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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich einen Ruck, schaffte es in die Vertikale und schlurfte ins Bad.
    »Herr Scheuermann« , sagte die Toilette, während Tim in wohliger Gedankenleere sein Wasser ließ, »Ihr Urin zeigt Anzeichen eines Diabetes im Frühstadium. Soll ich einen Termin bei Ihrem Hausarzt für Sie vereinbaren?«
    Nun war Tim wach, mit einem Schlag. Himmel, ging das wieder los? »Nein!«, rief er aus. Mit seinem Urin war alles in Ordnung; wegen dieser Fehlalarme hatte er schon zwei Nachmittage beim Arzt verschwendet.
    »Der nächste mögliche Termin wäre 10 Uhr 40 am kommenden Donnerstag. Soll ich zusagen?«
    »Verdammt, nein!« Am Donnerstagvormittag war Meeting zu den Entwicklungen auf den afrikanischen Märkten; das hatte er bloß vergessen, im Kalender einzutragen.
    »Ich habe den Termin vereinbart und in Ihrer Agenda vermerkt.«
    »Blöder Kasten.« Tim drückte den Spülknopf, der zugleich die Selbstreinigung und Desinfektion der nanotechnisch bearbeiteten, absolut schmutzabweisenden Schüssel veranlasste. Die Toilette war ein Sonderangebot gewesen, aber es hatte von Anfang an Kompatibilitätsprobleme gegeben. Man hatte ihm hoch und heilig versprochen, dass mit dem neuesten Firmware-Update alle Probleme beseitigt sein würden – ja, Pustekuchen.
    Halbnackt wie er war tappte er hinüber ins Arbeitszimmer, zog seinen Personal Assistent aus der Ladestation und schaltete ihn ein. Sie haben 35 wartende Nachrichten, darunter 1 dringende von Jason (Australien), stand auf dem Startschirm. Das hatte alles Zeit, obwohl er sich fragte, was ausgerechnet Jason Dringendes haben mochte. Er ging auf den Kalender, suchte den Termin bei Dr. Sporn heraus und gab den Befehl, ihn zu stornieren. Während die Verbindung aufgebaut wurde, sah er aus dem Fenster. Es würde heute sonnig und warm werden. Das Survival-Training fand draußen statt, so viel hatte man ihnen verraten.
    Die Panne mit der Toilette kam Tim auf einmal vor wie ein böses Omen.
    Endlich hatten sich der PA und der Rechner der Arztpraxis darauf geeinigt, den Termin zu streichen. Tim blockierte gleich den Donnerstag für das Afrika-Meeting. Das Stichwort Afrika veranlasste die eingebaute Künstliche Intelligenz, aus den Besprechungsprotokollen den Hinweis zu extrahieren, dass man es ihm aufs Auge gedrückt hatte, die Wirtschaftsfachleute aus Nairobi vom Flughafen abzuholen. »Danke«, murmelte Tim. Das hätte er jetzt völlig verschwitzt. Schon ein Segen, dass es diese Geräte gab. Er vermerkte in seiner To-do-Liste, sich noch einmal um das Problem mit der Toilette zu kümmern.
    Als er zum Frühstück herunterkam, stand der Bote mit den Lebensmitteln in der Tür, die das Küchensystem bestellt hatte. Tim sah auf einen Blick, dass in der Kiste wieder zwölf der überteuerten, ungesunden süßen Fruchtdesserts lagen, von denen sich sein Sohn am liebsten ausschließlich ernährt hätte. Tim fischte eine der knallroten Packungen heraus. »Ich habe den Kühlschrank so eingestellt, dass er dieses Zeug nicht mehr bestellen soll. Sven, warst du das?«
    Der tat, als könne er sich unmöglich von seinem Carry-Pad losreißen. » Nullo. Wahrscheinlich hast du wieder mal nicht richtig abgespeichert.«
    »So, meinst du?« Wahrscheinlich war es eher wieder mal Zeit, das Admin-Passwort für die Küche zu ändern.
    Der Mann im Overall reichte Tim hüstelnd ein Faltblatt. »Sie sollten sich allmählich was wegen des Upgrades überlegen. Das jetzige System wird nur noch bis Ende August unterstützt.«
    Tim nahm den Prospekt. Er war aufwendig gemacht, mit sich bewegenden Druckbildern, und bot die für die künftige Übertagbelieferung erforderlichen Kühlschränke an. Die musste man in die Außenwand einbauen lassen, damit sie durch den Boten von außen geöffnet und beschickt werden konnten.
    »Wie soll das gehen?«, zischte Maren ihm zu. »Wir brauchen den Kühlschrank in der Küche, nicht im Flur!«
    »Himmel, ja«, gab Tim zurück. »Was willst du machen? Das Haus ist zehn Jahre alt, da ist eben nicht alles kompatibel. Im schlimmsten Fall haben wir künftig halt zwei Kühlschränke, so dramatisch ist das auch nicht.« Er nickte dem Boten zu. »Wir lassen es uns durch den Kopf gehen.«
    Das Frühstück fand unter dräuenden Wolken statt, gerade so, als sei es die persönliche Schuld von Tim Scheuermann, dass als letzter der Lebensmittelkonzerne, zu denen ihr Haushaltssystem kompatibel war, nun auch FoodNet die personalintensiven morgendlichen Belieferungen der Haushalte einstellte. Tim war froh, als er

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