Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
und den Blog eines der Visual-Effects-Typen verfolgt, also kannte er sich bestens aus. Das Ganze hatte genug Ähnlichkeit mit einem Videospiel, um ihn bei Laune zu halten.
Immer wenn er kurz unterbrach, um Luft zu holen, stellte ich eine neue Frage. »Hast du mir nicht mal von einer Methode erzählt, wie sie ein paar Leute filmen und dann eine riesige Menge daraus machen? Wie funktioniert das?« Ich lächelte Mindy freundlich an, um darauf hinzuweisen, dass ich ihren Verlobten in unser Gespräch mit einbezog, weil ich ja so nett war.
Wir drei anderen waren so in der Lage, die köstlichen Gerichte zu essen, während Chad uns in die Geheimnisse computergenerierter Trickszenen einweihte. Ich war, offen gesagt, sehr zufrieden mit mir und auch Chad hatte ich seit seiner bestandenen Führerscheinprüfung nicht mehr so glücklich gesehen.
Als unsere Teller abgeräumt wurden, hatte sich der Punktestand zu meinen Gunsten verschoben – es herrschte wieder Gleichgewicht am Tisch. Ryan und ich erzählten von unserem Film und ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie unsere Hände sich berührt hatten. Für die meisten Menschen war das eine ganz banale Sache. Mütter nahmen ihre Kinder an die Hand, wenn sie die Straße überquerten, Teenager hielten im Einkaufszentrum Händchen und dachten sich nichts dabei. Für mich jedoch hatte es eine besondere Bedeutung. Es war ein Anfang.
»Das ist der Film, in den ich gehen wollte«, sagte Mindy. »Ich liebe Kate Hudson. Aber Chad musste ja unbedingt seinen Horrorfilm sehen.« Sie zog ihren berüchtigten Schmollmund. Ich fing Ryans Blick auf und wir sahen uns verschwörerisch an – das schon wieder ...
»Den Film können wir ja das nächste Mal sehen. Wie wäre es mit morgen Abend?« Chad war auf seine Art ganz süß – wie ein Hundewelpe, der sich einschmeicheln wollte.
»An zwei Abenden hintereinander ins Kino? Ich bitte dich! Nein.« Sie verschränkte die Arme wie ein verwöhntes Kind.
»Möchte jemand noch Nachtisch oder Kaffee?«, erkundigte sich Ryan.
Ich erwiderte sein strahlendes Lächeln und dachte bei mir, dass er seine Bestimmung verfehlt hatte. Falls er es je leid gewesen wäre, als Firmenberater zu arbeiten, hätte er auch einen exzellenten Diplomaten abgegeben. »Ich hätte gern einen Kaffee, danke«, sagte ich in dem Wissen, dass weder Mindy noch Chad Kaffee tranken – so erwachsen waren sie noch nicht. Ich hoffte, dass Ryan und ich wie beim letzten Mal noch einige Zeit vor unseren dampfenden Tassen sitzen könnten,
während meine Schwester und ihr Verlobter ihren Teil der Rechnung zahlten und verdufteten. Ich hätte allerdings wissen müssen, dass Mindy es mir wieder einmal verdarb.
»Ich hätte gern noch Nachtisch«, sagte sie. »Die Kalorien kann ich gut gebrauchen, ich versuche nämlich, ein paar Pfund zuzunehmen. Das fällt mir wirklich schwer.« Sie sah mich nicht an, doch ich wusste, dass der Seitenhieb für mich bestimmt war. Für mich war es nämlich schon immer ein Kampf gewesen, mein Gewicht in Grenzen zu halten. Es fiel mir furchtbar schwer, auf Süßigkeiten zu verzichten – Mindy hatte damit keinerlei Probleme und wenn sie sie aß, merkte sie nicht einmal etwas.
»Es gibt eine exzellente Auswahl«, sagte Ryan. »Der Käsekuchen ist besonders lecker.«
»Thailändischer Käsekuchen?«, fragte Chad. »Wie schmeckt der denn? Ist der mit irgendwelchen komischen Gewürzen oder so?«
»Käsekuchen ist keine Spezialität aus Thailand«, erklärte Ryan. »Ich glaube, den bieten sie nur an, weil er hier so beliebt ist. Man geht übrigens davon aus, dass Käsekuchen ursprünglich aus Griechenland stammt. Das erste Mal wurde Käsekuchen erwähnt, weil er den Athleten der allerersten olympischen Spielen serviert wurde.«
»Wow, dann gibt es den ja wirklich schon lange!«, staunte Chad.
Als die Kellnerin mit dem Desserttablett kam, lehnten Chad und ich dankend ab. Ryan wählte einen Käsekuchen mit Himbeeren und Mindy einen mit Amaretto.
»Sehen Sie zu, dass Sie ihr das größte Stück bringen«, bat ich die Bedienung. »Sie hat gesagt, sie braucht extra viele Kalorien.«
Die Frau hob erstaunt die Augenbrauen, erwiderte aber: »Sehr wohl«, als sie das Tablett wieder auf die Schulter hob.
Nachdem sie weg war, herrschte Mindy mich an: »Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen, Lola. Ich brauche nicht das größte Stück.«
»Oh, tut mir leid«, erwiderte ich. »Dann habe ich das falsch verstanden. Ich dachte, du hättest gesagt, du
Weitere Kostenlose Bücher