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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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und war ganz neidisch auf ihre Vertrautheit gewesen. Unser Vater hatte eine Mundharmonika, aber das einzige Lied, das er konnte, war »Michael, Row Your Boat Ashore«. Ihn spielen zu hören, war eine besondere Art der Folter. Nein, wir waren nicht die Ingalls. Und auch nicht die Waltons, aber das war vielleicht sogar ein Segen – all diese Menschen in dem Haus und nur ein Badezimmer! Es ist mir egal, wie sehr sich alle in der Familie lieben – wenn man nicht pinkeln gehen kann, wann man möchte, leidet die Lebensqualität beträchtlich.
    Ryan unterbrach meine Gedanken. »Und womit verdient Mindy ihr Geld?«
    »Sie hat ein Diplom in Betriebswirtschaft.« Ich drehte ein paar Nudeln auf meine Gabel. »Als ob die Welt eine weitere Betriebswirtin bräuchte! Sie spricht fließend Französisch und Spanisch und wollte eigentlich als Dolmetscherin zur UNO gehen oder so etwas, aber Chad, ihr Verlobter, würde nie aus Wisconsin wegziehen. Im Moment bearbeitet sie Hypothekenanträge.« Ich verzog das Gesicht, um anzudeuten, was ich davon hielt, und Ryan grinste. »Na ja, irgendjemand muss das wohl machen.«
    »Ja, wahrscheinlich«, bestätigte er.
    Als wir mit dem Essen fertig waren, schlug Ryan noch Nachtisch vor. Er sagte, das Tiramisu sei göttlich, und nach ein paar Bissen musste ich ihm zustimmen. In meinem beschwipsten Zustand hätte ich allerdings allem zugestimmt.
    Nach dem Dessert bestellten wir Kaffee. Ryan erzählte mir vom besten Kaffee, den er vor Kurzem getrunken hatte – natürlich in Panama. »Ich habe eine Sorte mitgebracht, die sie nicht einmal exportieren«, sagte er. »Den besten behalten sie normalerweise für sich selbst.« Das führte zu einer Diskussion über Restaurants auf der ganzen Welt. Wenn er sprach, sah er mir direkt in die Augen, und wenn ich redete, schien er alles außerordentlich spannend zu finden. Nicht, dass ich viel zu einem Gespräch über internationale Küche beizutragen gehabt hätte!
    Antonio schenkte meinen koffeinfreien Kaffee bereits zum vierten Mal nach, als mir auffiel, dass wir die letzen Gäste im Lokal waren. »Oh, um wie viel Uhr schließen Sie eigentlich?«, fragte ich ihn mit Blick auf die Uhr.
    »Das Restaurant hat um neun bereits geschlossen, aber die Bar ist bis elf Uhr geöffnet.« Er deutete in Richtung einer Lounge im Nebenbereich und ich bekam den Eindruck, dass er nichts dagegen gehabt hätte, wenn wir den Tisch verließen.
    »Möchtest du noch einen Drink?«, erkundigte sich Ryan.
    »Oh, nein! Ich muss morgen arbeiten. Ich sollte jetzt lieber nach Hause fahren.«
    Antonio brachte die Rechnung. Sofort griff ich nach meiner Handtasche, um meinen Anteil zu bezahlen, doch Ryan winkte ab. Er zog ein Bündel Banknoten aus der Tasche, zählte ein paar davon ab und legte sie auf den Tisch.
    Als wir zum Parkplatz gingen, merkte ich, wie mir der Wein direkt zu Kopf stieg. »Ich glaube, ich habe ein bisschen viel getrunken«, sagte ich und bemühte mich, ihn zu fokussieren. Ryan sah mich besorgt an. »Normalerweise trinke ich nicht mehr als ein oder zwei Gläser.«
    »Ich kann dich doch nach Hause bringen.« Er legte mir brüderlich eine Hand auf die Schulter. »Dein Haus liegt ja praktisch auf dem Weg.« Ha, ha, ein kleiner Witz.
    »Na ja.« Ich sah zu meinem Wagen und zögerte.
    »Wir sagen im Lokal Bescheid, dass wir dein Auto hier lassen, und morgen früh bringe ich dich her, damit du zur Arbeit fahren kannst.«
    »Ach, nein«, erwiderte ich, als ich plötzlich einen klaren Gedanken fasste. »Ein Freund wohnt gerade bei mir, der kann mich morgen hier absetzen.« Und dann fiel es mir siedend heiß ein: Ich hatte Hubert nicht gesagt, dass ich nach der Arbeit noch ausgehen wollte. Ich war so daran gewöhnt, allein zu leben und niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, dass mir gar nicht eingefallen war, ihm Bescheid zu geben. Mein Handy – die einzige Möglichkeit, wie er mich hätte erreichen können – war den ganzen Abend ausgeschaltet gewesen. Schuldbewusst dachte ich an seinen fröhlichen Abschiedsgruß am Morgen – »Bis zum Abendessen!« – und hoffte, er hatte sich nicht die Mühe gemacht, etwas zu kochen. Ich hätte ihn am liebsten sofort angerufen, aber das wäre ein bisschen so gewesen, wie den Feuerlöscher zu holen, nachdem die Hütte schon abgebrannt ist.
    Nein, es wäre besser, noch zwanzig Minuten zu warten und alles persönlich zu erklären. Selbst wenn ich ein winzig kleines bisschen betrunken war.

15
    In Ryans Wagen roch es nach Leder und

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