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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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noch etwas anderem – ein sehr angenehmer Duft. Nicht so, als wenn man einen Fichtennadel-Lufterfrischer-Wunderbaum an den Rückspiegel hängt – es duftete eher nach einem Zimt-Potpourri. Ich konnte nichts dementsprechendes entdecken und überlegte, ob Luxusautos mit einer eigenen Aromalüftung geliefert wurden.
    Trotz unserer beschwingten Abendunterhaltung war ich auf der Rückfahrt eher still und sah auf dem Weg in unser Viertel die Bürogebäude und Einkaufszentren am Fenster vorbeiziehen. Ich war schon lange nicht mehr als Beifahrerin mitgenommen worden und es war ein schönes Gefühl, sich einfach nur zurückzulehnen und jemand anderen durch die Straßen navigieren zu lassen.
    Ryans Radio war auf den Cool-Jazz-Sender von Milwaukee eingestellt. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er mit den Fingern der rechten Hand im Takt aufs Lenkrad klopfte. Bei einem Saxophonsolo musste ich an Lisa Simpson denken. Fast hätte ich es gesagt, entschied mich aber dagegen. Ein Ignorant zu sein, war eine Sache, aber man musste es ja nicht gleich ausposaunen.
    Als wir vor mein Haus fuhren, war ich überrascht, dort Licht und Bewegung hinter den zugezogenen Vorhängen zu erkennen. Es sah aus wie die Einbrecherszene in Kevin allein zu Haus , wo der Junge Schaufensterpuppen und Pappaufsteller benutzt, um eine Party zu simulieren. Wer zum Teufel war da drin? Hatte Hubert seine Pokerfreunde eingeladen, ohne mir Bescheid zu geben?
    »Sieht aus, als hätte dein Freund Gäste«, stellte Ryan fest. Ich wollte meine Tür öffnen, aber er drückte meinen Arm, um mich davon abzuhalten. »Ich mache dir auf.« Er stieg aus, kam auf meine Seite und öffnete die Beifahrertür. Es war eine seltsame, altmodische Geste – an die ich mich hätte gewöhnen können. Als ich ausgestiegen war, schlug er die Tür zu und deutete auf mein Haus. »Alles in Ordnung?«
    »Alles prima, danke.« Mein erster Eindruck war richtig gewesen – im Haus bewegte sich etwas, wie Motten in einem Lampenschirm. Offenbar war Hubert nicht allein. Und anscheinend stand ein Fenster offen, denn ich hörte Stimmen und etwas, das wie Hundejaulen klang.
    »Also gut. Das war ein sehr schöner Abend. Ich ruf dich noch an und wir können die Details zur Hochzeit besprechen.«
    Hochzeit? Ach, du Schande! Hatte ich nicht klar gemacht, dass ich die vorgetäuschte Verlobung abblasen wollte? Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie ich es formuliert hatte, aber mir war so, als hätten wir das Thema beim Abendessen geklärt. Ich räusperte mich und war für einen Moment ganz verwirrt – hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, alles aufzuklären, oder ins Haus zu stürmen und herauszufinden, was Hubert dort veranstaltete.
    »Vielleicht können wir Ende der Woche noch einmal essen gehen und dann ins Kino?« Er klang so zaghaft, als wäre er nicht sicher, ob ich ein weiteres Mal mit ihm ausgehen würde. Ich fand das sehr anziehend.
    »Sehr gern«, erwiderte ich.
    »Super.« Ich sah wieder die kleinen Fältchen um seine Augen, als er lächelte. Er beugte sich vor, umarmte mich kurz, lehnte sich zurück, um mich anzusehen, und umarmte mich dann erneut. Eine europäische Verabschiedung ohne das Wangenküssen. »Ich bringe dich noch zur Tür, dann fahre ich nach Hause.«
    Ich dachte an Hubert und alle anderen, die Ryan und mich möglicherweise vom Fenster aus sehen konnten, und fühlte mich so unsicher wie ein Teenager bei der ersten Verabredung. »Das ist lieb von dir, aber von hier aus schaffe ich es auch allein.«
    »Also gut.« Er nickte zustimmend. »Gute Nacht, Lola.«
    Es gefiel mir, wie er meinen Namen aussprach, in zwei langen, runden Silben: Lo-la. Wäre das Leben eine Barry-Manilow-CD, hätte er wohl losgesungen. Her name was Lola, she was a showgirl ...
    Ich ging den Weg zu meinem Haus hinauf und hörte Ryan beim Einsteigen pfeifen. Auf der Veranda drehte ich mich um und winkte und er winkte zurück, bevor er losfuhr. Oh, ich hoffte sehr, dass ich ihn wiedersehen würde, und das nicht nur als Nachbarn. Ich dachte an die letzten Stunden zurück. Was die Konversation betraf, hatte ich mich ganz gut gehalten, und er hatte tatsächlich über meine Witze gelacht. Das war immer ein gutes Zeichen. Hätte ich bloß nicht so viel getrunken! Aber vielleicht fand er es ja auch charmant, dass
ich so wenig Alkohol vertrug, und sah es nicht als Charakterschwäche an. Ich konnte es nur hoffen.
    Als ich den kleinen Eingangsflur meines Hauses betrat, wurde das Stimmengemurmel lauter. Ich

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