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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Bücherregal verborgen, bisher schon zweimal der Steuerfahndung entgangen war. Dummerweise wusste er nicht, wie weit seine Frau über seine Geschäfte informiert war, deshalb musste alles verschwinden. Ganz sicher würde er es bald erfahren, denn Anna Lena würde ihr störrisches Schweigen nicht ewig durchhalten können. In seinem Inneren brodelte heißer Zorn. Jagoda hatte bei den Bullen zugegeben, dass er hinter den Sexvideos steckte, die Isabel aufgenommen hatte! Wie konnte der Mann so unglaublich dumm sein? Gerade jetzt, wo alles bestens lief und diese intrigante kleine Schlampe mausetot war, da verlor er die Nerven! Friedhelm Döring verachtete Schwäche und hasste Unprofessionalität, und beides legte Jagoda auf einmal an den Tag, nachdem er jahrelang keinerlei Skrupel gezeigt hatte. Während er ganze Berge von Akten und dicke Papierstöße durch den Wolf jagteund mit starrem Blick beobachtete, wie sich seine sämtlichen wundervollen, in langen Jahren zusammengetragenen Druckmittel in kleine Fetzchen verwandelten, verspürte er das dringende Verlangen, jemanden mit eigenen Händen zu töten! Es war halb sechs, als Döring unter den Schreibtisch kroch, mit einem Schraubenzieher das Gehäuse seines Rechners öffnete, um die Festplatte auszubauen. Als er den Inhalt des ersten Müllsacks im Kamin in Flammen aufgehen sah, hatte sich seine unbändige Wut in kalte Rachsucht verwandelt.
     
    Bodenstein erwachte mit rasendem Herzklopfen aus einem entsetzlichen Alptraum, in dem er bis zum Hals in einem eisigen See eingefroren war. Als er die Augen aufschlug, brauchte er ein paar Sekunden, bis er begriff, dass er noch immer in der Badewanne saß. Das Wasser war inzwischen eiskalt geworden, und vor den Fenstern war es stockdunkel.
    »So ein Mist«, fluchte er und bemühte sich, seinen erstarrten Körper aus der Wanne zu bewegen. Anfälle von Schüttelfrost ließen seine Zähne klappernd aufeinanderschlagen, und als er endlich das Wasser verlassen und mit steifen Fingern den Lichtschalter betätigt hatte, drohten seine Knie unter ihm nachzugeben. Sein ganzer Körper war vom Wasser aufgequollen, außerdem schmerzte sein Genick von der unnatürlichen Lage in der Badewanne. Bodenstein stolperte aus dem Badezimmer hinaus, benommen vor Müdigkeit und der eisigen Kälte, die ihn schüttelte. Mit Entsetzen bemerkte er, dass es schon Viertel vor zehn war. Er hatte beinahe sieben Stunden in der Badewanne gelegen und wie ein Toter geschlafen! Zitternd und zähneklappernd suchte er nach seinem Handy. Als er es in der Tasche seines Sakkos gefunden hatte, musste er feststellen, dass es aus war. Akku leer.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, flüsterte er vor sich hin, schlüpfte in eine Unterhose und versuchte sich daran zuerinnern, wo er das Aufladekabel zuletzt gesehen hatte. Er fand es in der Küche. Seine Hände zitterten so stark, dass es eine Weile dauerte, bis er das Kabel angeschlossen und das Handy wieder angeschaltet hatte. Die Mailbox kündigte ihm neun neue Nachrichten an. Um kurz nach fünf hatte Pia insgesamt dreimal auf das Band gesprochen, um ihm mitzuteilen, dass nach ersten Untersuchungen im Cherokee von Manfred Jäger Blutspuren gefunden worden waren, deren Blutgruppe Anna Lena Döring zugeordnet werden konnte. Das Auto war zwar sorgfältig gereinigt worden, aber man hatte Fasern von Kleidern und ein paar Haare gefunden. Fingerabdrücke waren Fehlanzeige, dafür gab es vier Zigarettenkippen in dem überquellenden Aschenbecher, die eine andere Marke hatten als die Marlboro, die Jäger rauchte. Im Labor wurde auch die Erde untersucht, die im Profil der Reifen, unter dem Autoboden und an allen möglichen anderen Stellen des Autos gefunden worden waren. Manfred Jäger war im Februar 2003 zu anderthalb Jahren Haft verurteilt worden, weil man in seinem LKW bei einer Zollkontrolle Drogen gefunden hatte. Jäger hatte sofort zugegeben, dass er auf eigene Rechnung geschmuggelt hatte, und da er nicht vorbestraft und überdies geständig war, hatte er nur neun Monate absitzen müssen, der Rest war in eine Bewährungsstrafe umgewandelt worden. Theodor van Eupen war nicht vom Polizeicomputer erfasst und bei der von Personalchef Rückert angegebenen Adresse nicht anzutreffen. Allerdings schien er dort noch zu wohnen. Zwei Beamte warteten vor dem Haus auf sein Erscheinen. Felipe Durango war weder mit seinem neuen noch mit seinem alten Namen im Polizeicomputer zu finden. Im Internet gab es hingegen bei Google

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