Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
Vom Netzwerk:
könnte ihm vielleicht helfen.«
    Ich nahm ihm die Karaffe ab und musterte sie. »Soll er das trinken?«
    »Das ist mein ureigenes Anti-Kater-Rezept«, erklärte er. »Tomatensaft und Tabascosoße und ein paar andere Sachen, die ich nicht verraten möchte. Manche Dinge sollten geheim bleiben.«
    »Tja, danke.« Ich stellte die Mixtur neben all die anderen undefinierbaren Lebensmittelspenden der Nachbarschaft in den Kühlschrank. So viel Essen, aber nichts zum Sattwerden. »Das ist sehr fürsorglich von dir.« Ich drehte mich wieder zu den beiden um und freute mich, dass ich so gelassen bleiben konnte.
    »Gerade, als ich zu dir rübergehen wollte, kam Mindy angefahren«, erklärte Ryan, als hätte er meine nächste Frage geahnt. »Wir sind uns also zufällig über den Weg gelaufen.«
    »Wolltest du mich denn auch besuchen?«, erkundigte ich mich. Dass Mindy ganz allein bei mir vorbeikäme, wäre eine Premiere gewesen. Wenn sie es vermeiden konnte, ging meine Schwester nirgends allein hin. Auf der Highschool hatte sie zu den Mädchen gehört, die immer im Rudel unterwegs waren. Mit zunehmendem Alter sank die Zahl der Rudelmitglieder, aber ohne Jessica oder Chad war sie selten anzutreffen.
    »Nein, ich wollte nicht dich besuchen«, erwiderte sie und klang dabei fast gehässig, wie ich fand. »Ich wollte zu Ryan. Ich dachte, ich hätte vielleicht meine Sonnenbrille in seinem Auto liegen gelassen, weil ich sie seit gestern Abend nicht mehr finden kann. Den ganzen Tag lang muss ich schon die Augen zusammenkneifen und ich will doch nicht eine dieser Frauen werden, die schon mit dreißig Krähenfüße haben.«
    Sie hatte ihre Sonnenbrille in Ryans Wagen liegen gelassen? Wie bitte? Irgendetwas roch da faul und ich nahm seltsame Schwingungen von Ryan auf. Es war minimal, eine kleine unsichere Bewegung, während er mein Gesicht auf eine Reaktion hin studierte, aber unverkennbar. Ich blieb ruhig. »Warum sollte ihre Sonnenbrille in deinem Auto sein?«, fragte ich Ryan weniger anklagend als neugierig.
    Ryan winkte ab – ach, das! »Liebste Lola, ich hatte ja gar keine Gelegenheit mehr, dir zu erzählen, wie es gestern Abend weiterging, nachdem du uns verlassen musstest. Wir haben noch in Ruhe unseren Nachtisch gegessen und uns unterhalten. Natürlich haben wir dich sehr vermisst, aber Mindy hat
viele Geschichten aus alten Zeiten erzählt, also warst du im Geiste bei uns.«
    O Gott, ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, welche Geschichten sie dafür ausgewählt hatte! Bestimmt die, wo ich einmal im Badezimmer unserer Großeltern eingesperrt gewesen war. Die Tür hatte sich nicht mehr öffnen lassen, egal, wie oft ich am launischen Türschloss herumrüttelte. Mein Vater musste mit einer Leiter durch das Fenster im zweiten Stock steigen, um mich zu befreien. Er brauchte dann selbst ziemlich lange, um die Tür aufzubekommen, also war es wohl kaum meine Schuld gewesen. Trotzdem liebte Mindy diese Geschichte, vor allem, da sie fünf Minuten vor mir ins Bad gegangen und problemlos wieder hinausgekommen war. Und sie war damals erst fünf Jahre alt gewesen, wie sie immer wieder gern betonte, ich dagegen schon zehn.
    »Und dann«, fuhr Ryan fort, »musste Brad leider gehen.«
    »Chad«, korrigierte Mindy.
    »Richtig, Chad .« Ryan nickte. »Chad musste gehen. Wegen einer Fernsehsendung, die er unbedingt sehen wollte. Wir hatten gerade noch Drinks bestellt und anstatt zu hetzen, schlug Mindy vor, ich könnte sie ja nach Hause fahren.«
    Da waren so viele Löcher in der Story, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Zunächst einmal: Was tat Mindy, meine kurz vor der Hochzeit stehende Schwester, allein mit meinem Pseudo-Verlobten? Hatte sie denn gar keinen Sinn für Anstand? Okay, sie wusste noch nicht, dass Ryan und ich verlobt waren, aber sie musste annehmen, dass wir seit meinem Einzug in die King Street zusammen waren, und das waren immerhin fünf Monate. Fünf Monate – und sie fühlte sich befugt, meinen Freund anzubaggern?
    Ganz zu schweigen vom alten Sonnenbrillen-Trick. Wenn sie schon unter irgendeinem Vorwand zu Ryan fuhr, dann sollte sie sich zumindest etwas Glaubwürdigeres ausdenken. »Du dachtest also, du hättest deine Sonnenbrille in seinem Wagen vergessen. Warum hattest du denn nachts eine Sonnenbrille auf? Damit die Dunkelheit dich nicht so blendet?«
    Meine Frage brachte sie ein wenig aus der Fassung, doch sie fing sich schnell wieder. »Natürlich habe ich sie gestern nicht getragen. Sie muss aus meiner

Weitere Kostenlose Bücher