Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
dass weder Mindy noch Hubert ein Problem für ihn seien. Es war sein voller Ernst.
»Ich weiß, was du denkst«, sagte er. »Es klingt, als wollte ich dich unter einem Vorwand ins Bett kriegen.« Ryan lehnte sich gegen den Verandapfosten, als posierte er für einen Landhauskatalog. »Und ich würde lügen, wenn ich sagte, dass mir die Vorstellung, mit dir zu schlafen, nicht schon oft durch den Kopf gegangen wäre. Du bist smart und sexy ...
Welcher Mann würde nicht gern mit dir schlafen? Aber ehrlich gesagt – und ich will hier wirklich ganz ehrlich sein – denke ich, dass es unsere Vorstellung bei Mindys Hochzeit glaubwürdiger machen wird. Wir würden uns dann mit Intimitäten wohl fühlen und das würde man merken.« Er stellte sich neben mich und streichelte meinen Rücken. »Wenn wir tatsächlich eine Weile miteinander ausgegangen wären, hätten wir diesen Punkt ohnehin schon erreicht, meinst du nicht? Und ich glaube, wir können sagen, dass wir mit Sicherheit auf dem Weg dazu sind. Ich kann mir uns gut in einer längerfristigen Beziehung vorstellen. Was wäre also dabei, die Sache ein klein wenig zu beschleunigen?«
Ich stand eine Minute nur da und spürte seine Finger zwischen meinen Schulterblättern. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich vollkommen sprachlos. Ich dachte an meine ehemalige Mitbewohnerin Andrea und ihre Sex-Abenteuer. Sie hätte auf jeden Fall die Chance ergriffen, mit einem so gutaussehenden Mann wie Ryan Sex zu haben. Dass sie ihn kaum kannte, wäre kein Problem gewesen. Die meisten ihrer Geschichten hatten damit begonnen, dass sie einen heißen Typen in einer Bar aufgabelte, und mit »dann hatten wir Sex« geendet. Sie erwähnte das so beiläufig, als wäre es dasselbe wie Telefonieren oder Winken.
Aber ich war nicht so.
»Tja«, meinte er schließlich, »das ist natürlich keine Bedingung. Denk einfach darüber nach. Zur Hochzeit komme ich auf jeden Fall mit.«
»Okay ... gut«, brachte ich schließlich mit Mühe hervor.
»Denn ich werde nie jemanden zum Sex drängen, der noch nicht bereit dazu ist. Es liegt ganz bei dir.« Er ließ seine Hand
nach unten gleiten und auf meinem Hintern ruhen. »Oh, sieh mal.« Er deutete mit der freien Hand nach vorn, die andere verursachte mir Unwohlsein. »Deine Schwester.«
Und richtig. Mindy überquerte gerade die Straße und kam auf uns zu. Sie hatte die Unterlippe vorgeschoben und ging so schnell, dass ihre Handtasche mit jedem Schritt hin und her schwang. Sie war unverkennbar verärgert.
»Oh«, meinte ich. »Da gehe ich wohl besser zu ihr und frage, was los ist.«
28
Mindy und ich trafen auf halber Strecke zusammen.
»Wozu brauchst du so lang?«, herrschte sie mich an. »Ich warte schon eine Ewigkeit.« Sie rümpfte die Nase, als würde sie etwas Verdorbenes riechen.
»Dass ich zurückkomme, habe ich nicht gesagt. Ich dachte, du wolltest gehen.«
»Natürlich hast du gesagt, dass du zurückkommst. Deine exakten Worte waren: ›Mindy, würdest du hier bitte warten‹.«
Hatte ich das tatsächlich gesagt? Wenn ich so darüber nachdachte, konnte das schon sein. Ich war ganz durcheinander und nun stand ich Mindy mitten auf der Straße gegenüber, als wären wir Kontrahentinnen in einem Ringkampf. Ich blickte zu Ryans Haus zurück, doch der war schon hineingegangen. »Tja, jetzt bin ich hier. Was willst du?«
»Was meinst du damit, was ich will? Ich will mit dir reden.«
»Dann rede.«
Wir gingen zu ihrem Auto, einem knallroten Ford, der mir immer sehr sportlich vorgekommen war, bis ich in einem Jaguar gesessen hatte. Jetzt, da er direkt gegenüber Ryans Haus geparkt war, haftete dem Wagen definitiv ein Möchtegern-Look an.
»Ich hatte gehofft, wir könnten unter vier Augen miteinander sprechen«, sagte sie, während sie sich gegen die Fahrertür lehnte. »Können wir nicht reingehen?«
»Hier sind wir ungestört. Niemand ist auf der Straße und ich habe noch viel zu tun, Mindy. Ich kann nicht stundenlang stehen und quatschen. Was immer du sagen willst – sag es!« Ich war nicht in Stimmung für Mindys Dramen. Sie hatte meinen Verlobten angebaggert und gefeixt, als sie mich in einer kompromittierenden Situation mit Hubert erwischte, und das betraf nur die letzten vierundzwanzig Stunden. An all das, was sie mir in den letzten vierundzwanzig oder mehr Jahren angetan hatte, wollte ich gar nicht denken! Wäre das Leben fair, hätte ich dadurch die Berechtigung erworben, sie umzubringen. Zu ihrem großen Glück war das Leben aber
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