Eine undankbare Frau
verzweifelt. »Würden Sie bitte kurz mit reinkommen? Entschuldigen Sie die Belästigung, aber das ist eine sehr schwierige Situation.«
Die beiden Bestatter zögerten. Die Vorstellung, Helge Landmark in die Augen sehen zu müssen, bereitete ihnen großes Unbehagen. Sie hatten plötzlich Schwierigkeiten, sich zu ihrem Beruf zu bekennen. Aber sie taten dennoch, worum Astrid sie gebeten hatte, stiegen aus und folgten ihr ins Haus. Im Wohnzimmer angekommen blieben sie unschlüssig stehen und sahen Helge Landmark in seinem Rollstuhl abwartend an.
»Guten Abend.«
Helge Landmark nickte ihnen zu, und sie erwiderten den Gruß. Er zeigte mit einer weißen Hand aus dem Fenster.
»Verzeihen Sie, ich halte Sie auf«, sagte er. »Aber es geht um dieses Auto.«
»Ich meine«, sagte Landmark, »das ist doch ein Prachtauto.«
Jetzt konnten die beiden sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Das stimmt«, sagte Ingemar Arnesen.
Landmark musterte noch immer das Fahrzeug. Er fuhr sich mit einer Hand durch das strähnige Haar.
»Haben Sie den schon lange?«, fragte er.
»Seit Mai.«
Landmark sah den Jüngeren der beiden an. Er sah noch sehr jung aus, und hatte vor Verlegenheit rote Flecken auf den Wangen.
»Und wie heißen Sie?«, fragte Landmark schroff.
»Knoop«, antwortete er. »Karl Kristian Knoop.«
Sicherheitshalber verbeugte er sich dabei.
»Sie sind noch in der Ausbildung?«, fragte Landmark.
Der Junge nickte. Er wollte sich unbedingt korrekt verhalten und warf seinem Chef ununterbrochen unsichere Blicke zu.
»Ja, und durften Sie schon mal fahren?«
Knoop schüttelte verlegen den Kopf. Landmark sah Knoops Chef an und seine Augen funkelten.
»Sie müssen ihn fahren lassen«, sagte er. »Man muss die Jungen zum Zug kommen lassen. Die sind zu so viel mehr imstande als wir.«
Alle schwiegen für einen Moment. Astrid knetete ihre Hände, denn sie wusste nicht, was kommen würde. Aber Helge hatte einen Entschluss gefasst, das konnte sie an seinen Augen ablesen.
»Dann erzählen Sie mal von dem Auto«, bat er. »Was ist das für eins?«
Die Männer entspannten sich augenblicklich und Arnesen ergriff das Wort.
»Das ist ein Daimler«, führte er aus. »Ein Eagle Daimler, siebenundachtziger Modell.«
»Nicht schlecht«, sagte Landmark. »Ist bestimmt eine Freude, den zu fahren?«
»Eine große Freude«, nickte Arnesen zustimmend.
»Den haben Sie aber nicht hier gekauft, oder?«
»Wir haben den von Wilcox Limousines«, sagte Arnesen. »Gebraucht. Er gehörte vorher einem Bestatter namens Morning Glory.«
»Sieh an, ha, ha«, lachte Helge Landmark. »Morning Glory. Auch ein schöner Firmenname.«
»Hundertvierundsechzig PS .«
»Mm.«
»Mit so einem ist auch Prinzessin Diana gefahren«, sagte Arnesen. »Also, ich meine, in so einem wurde sie vom Flughafen abgeholt. Als sie aus Paris nach Hause gebracht wurde.«
»War aber nicht billig?«, fragte Landmark.
»Vierhunderttausend«, erwiderte Arnesen. »Aber mit allem Drum und Dran, Lederausstattung, Walnussholz, nur vom Feinsten. Wenn Sie nur wüssten, wie es da drinnen riecht. Ich kann Ihnen sagen, das duftet nach Luxus und Raffinesse.«
»Und keine Fahrgäste, die auf dem Rücksitz nerven?«, fragte Helge augenzwinkernd.
»Nein«, Arnesen räusperte sich. »Da nervt niemand. Die Fahrt mit diesem Wagen ist wie ein Segeltrip. Nur ein angenehmes Schaukeln. Praktisch ohne Motorengeräusche.«
Helge Landmark warf einen letzten Blick auf das Auto und wandte sich dann wieder an die Männer.
»Kann man eine Bestellung aufgeben?«, fragte er.
»Eine Bestellung?« Arnesen sah ihn fragend an. Knoop starrte verstört auf einen Punkt im Boden, konzentrierte sich auf ein Astloch in der Platte des Eichentisches.
»Ich würde gern in diesem Wagen fahren«, sagte Landmark und nickte zum Fenster hinüber. »Wenn die Zeit gekommen ist. Oder vergangen, wenn Sie so wollen.« Es wurde still im Wohnzimmer der Landmarks. Aber die Stille hielt nicht lange an, denn Arnesen und Knoop gingen auf ihn zu und schüttelten seine Hand.
»Es wird uns eine Ehre und eine Freude sein«, sagte Arnesen.
»Eine Ehre und eine Freude«, wiederholte Knoop.
»Das ist gut«, sagte Landmark. »Und das macht es auch leichter für Astrid. Wenn Sie in der Tür stehen, wie alte Bekannte. Ist das abgemacht, Astrid?«
Sie nickte, mit Tränen in den Augen.
Dann war die kurze Besprechung auch schon vorbei. Astrid brachte die Gäste zur Tür und sie verabschiedeten sich. Als der Daimler von Memento auf
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