Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
unglaublicher: Dass wir zwei uns so gut verstehen und auch noch in derselben Straße wohnen? Es ist alles so unfassbar.
Ich denke, das war mehr als Zufall.« Er strich mit einem Finger über meine Wange. »Das war Schicksal.«
Als er mich anlächelte, begann mein Herz schneller zu schlagen. Vage nahm ich das Kläffen eines Hundes auf der anderen Straßenseite wahr und das Brummen eines Heckenschneiders ein paar Häuser weiter, doch die Geräusche drangen nicht wirklich in mein Bewusstsein. Alles, was in diesem Moment zählte, waren Ryan und ich auf seiner Veranda.
Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr. »Lola, das Schicksal hat uns zusammengeführt.« Dann küsste er meinen Hals, genau unter dem Ohr.
Ich spürte einen wohligen Schauer, bis mir bewusst wurde, dass er »Schicksal« gesagt hatte. Das Wort erinnerte mich immer an George McFlys Versprecher in Zurück in die Zukunft , wo er zu Lorraine sagt: »Ich bin deine Rikscha.« Es war einer dieser Filmsprüche, die Hubert und ich uns manchmal gegenseitig zitierten. Das und die Tatsache, dass Ryans Lippen mich kitzelten, brachten mich zum Kichern. Ich versuchte, es zu unterdrücken, aber trotzdem entfuhr mir ein Laut, den man nur als unterdrücktes Prusten bezeichnen konnte. Nicht gut.
Ryan wich zurück und sah mich fragend an. »Das ist aber nicht die Reaktion, die ich normalerweise bekomme.«
»Tut mir leid.« Ich schnappte nach Luft. »Das liegt nicht an dir, sondern an mir. Ich bin da sehr kitzlig. Also, es fühlte sich sehr gut an, aber ... diese Stelle ...«
»Oh.« Er lächelte und wartete darauf, dass ich mich wieder beruhigte.
Ich atmete tief durch. »Ehrlich, das tut mir leid.« Ich strengte mich sehr an, wieder ernst zu werden. Sobald ich
mich gefangen hatte, beugte er sich erneut vor, immer noch lächelnd, wie ein Vampir in einem Film. Ich wappnete mich und hoffte, er würde diesmal eine weniger empfindliche Stelle nehmen, und zum Glück sah ich, dass er auf meinen Mund zielte. Beste Lage für Küsse. Der Mann lernte schnell.
Ryan war etwas größer als Hubert und musste sich weiter hinunterbeugen, so dass ich wünschte, ich wäre weniger klein oder wir würden sitzen, aber dies war kein Moment für Verhandlungen. Er hatte meinen Mund fast erreicht und ich schon die Augen geschlossen, als ...
»Guten Abend, die Herrschaften.«
Die unverkennbare Stimme von Brother Jasper! Gestern ein Retter, heute ein Störenfried.
Ryan und ich brachen unseren Kussversuch ab und drehten uns zu Brother Jasper um, der auf dem Bürgersteig stand.
»Guten Abend«, grüßte Ryan mit vorbildlicher Höflichkeit. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass soeben ein höchst wichtiger Moment zerstört worden war. »Schönes Wetter heute.«
»O ja, ganz bestimmt. Ich wollte gerade zu den Chos zum Essen gehen und habe mich gefragt, ob wir uns dort sehen, Lola?«
»Nein, Hubert ist noch nicht wieder fit.« Es war komisch, ein Gespräch über vier Meter Entfernung zu führen. Ich wollte aber auch nicht näher zu ihm hingehen. »Aber Ben Cho hat uns Kimchi und irgendetwas anderes vorbeigebracht. Darauf freuen wir uns schon.«
»Dann geht es Hubert hoffentlich besser?« Der gute Brother Jasper – machte sich immer Sorgen um andere! Wenn er es doch nur woanders tun würde!
»Oh, viel besser, danke sehr. Ich werde ihm ausrichten, dass Sie nachgefragt haben.«
»Tut mir leid, dass ich Sie gestern Abend zuerst nicht erkannt habe«, schaltete sich nun Ryan wieder ein. »Ich hatte nicht mit Ihnen gerechnet.«
»Ist schon gut«, versicherte Brother Jasper. »Wenn ich ehrlich bin, war ich auch überrascht, Sie zu sehen.« Er wedelte mit dem Zeigefinger. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie beide sich kennen.«
»Oh, wir kennen uns recht gut.« Ryan fuhr mit der Hand über meinen Rücken. »Und lernen uns immer besser kennen.«
Ich fand, das reichte an freundlicher Unterhaltung. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte ich. »Grüßen Sie die Chos von mir.«
»Das werde ich.« Brother Jasper hob die Hand, als wollte er winken, dann überlegte er es sich anders. »Ach, Lola ... Wenn Sie einmal Zeit haben, dürfte ich Sie dann bitten, mich kurz zu besuchen? Ich möchte ein paar Dinge mit Ihnen besprechen.«
Bitte nicht wieder das Nachbarschaftsfest! Oder, schlimmer noch, die Nachbarschaftswache. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
»Nein, es ist nur ...« Er lächelte verhalten. »Ich wohne schon sehr lange hier und möchte Ihnen zur Vorsicht ein paar
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