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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Gespräche.«
    »Richtig«, Bodenstein nickte nachdenklich. »Es werden immer mehr Puzzlestücke, und die ganze Sache wird unübersichtlich. Sind wir überhaupt noch auf dem richtigen Weg?«
    »Tja«, Pia stützte ihr Kinn in die Hand, »in erster Linie suchen wir den Mörder von Isabel Kerstner. Aber ich glaube, dass irgendwie alles zusammenhängt. Das Problem ist, dass sich die Zahl der Verdächtigen beinahe stündlich vergrößert. Jagoda, Kampmann, nun auch noch Hardenbach.«
    »Hardenbach?«, fragte Bodenstein erstaunt.
    »Ja. Haben Sie nicht auch daran gedacht, dass er durchaus ein Motiv gehabt hatte? Schon die Tatsache, dass er mit Isabel geschlafen hat, macht ihn zu einem potenziell Verdächtigen. Er könnte Angst um seine Karriere gehabt haben. Vielleicht hat er erst sie getötet und dann sich selbst.«
    »Ich bitte Sie, Frau Kirchhoff!«
    »Hat es alles schon gegeben«, antwortete Pia. »Hardenbach hatte ehrgeizige Pläne. Er wollte Justizminister werden, danach vielleicht sogar Bundesstaatsanwalt. Er hatte Familie, einen makellosen Lebenslauf und sehr, sehr viel zu verlieren. So etwas hat schon ganz andere zu Mördern werden lassen.«
    »Möglicherweise wusste er gar nichts von diesen Filmaufnahmen«, überlegte Bodenstein.
    »Ganz sicher wusste er Bescheid. Und ganz sicher hatte dieses Filmchen auch schon seinen Zweck erfüllt«, sagte Pia. »Mein Schwager hat etwas von einem Medikament mit Zulassungsreife erzählt. Für Jagoda geht es jetzt um alles oder nichts. Er braucht wenigstens so lange Ruhe, bis dieses Medikament auf dem Markt ist und er damit seine Firma retten kann.«
    Bodenstein warf seiner Kollegin einen anerkennenden Blick zu.
    »Ganz schön scharfsinnig.«
    »Auf jeden Fall hat Jagoda und nicht Döring die Wohnung nach diesen DVDs durchsuchen lassen«, sagte Pia. »Er hat für meine Begriffe ein sehr starkes Mordmotiv.«
    »Aber auch ein Alibi«, gab Bodenstein zu bedenken. »Er hatte Gäste, die ganz sicher bezeugen können, dass er den ganzen Abend zu Hause war.«
    »Natürlich«, erwiderte Pia. »Er wird sie auch nicht selber umgebracht haben. Aber alleine wegen der Erpressungen, die wir durch die DVDs und Gesprächsmitschnitte nachweisen können, müssten wir einen Haftbefehl für ihn kriegen.«
    »Nein«, Bodenstein seufzte, »das reicht nicht aus. Irgendwie sind mir das auch alles zu viele lose Enden. Hat er wirklich nach dieser DVD gesucht? Oder nach etwas ganz anderem?«
    Sie sahen sich ratlos an. Lorenz kam in die Küche, gefolgtvon dem Hund. Er hatte offenbar geduscht, denn seine Haare waren noch feucht, und er trug ein sauberes Hemd und frische Jeans.
    »Wo ist Rosi?«, fragte Bodenstein seinen Sohn.
    »Also, Papa, ehrlich«, der junge Mann schüttelte den Kopf, »manchmal kriege ich echt Angst um dich. Hast du sie nicht selber heute Morgen zur Schule gefahren? Erinnerst du dich nicht an das Köfferchen, das sie dabeihatte?«
    »Ach, stimmt ja«, Bodenstein verzog das Gesicht. »Klassenfahrt.«
    Lorenz grinste.
    »Ich wollte mir gerade Pizza holen. Soll ich euch was mitbringen?«, fragte er.
    »Haben Sie heute schon etwas gegessen?«, erkundigte sich Bodenstein bei seiner Kollegin. Plötzlich bemerkte Pia, wie leer ihr Magen war. Ein Sandwich morgens, mittags nur ein Twix, das war sehr wenig.
    »Nicht besonders viel«, erwiderte sie also. »Aber ich will keine Umstände machen.«
    »Machen Sie nicht«, versicherte Lorenz von Bodenstein. »Also?«
    »Für mich einen Salat und eine Thunfisch-Pizza«, sagte Bodenstein. »Und Sie, Frau Kirchhoff? Ich lade Sie ein.«
    »Na dann«, sie grinste, »auch einen Salat und eine Pizza mit Sardellen und Knoblauch. Wenn ich schon sündige, dann richtig.«
     
    Bodenstein holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und verschwand kurz im Keller, um nach einer Flasche Wein zu suchen. Pia blickte sich in der Küche um. Getrocknete Kräuter hingen an der Wand, Hundenäpfe standen auf dem Boden, Kochbücher stapelten sich auf dem Fensterbrett, und an einer Pinnwand steckten mehrere Schichten von Postkarten,Kinokarten und allen möglichen Zettelchen. An der Wand über dem Tisch hing ein herrliches Aquarell, das eine provenzalische Landschaft darstellte. Hier lebte eine glückliche Familie. Unwillkürlich dachte Pia an die kalte, immer perfekt aufgeräumte Hightech-Küche, die sie in ihrer Frankfurter Wohnung gehabt hatte. Henning hatte keine Kinder, keine Haustiere, keine bunten Farben und keine Unordnung gewollt, deshalb war ihr Haus immer

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