Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
ein Gummiball voller Ölflecken und wuselte auf Pugwat zu, der abwartend an der Treppe lehnte. »Und?«, hechelte er. »Alles klar? Ich bin ziemlich in Eile, vielleicht könntest du die Sachen abladen, während ich …«
    Pugwat hob die Hand und stoppte damit den Redefluss. »Ich fürchte, wir haben ein kleines Problem.«
    »Ein Problem? Was denn für ein Problem? Ist es wegen dem Grav? Ich kann dir ein Büschel Drillip drauflegen, wenn du das meinst, oder auch zwei …«
    »Zwei«, sagte Pugwat und pulte ein Stück Drillip-Rinde zwischen seinen Zähnen hervor. »Einen für den Zahlungsverzug und einen, weil du dir einen Gravitonenneutralisator gekrallt hast, der für ein Schlachtschiff ausreichen würde.«
    »Einverstanden.« Trelpaum breitete die Hände aus. »Problem beseitigt?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Sag nicht, dass ich die Kartentanks nicht haben kann. Du weißt, was die mit mir machen, wenn ich ohne zurückkomme.«
    Pugwat nickte voll falschen Mitleids. »Ja, man kann schon verdammt Pech haben mit Geschäftspartnern.« Er deutete mit einem Kopfnicken hinter sich, in Richtung des Schrottplatzes. »Ich weiß, wie das ist, glaub mir.«
    Trelpaum begriff erst nicht, weil man gegen den weißglühenden Mittagshimmel kaum etwas sah und die Luft über den Metallbergen ohnehin flimmerte von der aufsteigenden Hitze. »Bei der Gnade des Kaisers …!«, entfuhr es ihm, als er es sah, und sein Unterkiefer sackte herab, als seien alle Muskeln durchtrennt worden, die ihn hielten.
    Über den beiden Schmugglerschiffen erhob sich die irisierende Kuppel eines gefechtsbereiten Schutzschirms.
     
    Sie drohten ihm. Sie schmeichelten ihm. Sie versuchten ihn zu überreden, zu bestechen, zu verführen. Und er konnte den Funk nicht einfach abschalten, konnte nicht einmal die Steuerkanzel verlassen, solange er auf Antwort wartete.
    »Ich schicke dir Fiudara«, versprach Trelpaum mit bebender Stimme. »Ich zahle. Eine ganze Woche, wenn du willst. Wirklich, das ist mein Ernst. Du weißt nicht, was für mich auf dem Spiel steht …«
    »Du kannst dich da drin nicht ewig verbarrikadieren, du verrückter Kimmebauldi«, dröhnte Pugwat. »Irgendwann gehen deine Vorräte zu Ende, oder ein Patrouillenschiff kommt und schießt dir einen Haufen Löcher in deinen Schutzschirm. Und dann? Was hast du dann davon?«
    Jowesh saß schweigend vor dem Kommunikator, starrte die Tastatur an, die in Cheymee beschriftet war, und kaute auf seinen Fingernägeln. Vielleicht war er tatsächlich verrückt geworden. Allein, es zu wagen, eine solche Nachricht zu schicken, wegen einer solchen Lappalie, einer solchen Spinnerei … Er musste verrückt sein, auf Antwort zu hoffen. Lachen, das würden sie. Lauthals lachen.
    Aber er wartete trotzdem. Pugwat wurde es irgendwann müde, und auch Trelpaum, der vor Angst schlotterte, hörte auf zu flehen und zu bitten, als die Sonne unterging. Es wurde ringsum dunkel, man sah nur noch das blaue Glimmen der Energiezäune und den orangenen Schein hinter den Scheiben des Büros am Hügelwall und hörte das tiefe Summen des Schirmfeldprojektors. Jowesh hielt es lange aus, dann ging er schlafen, legte sich in irgendein Bett und versank sofort in tiefe, beunruhigende Träume.
    Am nächsten Morgen war eine Nachricht der Verwaltung da, besiegelt und bestätigt: Er sei entlassen wegen Insubordination und Verstoß gegen ein Dutzend verschiedener Vorschriften, mit sofortiger Wirkung und ohne Anrecht auf einen Scheidebrief, und er habe das Gelände unverzüglich zu verlassen. Jowesh löschte die Nachricht und wartete weiter, beobachtete die Sonne, wie sie gleißend am Himmel hochkroch und Flammen herabschickte über die rostzerfressenen Eingeweide toter Raumschiffe, und das Geräusch der beiden Stimmen verschwamm zu einem Brei zusammenhangloser Laute. Die Konzentratnahrung schmeckte tatsächlich lausig, das Wasser roch abgestanden, und viel war von beidem nicht mehr da. Aber Jowesh wartete, noch eine Nacht und noch einen Morgen, und er wusste nicht mehr, wer da zu ihm sprach aus dem Lautsprecher. Er hatte diesen Mann einmal gekannt, hatte mit ihm getrunken und sich eine Hure mit ihm geteilt, und nun wusste er nicht einmal mehr seinen Namen.
    Dann fiel auf einmal ein mächtiger Schatten über den Platz, größer als jeder Schatten, den ein Patrouillenschiff hätte werfen können. Jowesh sah hoch und erkannte ein Schlachtschiff, bei der Gnade des Kaisers, ein Schiff der Zerstörerklasse, das mit einsatzbereiten Geschützrohren am

Weitere Kostenlose Bücher