Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
und sie tut es aus genau diesem Grund.«
»Aber das ist doch gemein. Außerdem ... wen kümmert es, dass du nicht verheiratet bist? Du bist klug und hübsch und liebenswert. Du hast einen tollen Job und einen wunderbaren Sinn für Humor. Und du bist eine gute Freundin.«
»Danke Hubert. Schreib das auf, und wenn ich vierzig und verzweifelt bin und mein Profil bei einer Internet-Partnervermittlung ausfülle, rufe ich dich an, und du hilfst mir dann bei den Formulierungen.«
Wir standen einen Moment lang schweigend da und sahen uns an, als wollten wir gleich zum Duell auseinandergehen. Hubert stupste den Staubsauger mit einem Finger und grinste. »Hast du auch so einen Kohldampf wie ich? Ich bin am Verhungern!«
Eine halbe Stunde später kehrte er mit sechsmal so viel Essen, wie ich es normalerweise für mich allein holte, vom Chinesen
zurück. Ich schätzte, das war der Preis dafür, dass ich nicht mitfahren wollte und einfach gesagt hatte, alles, was er auswählen würde, sei in Ordnung.
»Da klang alles so gut – ich konnte mich nicht entscheiden.« Er zog die weißen Schachteln aus der Tüte und reihte sie auf der Küchentheke auf. »Ich dachte, so können wir von jedem etwas probieren.«
»Hmm, das duftet köstlich.« Es war Stunden her, seit wir die Bagels mit Frischkäse gegessen hatten, und ich spürte meinen Magen grummeln.
Wir luden uns Essen auf die Teller und setzten uns.
»Beim Chinesen habe ich zufällig Belinda getroffen.« Hubert riss ein Päckchen Sojasoße auf und träufelte etwas davon auf seinen Reis.
»Welche Belinda?«
»Deine nette Nachbarin mit den Hunden.«
Ach, die Belinda!
»Sie kam gerade raus, als ich rein ging. Beinahe hätte ich sie eingeladen, uns Gesellschaft zu leisten, aber wir haben schon so lange nichts mehr zusammen gemacht, dass ich dachte, zu zweit wäre es schöner.«
Wir aßen eine Weile schweigend weiter, bis Hubert sagte: »Während ich auf unser Essen gewartet habe, habe ich übrigens Kellys Schwester angerufen.« Der Satz hing einige Sekunden in der Luft, bevor Hubert sich räusperte und fortfuhr: »Kelly geht nicht ans Telefon und ich dachte, Rachel weiß vielleicht etwas.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Nicht viel. Vor allem, dass es ihr leid tut, dass es mit uns nicht geklappt hat, und sie habe mich immer gern gemocht.
Sie fand es abscheulich, dass Kelly eine Umzugsfirma angeheuert hat, um meine Sachen rauszuschmeißen, ohne mir Bescheid zu sagen.«
»Bescheid? Hast du erzählt, dass sie dich ausgesperrt hat – barfuß und ohne Geld?« Er sah so zerknirscht aus, dass ich meine Worte sofort bereute.
Er seufzte. »Jedenfalls schien Rachel der Meinung, dass es endgültig sei.«
Ach, tatsächlich? Ich biss mir auf die Zunge, damit ich es nicht laut aussprach.
»Ich verstehe das einfach nicht.« Er wirkte traurig und verloren.
»Es tut mir wirklich leid, Hubert.« Was konnte ich sonst sagen?
»Wenn ich nur wüsste, was der Grund ist. Es nicht zu wissen, ist das schlimmste.«
»Ich bin sicher, es ist nichts, das du getan hast.« Ich griff über den Tisch und tätschelte seinen Arm. »Sie ist einfach nicht die Richtige, Hubert. Du wirst darüber hinwegkommen.«
Er machte den Mund auf, als wollte er widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders. Um das Thema zu wechseln, fragte ich nach seiner Arbeit.
»Bist du es nicht allmählich leid, ständig von sechsundzwanzig Gören angestarrt zu werden?«, wollte ich wissen. »Ständig trägst du die Verantwortung und musst immer einen Schritt voraus sein.«
Er sah mich verwundert an. »Du meine Güte, nein! Das werde ich nie leid sein! Ich liebe es. Die Kinder sind toll! Ich liebe ihren Enthusiasmus und ihre Sicht der Dinge. Ich liebe es
zu spüren, dass ich für jemanden etwas verändere. Es ist nie langweilig. Klar, manche Sachen nerven – die Stundenplanung ... sichergehen, dass ich alles abdecke, was beim Vergleichstest abgefragt wird ... Und ich bin im Komitee für die Lehrpläne, was ganz schön nervenaufreibend sein kann, aber wenn ich nicht mitmache, entscheiden andere über meine Arbeit. Insgesamt würde ich aber nie etwas anderes machen wollen.« Er klickte seine Stäbchen gegeneinander, nahm dann ein Stück Huhn mit Sesam und balancierte es zu seinem Mund.
»Wäre es nicht schöner, an der Highschool zu unterrichten?«
»Auf keinen Fall, Lola. Ich gehöre an die Grundschule.«
»Ich bewundere dich ja. Ich könnte das nicht.«
»Was ist denn mit dir?«, erkundigte er sich nun.
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