Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
braucht er Ruhe und Frieden.«
Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton, der Hetty ein schlechtes Gewissen machte. Dank ihrer Umtriebe waren Ruhe und Frieden in Courtbridge House Mangelware. Und was Samuel ihr über Connors Tanten erzählt hatte, machte seine Einstellung verständlich. »Es ist alles meine Schuld. Ich hätte mich nicht breitschlagen lassen sollen, das Haus umzukrempeln und Besucher anzulocken.«
Er legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Gedanken. Ich mag es grauenhaft finden, aber es ist genau das, was Samuel wollte. Und wenn ich dich verwünsche und verfluche, tut Samuel das noch lange nicht.« Sein plötzlicher Zuspruch brachte sie völlig durcheinander.
»Und sie sagte, er müsse eigentlich irgendwohin, wo er keine Treppen steigen muss. Zumindest am Anfang.«
Hetty dachte darüber nach. Es gab keine Schlafzimmer im Erdgeschoss von Courtbridge House, und keiner der Räume, die sich möglicherweise umgestalten ließen, war auch nur einigermaßen ansprechend. »Vielleicht könnte er erst mal zu Phyllis? Sie hat ihn schrecklich gern, ich bin sicher, sie würde ihn gern zu sich nehmen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nur über meine Leiche.«
»Sie ist wirklich eine sehr intelligente, freundliche, kompetente Frau. Wenn du ihr nur mal eine Chance geben könntest, würdest du das erkennen.«
»Vielleicht würde ich ihr ja eine Chance geben, aber sie gibt mir ganz sicher keine, nicht solange sie in mir eine Bedrohung des englischen Nationalerbes sieht.«
»Daraus kannst du ihr kaum einen Vorwurf machen, denn genau das bist du.«
Er schloss die Beifahrertür auf, öffnete sie für Hetty und stützte sich am Wagendach ab, während sie einstieg.
»Vielleicht sollten wir tatsächlich einfach die alten Schuppen umbauen, die du mir vorhin gezeigt hast. Ein großes Wohnzimmer, Schlafzimmer mit angrenzendem Bad und eine kleine Küche - alles ebenerdig. Und die Ausflügler würden ihn da auch nicht stören.«
Hetty starrte fassungslos zu ihm empor. »Aber das würde ein Vermögen kosten. Wie sollen wir das bezahlen?«
Connor ging um den Kühler herum und stieg ein. »Mit einem Kredit.«
»Was denn, noch einen? Ich glaube, das steh ich nicht durch.«
»Nicht so einen Kredit, sondern von einer anständigen Bank.«
»Aber Connor, wenn du einen Kredit von vielen tausend Pfund aufnimmst, um eine alte Scheune für Samuel umzubauen, wirst du jeden Penny verlieren, wenn er stirbt und du alles abreißen lässt.«
Er sah sie ausdruckslos an. »Das macht nichts. Das Angebot für das Grundstück wird mich entschädigen. Ein paar Tausender für den Umbau der Scheune sollten kein Problem sein.«
»Aber das ist Verschwendung!«
Er zuckte die Schultern. »Samuel für seine letzten Monate ein behagliches Heim zu schaffen ist keine Sache, bei der man knausern sollte.«
»Monate? Denkst du wirklich, er hat nur noch Monate zu leben?«
»Was glaubst du? Du hast ihn gesehen. Die Schwester sagte jedenfalls, er erholt sich immer noch nicht zufrieden stellend.«
Hetty hatte einen dicken Kloß in der Kehle. »O Gott ...«
»Aber du wusstest doch, dass er alt und krank ist. Wir haben darüber gesprochen, was wird, wenn er stirbt«, sagte er behutsam.
»Aber da ging es immer um irgendeinen Tag X, der irgendwann in der Zukunft eintritt. Von Monaten war nie die Rede.«
»Ich weiß.« Seine Stimme war immer noch ungewöhnlich sanft. »Aber sieh es mal aus meiner Perspektive. Wenn er zu lange lebt, werden meine Käufer vielleicht abspringen und sich ein anderes Gelände suchen.«
Für einen Augenblick glaubte sie, es sei sein Ernst. Dass er wirklich wollte, dass Samuel starb, damit er ein Vermögen machen konnte. Sie starrte ihn voller Entsetzen an - und dann sah sie es wirklich aus seiner Perspektive. Sie erkannte, dass er zum zweiten Mal in seinem Leben tatenlos mit ansehen musste, wie geliebte, ältere Verwandte sich in finanzielle Schwierigkeiten brachten. Und der einzige Ausweg aus Samuels misslicher Lage, den er sah, war der Verkauf des Hauses.
Schließlich fragte sie: »Wenn ich ... oder wenn das Haus so viel einbringt, dass wir den Kredit zurückzahlen können, ohne dass du große Opfer bringen müsstest, wie etwa dein Auto zu verkaufen, versprichst du dann, dass du es nicht verkaufst?«
Es folgte ein langes Schweigen. Dann antwortete er: »Ich werde kein Versprechen abgeben, das ich vielleicht nicht halten kann, Hetty.«
Hass spülte jedes Verständnis hinweg wie die Wassermassen eines
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