Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
scherzhaft aus, aber ich wusste, dass sie sauer war. Und niemand ärgerte Mindy ungestraft. Es hatte
Zeiten gegeben, wo ich dachte, sie hätte einen bestimmten Kommentar von mir oder einen Streit zwischen uns vergessen, aber das kam nur, weil sie wollte , dass ich es dachte. Diese Frau hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant. Ich sagte: »War doch nur Spaß« und imitierte ihren betont freundlichen Gesichtsausdruck, aber wir beide wussten, wo wir standen. Dass in diesem Moment unsere Getränke serviert wurden, bewahrte uns vor einem Zickenkrieg. Zumindest erstmal.
Die Apple-Martinis sahen sehr lecker aus, so dass Chads Bier und mein Kaltgetränk langweilig und bieder wirkten. Die Stiele der Martinigläser waren im Zickzack geformt und das Getränk leuchtete neongrün. Bei Ryan klemmte eine Limettenscheibe am Glasrand; Mindy hatte um eine Kirsche gebeten, die mittlerweile auf den Boden gesunken war. Unter Missachtung aller Tischregeln fischte sie sie mit den Fingern heraus und steckte sie in den Mund. »Ich finde, jedes Obst würde besser schmecken, wenn es vorher in Wodka eingelegt worden wäre«, kommentierte sie.
»Das finde ich auch«, bestätigte Ryan galant.
Glücklicherweise drehte sich das Gespräch im Folgenden wieder um die Speisekarten. Ryan erklärte geduldig, woraus die einzelnen Vorspeisen bestanden, und beschrieb Geschmack und Schärfegrad, um etwas Passendes für Chad zu finden. Ich war beeindruckt, wie sehr er sich mit den Zutaten und der Zubereitung auskannte, und sagte das auch.
»Ich habe mich schon immer für fremdländische Küche interessiert«, erwiderte er, »und auch diverse Kochkurse belegt. Jetzt, wo ich die meiste Zeit im Ausland essen muss, kommt mir das sehr zugute.«
»Reist du viel?« Mindy war beeindruckt.
»In der ganzen Welt. Beruflich bedingt.«
»Oh, in welche Länder?«
Doch bevor Ryan antworten konnten, unterbracht Chad: »He Mann, wenn die hier was haben, das wie Chicken Nuggets schmeckt, dann nehme ich das.«
Ryan überflog erneut die Speisekarte. »Wie wäre es mit etwas, das wie Huhn in Barbecue-Soße schmeckt?«
»Das wäre prima, solange es nicht zu scharf ist. Kennst du das, wenn deine Lippen sich anfühlen, als ob sie brennen?« Aus unerfindlichem Grund fragte er mich . Als ob ich etwas über brennende Lippen wüsste! »Ich hasse das.«
»Das ist nicht scharf«, sagte Ryan und klappte die Speisekarte zu. »Es schmeckt eher süßsauer.«
Nachdem wir bestellt hatten und die Kellnerin mit den Speisekarten verschwunden war, lehnte Mindy sich dicht an Ryan, löcherte ihn mit Fragen über seine Reisen und hing bei seinen Antworten geradezu an seinen Lippen. Der Arme – sie hatte ihn komplett in Beschlag genommen und es wäre unhöflich gewesen, nicht auf sie einzugehen. Ich konnte sehen, dass er ihr Spiel durchschaute, aber er war ein Gentleman und benahm sich vorbildlich. Chad saß still daneben und nickte. Doch sobald das Essen serviert war, gab er sein vorgetäuschtes Interesse auf und konzentrierte sich auf den Karottensalat, der ein Teil seiner Beilage war. Am Hühnchen selbst hegte er nicht so viel Interesse, wie ich sah. Er schob es mit der Gabel hin und her und nahm nur wenig davon in den Mund.
»Mindy und Chad sind seit Mitte der Highschool zusammen«, sagte ich, als Mindy mal einen Moment Ruhe gab. »Sie lernten sich im Sommer vor ihrem dritten Jahr im Freibad
kennen. Warum erzählst du Ryan nicht die Geschichte, Mindy? Sie ist so süß. Ich kann sie gar nicht oft genug hören.«
Sie presste die Lippen zusammen. Ich wusste, sie war sauer, dass ich das Gesprächsthema gewechselt hatte. »Ach, das«, meinte sie wegwerfend. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Eine typische Highschool-Romanze – wir lernten uns im Schwimmbad kennen und fingen an auszugehen. Das ist alles.«
Chad legte seine Gabel ab. »Aber Baby, du hast den Teil vergessen, wo du mit Jessica redest und nicht darauf achtest, wohin du gehst, und dann direkt in mich reinläufst.« Bei der Erinnerung musste er schmunzeln. »Sie hat mich voll ins tiefe Ende geschubst und war dann ganz zerknirscht. Ich war pitschnass, weil ich schon mein T-Shirt angezogen und das Handtuch um den Hals gelegt hatte. Ich sah furchtbar aus, mit angeklatschten Haaren und ganz aus der Puste. Ich glaube, sie ist nur mit mir ausgegangen, weil sie so ein schlechtes Gewissen hatte. Aber als wir uns dann trafen, war es das. Für mich gab es keine andere mehr.«
»Schon damals konnte man sehen, dass sie mal heiraten
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