd klebte nass an seinem Rücken. So ein Irrsinn, bei diesen Temperaturen! Zweige klatschten ihm gegen Arme und Beine, er stolperte beinahe über einen verfaulten Baumstumpf und strauchelte – aber das war sein Glück. Unmittelbar vor seinen Füßen tat sich ein steiler Abhang auf, und dort unten lag Kampmann! Bodenstein ging in die Hocke und rutschte durch das trockene Laub vom letzten Jahr hinunter in den beinahe zugewucherten Steinbruch. Sein Herz schlug wie rasend gegen seine Rippen, er schnappte nach Luft, als er unten ankam, doch Reitlehrer Kampmann ging es noch erheblich schlechter als ihm. Er kauerte mit blutüberströmtem Gesicht benommen da, hielt seinen linken Arm umklammert und war in einem kaum besseren Zustand als das Pferd, das er an der »Viehweide« zurückgelassen hatte.
    »Ich verhafte Sie«, keuchte Bodenstein, »wegen Mordes an Isabel Kerstner.«
     
    An der »Viehweide« hatte sich der Menschenauflauf eine Dreiviertelstunde später verzogen. Kampmann war mit einem Rettungswagen nach Hofheim ins Krankenhaus gebracht worden, eskortiert von zwei Polizeibeamten, um jeden weiteren Fluchtversuch zu vereiteln. Bodenstein hielt Ausschau nach dem Pferd, das der Reitlehrer beinahe zu Schanden geritten hätte. Zu seinem Erstaunen erblickte er Dr. Rittendorf, der an der geöffneten Kofferraumklappe seines Autos stand.
    »Na, Herr Kommissar«, sagte der Tierarzt spöttisch. »Haben Sie Ihren Mörder dingfest gemacht?«
    »Das wird sich herausstellen«, erwiderte Bodenstein reserviert. »Wie geht es dem Pferd?«
    Rittendorf warf ihm einen schwer zu deutenden Blick mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier zu.
    »Wir bringen den alten Burschen in die Klinik«, der Tierarzt schob mit dem Zeigefinger seine Brille zurück auf die Nasenwurzel und steckte sein Stethoskop in die Jackentasche, »ich denke, dass wir ihn wieder auf die Beine bekommen.«
    »Das ist gut«, sagte Bodenstein.
    »Haben Sie im Zuge Ihrer Ermittlungen ein Herz für Pferde entdeckt?«, fragte Rittendorf, nicht ohne Sarkasmus.
    »Nein, das hatte ich schon immer«, sagte Bodenstein. »Ich bin mit Pferden aufgewachsen.«
    »Ach ja«, Rittendorf taxierte ihn, »Inka hat so was erzählt. Sie sind der Bruder von Quentin Bodenstein. Richtig?«
    Bodenstein nickte. Sie hatten über ihn gesprochen, Inka und ihre Kollegen. Natürlich.
    »Sie sind vielleicht gar nicht so übel«, sagte Rittendorf.
    »Woraus schließen Sie das?«, nun war es an Bodenstein, sarkastisch zu sein. »Weil ich der Bruder von Quentin bin, oder weil ich Pferde mag?«
    »Weder noch«, Rittendorf schüttelte den Kopf. »Sondern daraus, wie Sie sich für Michas Tochter eingesetzt haben.«
    »Das ist mein Job.«
    »Nein, Marie hätte für Ihre Ermittlungen keine Rolle gespielt.«
    »Wie auch immer. Allerdings ist es auch mein Job, in einem Fall von Selbstjustiz zu ermitteln, der sich erst kürzlich ereignet hat.«
    Rittendorf schloss die Kofferraumklappe und lehnte sich

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