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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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verstaute meine Handtasche im Garderobenschränkchen und trat ins Wohnzimmer. Zuerst bemerkte mich niemand, während ich die ganze Truppe nur allzu deutlich vor mir sah. Hubert stand mit dem Rücken zu mir. Auf der Couch saßen Crazy Myra, Brother Jasper und Ben Cho. Belinda stand, den Husky an ihrer Seite, vor meinem Ohrensessel. Ich bekam das beklemmende Gefühl, dass die Nachbarschaftswache sich neuerdings in meinem Haus versammelte.
    Der Hund entdeckte mich im selben Moment wie ich ihn. Er kam auf die Pfoten und schlingerte an Hubert vorbei, um mir seine Schnauze zwischen die Beine zu schieben.
    »Lola ist da«, sagte Brother Jasper und stand auf. »Gott sei Dank! Was für eine Erleichterung!«
    Ich schob gerade den Hund weg, als Hubert sich umdrehte. Sein zunächst noch sorgenvolles Gesicht hellte sich augenblicklich auf. »Lola, Gott sei Dank!« Er umarmte mich so fest, dass ich vom Boden abhob. Meine Nase und mein Mund wurden gegen seinen Oberkörper gepresst und ich bekam kaum noch Luft. Dann hielt er mich auf Armeslänge von sich. »Wo warst du? Ich hab mir ja solche Sorgen gemacht!«
    Die anderen kamen herbei, fragten dasselbe und nickten einvernehmlich. Belinda tätschelte den Kopf ihres Hundes und murmelte, »Guter Junge, Roger, guter Junge.«
    Hatte der sich etwa auch Sorgen um mich gemacht?
    »Oh nein«, sagte ich. »Es tut mir leid, aber ich bin nur nach der Arbeit noch ausgegangen. Eine Verabredung in letzter
Minute.« Das schien sie allerdings nicht zu beruhigen. »Es passierte so schnell, dass ich ganz vergessen habe anzurufen.«
    Hubert ließ die Hände sinken. »Du hast vergessen anzurufen?« Er drehte sich zur Gruppe. »Sie sagt, sie hat vergessen anzurufen.« Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. So, wie er die Fäuste ballte, wirkte er beinahe zornig. Ich überlegte, wie ich mich noch besser entschuldigen könnte, doch sein pulsierender Adamsapfel lenkte mich irgendwie ab.
    »Ich weiß, ich hätte anrufen sollen, aber ehrlich gesagt hatte ich ganz vergessen, dass du hier bist. Ich weiß, das klingt furchtbar, aber ich bin es einfach noch gewohnt, allein zu sein und kommen und gehen zu können, wie es mir beliebt.«
    »Aber du hast angerufen, Lola. Du hast eine Nachricht hinterlassen.«
    Er sagte das im Brustton der Überzeugung, doch ich wusste, dass das nicht stimmen konnte. »Ich hätte anrufen sollen«, wiederholte ich. »Es tut mir wirklich leid, aber ...«
    Hubert hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Dann lehnte er sich über den Beistelltisch und drückte den Abspielknopf des Anrufbeantworters. Ich hörte meine eigene Stimme. »Hallo, hier ist Lola. Er fährt einen dunkelblauen Wagen, zweitürig, ich glaube, es ist ein Mustang. Kennzeichen MOR-007.« Dann kam eine Pause. »Er ist ungefähr eins achtundachtzig, dunkle Haare, braune Augen. Er sagt, sein Name sei Ryan.« Selbst für mich klang es so, als würde ich ein Verbrechen anzeigen.
    Als die Maschine sich abschaltete, hätte man die Stille mit dem Messer schneiden können. Dann meldete sich Hubert zu Wort. »Was hatte das zu bedeuten, Lola?«
    »Ich wollte nur ...« Ich presste einen Moment lang die Hände auf meine Wangen, weil ich merkte, dass sie vor lauter Scham rot wurden. Meine Nachbarn starrten mich an und erwarteten offensichtlich eine Erklärung. Ben Cho hüstelte und stellte sich von einem Fuß auf den anderen. Also platzte ich heraus: »Ich bin mit einem Typen essen gegangen, einem Bekannten von Piper, aber da ich ihn selbst nicht kannte, dachte ich, es wäre eine gute Idee, sein Nummernschild und eine Beschreibung festzuhalten. Nur für den Fall.« Das klang lahm. Der Hund legte den Kopf schief, wie um meine Glaubwürdigkeit zu taxieren.
    »Aber ich habe Piper angerufen und sie hatte keine Ahnung, wo du bist«, sagte Hubert. »Sie konnte mir lediglich sagen, dass du sie am Telefon abgewürgt hast, als sie dich in der Redaktion anrief, was ich sehr beunruhigend fand. Dann habe ich deine Eltern angerufen und die wussten gar nichts, machten sich allerdings auch keine Sorgen. ›Sie wird schon irgendwann wieder auftauchen‹, hat deine Mom gesagt.« Er schien ehrlich entsetzt. »Danach bin ich sechs Mal zwischen dem Haus und deinem Büro hin und her gefahren und habe nach dir gesucht. Ich habe in der Nachbarschaft geklopft und gefragt, ob irgendjemand eine Ahnung hat, wo du bist. Niemandem fiel etwas ein, aber sie machten sich alle so viel Sorgen, dass sie vorbeikamen und mir Beistand leisteten. Ich

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