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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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dachte, du wärst vielleicht entführt worden oder in irgendeinen Unfall verwickelt. Und die Polizei wollte nichts unternehmen, weil du noch nicht lange genug verschwunden warst.«
    »Du hast die Polizei verständigt?« Das war ja vollkommen überreagiert. Als nächstes hätte er wohl noch mein Foto auf Milchkartons drucken lassen! »Warum denn das?«
    »Ich dachte, dass etwas Schreckliches passiert ist. Ich dachte, du wärst tot .« Seine Stimme erinnerte mich an meine Mutter, wenn sie völlig irrational war.
    »Das ist doch albern. Natürlich war ich nicht tot. Ich war nur verabredet.« Sobald ich es gesagt hatte, wusste ich, dass es die falsche Antwort gewesen war. Zu flapsig. Hubert hob resigniert die Hände und ging aus dem Zimmer. Nein, er stürmte hinaus und trampelte dabei lauter als nötig auf den Holzfußboden. Ja, ich hatte verstanden!
    »Tja«, meinte nun Brother Jasper zu den anderen, »da Lola heil und gesund wieder hier ist, denke ich, dass wir alle nach Hause gehen können.« Er lächelte mich an. »Ich bin sehr froh, dass es falscher Alarm war.« Dann beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Hubert war ganz krank vor Sorge. Er mag Sie wirklich sehr gern.«
    Ich nickte. Wie eine Flugbegleiterin stand ich neben der Tür, während einer nach dem anderen das Haus verließ. »Ich bin sehr dankbar, dass Sie Hubert Beistand geleistet haben«, beteuerte ich Myra, die nur grunzte. Brother Jasper und Ben Cho lächelten mich im Vorbeigehen an. »Das Missverständnis tut mir sehr leid«, sagte ich, als Belinda über die Schwelle schritt. Sie blieb stehen und reichte mir einen Strumpf – einen meiner eigenen. Dem Geruch nach zu urteilen, stammte er aus dem Schmutzwäschekorb.
    »Wir wollten Roger losschicken, dass er Ihre Fährte aufnimmt, falls Sie bis Mitternacht nicht zurück gewesen wären. Ich glaube, er hätte es tatsächlich geschafft. Haben Sie bemerkt, wie er sofort auf Sie zusprang, als Sie durch die Tür kamen? Ich war schwer beeindruckt. Er hat etwas von einem Bluthund in sich, da bin ich überzeugt.«
    Ich lächelte schwach. »Danke, dass Sie gekommen sind, Belinda.« Ich meinte das nicht wirklich so, aber es kam automatisch heraus, so wie ich beim Essen immer eine Serviette auf den Schoß legte.
    »Oh«, erwiderte sie, »gern geschehen. Das hätte ich um nichts in der Welt verpassen mögen.«
    Ich schloss die Tür ab und schob zusätzlich den Riegel vor. Dann zog ich den Vorhang zurück, entdeckte das offene Fenster und schloss es ebenfalls. Was hatte Hubert sich nur dabei gedacht, alle herzubitten? Und warum war er so wütend? Ich wusste, dass meine Nachricht auf dem Anrufbeantworter komisch klang, aber mal ehrlich ... die Polizei? Und selbst wenn er sich Sorgen gemacht hatte, verstand ich nicht, welchen Vorteil die Nachbarn dabei brachten. Dass sie ihre Hintern auf meinem Sofa plattsaßen, hatte meine Heimkehr bestimmt nicht beschleunigt. Wenn hier jemand sauer sein sollte, dann doch wohl ich!
    Ich hatte gehört, wie Hubert nach oben gegangen war, und jetzt hörte ich ihn in seinem Zimmer herumlaufen. Später, wenn er sich beruhigt hätte, würde ich mich entschuldigen und wir würden die Sache aus der Welt schaffen. Ich vermutete, dass er wegen der Trennung von Kelly immer noch verletzt war und dies als Symptom zeigte.
    Ich ging zum Couchtisch, um die Zeitschriften und Zeitungen wieder ordentlich aufzustapeln, und entdeckte dabei zwei Fotos. Wahrscheinlich von Hubert. Das eine war ein Bild aus meinem dritten Jahr an der Highschool, das andere eine Vergrößerung von Piper, Hubert und mir nach unserem Abschluss. Na gut, Piper hatte bereits ein Semester früher ihren Abschluss gemacht, aber es war trotzdem der Sommer
nach unserer Highschool-Zeit. Piper und ich saßen rechts und links von Hubert und er hielt uns im Arm. Alle drei grinsten wir in die Kamera. Mir fiel auf, dass mein Haar an jenem Tag sehr schön geglänzt hatte. Ich drehte die Fotos um, doch auf keinem stand ein Datum. Allerdings hatte Hubert auf der Rückseite des Gruppenfotos in sauberer Handschrift unsere Namen notiert und hinter mein Bild hatte ich gekrakelt: »Für Hubert, den besten Freund, den man nur haben kann. In Liebe, Lola.« Meine Handschrift war seither nicht besser geworden.
    Auf dem Couchtisch entdeckte ich dann auf dem Zeitschriftenstapel eine Karteikarte. Als ich sie umdrehte, sah ich in Huberts Schrift: »Lola Watson, Größe: 1,65 m, Gewicht: 55 kg, braunes Haar, nussbraune Augen«. Ach, du meine Güte!

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