Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
vielleicht etwas präziser werden?«
    »Ich hatte kurz zuvor mit Isabels Hilfe ein Pferd verkauft. Sie rief mich morgens an und bat mich darum, ihr die Provision zu geben, die ich ihr versprochen hatte. So schnell wie möglich.«
    »Warum kam sie nicht einfach in den Stall?«
    »Keine Ahnung. Sie hatte es eilig.«
    »War es üblich, dass Sie ihr Geld gaben?«
    »Ja. Zehn Prozent bei jedem Geschäft, das durch ihre Hilfe zustande gekommen war«, Kampmann wirkte unbehaglich. Er beugte sich vor.
    »Meine Frau weiß das nicht«, sagte er, »niemand wusste das. Es war eine Sache zwischen Isabel und mir. Ohne sie hätte ich in den letzten Jahren nicht so viele Pferde verkaufen können.«
    »Wie viel Geld haben Sie ihr gegeben?«
    »Fünftausend Euro.«
    Das Geld, das sie in ihrer Hosentasche hatte. So weit schien Kampmann die Wahrheit zu sagen.
    »Und dafür haben Sie anderthalb Stunden gebraucht?«
    »Wir haben noch einen Kaffee getrunken, geredet«, Kampmann zuckte die Schultern. »Über ... Pferde.«
    »Sie haben nicht zufällig auch mit ihr geschlafen?«, fragte Bodenstein. Kampmann ging spürbar auf Distanz. Er lehnte sich zurück.
    »Wieso unterstellen Sie und Ihre Kollegin mir immer wieder, ich hätte etwas mit Isabel gehabt?«
    »Sie war eine attraktive Frau«, erwiderte Bodenstein. »Sie haben viel Zeit mit ihr verbracht. Ist der Gedanke so abwegig?«
    »Mein Verhältnis zu Isabel Kerstner war rein geschäftlicher Natur«, sagte Kampmann steif und begann geistesabwesend das sorgfältig arrangierte Blumengesteck auf dem Tisch zu zerpflücken, »alles andere ist Quatsch.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Es herrschte einen Augenblick Schweigen. Durch das schräggestellte Fenster drang entferntes Gelächter und das Geräusch von klappernden Pferdehufen auf Beton.
    »Warum sagen Sie nicht endlich die Wahrheit?« Bodenstein bemerkte, dass der Reitlehrer schwitzte. Seine Augenlider flatterten nervös.
    »Mein Gott, ich bin auch nur ein Mensch«, stieß er unvermittelt hervor, »irgendwann ist es eben passiert.«
    »Nur einmal?«
    Kampmann warf ihm einen unsicheren Blick zu, dann machte er eine hilflose Handbewegung.
    »Meine Frau tut alles für mich«, sagte er gepresst. »Aber Sie können sich nicht vorstellen, wie anstrengend es ist, tagtäglich ihren Ehrgeiz, ihre Eifersucht und ihre Ansprüche ertragen zu müssen. Sie vergleicht sich mit den Einstellerinnen hier im Stall. Da kann ich aber nicht mithalten.«
    »Also haben Sie sich in eine Affäre mit Isabel Kerstner geflüchtet.«
    »Nein. Es war keine Affäre. Wir haben hin und wieder . na ja. Das war nichts Festes, einfach nur . eine Abwechslung.«
    »Wissen Sie, wo Isabel ihre Tochter untergebracht hatte?«
    »Nein. Keine Ahnung.«
    »Was geschah, nachdem Sie Isabels Wohnung verlassen hatten?«, fragte Bodenstein. Kampmann dachte einen Moment nach.
    »Ich bin hierhergefahren, weil ich noch Reitstunden zu geben hatte.«
    Bodenstein fiel die Frau ein, die am frühen Nachmittag bei Isabel aufgetaucht war. Plötzlich glaubte er zu ahnen, wer diese Frau gewesen war.
    »Was fährt Ihre Frau für ein Auto?«
    »Entweder ihren Golf Cabrio oder den Cayenne«, erwiderte Kampmann überrascht. »Wieso?«
    »Nur so«, sagte Bodenstein. »Was geschah dann? Wie haben Sie sich verletzt?«
    »Ich . bin . ich habe . ich habe die Stalltür gegen den Kopf bekommen. Es hat ziemlich geblutet, und ich habe mich am Nachmittag hingelegt, weil ich Kopfschmerzen hatte.«
    Bodenstein betrachtete den Mann, der plötzlich deprimiert und unglücklich wirkte.
    »Meine Frau ist später zu ihren Eltern gefahren«, sagte Kampmann nach einer Weile. »Mein Schwiegervater hatte Geburtstag, aber ich konnte nicht mitfahren. Irgendjemand muss ja nachts auf dem Hof sein.«
    »Wo waren Ihre Kinder?«
    »Auf Klassenfahrt. Sie sind am Sonntag wiedergekommen.«
    »Das heißt, Sie waren an diesem Abend alleine zu Hause?«
    »Ja.«
    »Isabel war am frühen Abend noch mal hier im Stall. Sie sagten zu meiner Kollegin, sie habe zu Döring gewollt.«
    »Das hat sie mir gesagt, ja«, bestätigte Kampmann und malträtierte weiter die Blumen auf dem Tisch.
    »Ist Ihre Frau an dem Abend noch einmal wiedergekommen?«
    »Nein«, Kampmann gelang ein dünnes Lächeln. »Scheint so, dass ich wohl kein Alibi habe. Der Pole, der im Stall arbeitet, hatte an dem Abend frei, deshalb habe ich um neun den Stall abgeschlossen, und da habe ich das tote Pferd gesehen.«
    »Haben Sie sich nicht gefragt, was da geschehen sein kann?«,

Weitere Kostenlose Bücher