Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
Dinge erzählen.«
»Also gut«, erwiderte ich. Mir war immer noch nicht klar, was das zu bedeuten hatte, aber ich wollte ihn loswerden. »Vielleicht morgen?«
»Das wäre schön.«
Auf dem gegenüberliegenden Gehsteig wurde Belinda von einem ihrer Hunde gezogen – Roger, wenn ich mich recht erinnerte. Hubert hätte es sicher gewusst. Der Hund zerrte so
stark an der Leine, dass Belinda sich kaum aufrecht halten konnte. »Hallo Nachbarn!«, rief sie, als sie näherkam. »Sehen wir uns bei den Chos?«
»Ich werde da sein!«, rief Brother Jasper zurück. »Aber Lola und Mr. Moriarty nicht.«
Belinda winkte überschwänglich, als wollte sie von einem Rettungsboot aus einen Frachter zum Halten bewegen. »Bis gleich.«
»Also dann, Lola«, meinte Brother Jasper, »ich begleite Sie gern nach Hause, falls Sie gerade aufbrechen wollten.«
Sah ich plötzlich aus wie sechsundachtzig? Warum dachte Brother Jasper, er müsse mir beim Überqueren der Straße helfen? »Ich gehe noch nicht nach Hause«, erwiderte ich, »aber vielen Dank.«
»Nun gut.« Er musterte uns ein letztes Mal, dann setzte er zögernd seinen Weg zu den Chos fort. Erst jetzt fiel mir auf, dass er einen Umweg gemacht hatte, um mit uns zu sprechen.
Ryan beugte sich über mich. »Er will dir zur Vorsicht etwas erzählen? Was soll denn das? Will er dich etwa vor mir warnen?«
Ich lachte. »Das bezweifle ich. Ich glaube, es geht darum, dass ich keine Sicherheitsverriegelung an der Eingangstür habe. Und die halbe Nachbarschaft besitzt Schlüssel zu meinem Haus.«
»Ich wohne auch in der Nachbarschaft und habe keinen Schlüssel zu deinem Haus.«
Gütiger Himmel, die Stimme dieses Mannes troff geradezu vor Sex! »Das könnte sich in nächster Zeit ja vielleicht ändern.« Ich war mit jeder Minute mutiger geworden. So fühlte sich das also an.
»Also, wo waren wir?«, fragte er, wiederum mit dieser Stimme. Falls er je den Beruf wechseln wollte, könnte er auch ... Tja, eigentlich war er in allem gut.
»Ich glaube, du warst kurz davor, mich zu küssen.«
27
Ryan zog mich zu sich. Ich legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und wartete. »Was lange währt, wird endlich gut«, sagte meine Großmutter immer. Und bei mir hatte es wirklich lange gewährt, bis nun endlich so etwas wie Liebe daherkam. Wahrscheinlich hatte sie nicht dieses spezielle Szenario im Kopf, wenn sie das sagte, aber was sollte es? Ich fühlte mich als neue Lola, die gern auch einmal ein paar Risiken in Kauf nahm.
Ich spürte seine Lippen auf meinen – es war kein richtiger Kuss, eher ein Necken. Erst war es ganz schön, aber dann dauerte es länger, als ich erwartet hatte. Ich öffnete die Augen und sah überrascht, dass Ryan mich beobachtete. »Küsst du immer mit offenen Augen?«, wollte ich wissen.
»Dann kann ich dich besser sehen, Liebste.«
Ich stellte mich auf Zehenspitzen und legte meine Hände an sein Gesicht, um die Situation besser zu kontrollieren. Dies war definitiv nicht die alte Lola. Punkt für mich.
Auch wenn er überrascht wirkte, fügte er sich, als ich ihn küsste. Er öffnete leicht die Lippen und verstärkte von sich aus den Druck. Als wir uns voneinander lösten, zog er die Mundwinkel so amüsiert nach oben wie einst Elvis. »Du bist ja frecher, als ich dachte.«
»Findest du das schlimm?«
»Gott, nein! Ich liebe selbstbewusste Frauen im Bett.«
Bett? Wer hatte was von Bett gesagt? Als ich das letzte Mal hingesehen hatte, standen wir auf einer Veranda, was in dieser Straße einem öffentlichen Platz gleichkam. Um die Sache klarzustellen, sagte ich: »Jetzt bist du aber ein bisschen voreilig. So weit sind wir noch nicht.«
Er hob die Augenbrauen. »Tja, jetzt noch nicht. Aber ich finde, wo wir doch nun verlobt sind, sollten wir bald so weit sein. Du nicht? Die meisten Paare, die heiraten wollen, verbringen viel Zeit im Bett. Wenn wir das nicht tun, werden wir deinen Verwandten gegenüber nicht glaubwürdig erscheinen, wenn wir unsere Verlobung verkünden.«
Ich legte den Kopf schief und überlegte, ob er das ernst meinte. »Meine Verwandten werden den Unterschied nicht merken.«
»Sei dir da nicht so sicher. Meist kann man auf undefinierbare Weise erkennen, ob ein Mann und eine Frau schon zusammen im Bett waren. Jeder, der es erlebt hat, wird es merken. Und warum Zweifel an der Sache lassen?«
Ich trat einen Schritt zurück und studierte sein Gesicht. Er sah mich genauso gelassen und voller Anteilnahme an wie vorhin, als er mir versicherte,
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