Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
interessiert sind.«
Caroline schüttelte den Kopf. »Nicht besonders, nein. Obwohl ich eigentlich eine ziemlich gute Putzfrau bin, wenn ich mir Mühe gebe. Aber ich will keinen Job, sondern ein Projekt.« Das Glitzern in ihren Augen hatte etwas höchst Beunruhigendes.
»Was meinen Sie damit?«
»Ich brauche etwas, worin ich mich so richtig verbeißen kann. Und das sind Sie.«
Hetty wimmerte unwillkürlich.
»Oh, keine Bange. Ich bin keine Kannibalin. Ich will sie nur retten, Ihr gebrochenes Herz kurieren und Sie als stärkere Frau zurück in die Welt entlassen.«
O mein Gott, dachte Hetty verzweifelt und betrachtete die Frau, die es sich an ihrem Küchentisch gemütlich gemacht hatte. Da bin ich hergekommen, um meiner Mutter zu entfliehen, nur um in die Klauen dieser Frau zu geraten, die noch viel tyrannischer ist. Das nannte man wohl vom Regen in die Traufe kommen.
»Möchten Sie eine Tasse Tee oder so?«, fragte sie höflich, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Caroline nickte. »Diese Eier sind so dermaßen eklig süß, ich brauch was zum Nachspülen. Was haben Sie denn da?«
Hetty durchforstete die Kiste mit Lebensmitteln, die sie aus Hampshire mitgebracht hatte, und fand Instantkaffee. »Pulverkaffee oder Teebeutel. Nichts Ausgefallenes, fürchte ich.« Caroline stand vermutlich auf Lapsang Souchong oder Rose Pouchong oder solches Zeug.
»Tee, gut durchgezogen, bitte.«
Während Hetty Tee kochte, stand Caroline auf und streifte umher, nahm hier und da einen Gegenstand in die Hand und stellte ihn mit kleinen überraschten Ausrufen wieder ab. »Igitt!«, rief sie plötzlich unter vernehmlichem Geklapper. »Rattendreck!«
Hetty brach auf der Stelle der Schweiß aus. Achtlos ließ sie Teebeutel und Löffel fallen und eilte zu ihr hinüber. »Nein«, sagte sie dann. »Kaffeebohnen. Sie sind mir gestern hingefallen.«
»Tut mir Leid.« Caroline war ein bisschen kurzatmig vor Erleichterung. »Ich hab überreagiert.«
»Schon gut.« Hetty hatte selber weiche Knie. »Sie sehen irgendwie unheilvoll aus, wenn sie so verstreut sind. Und dieses Haus hat irgendwas an sich, das einen verleitet, immer gleich das Schlimmste zu befürchten.«
Caroline setzte sich wieder. »Aber es hat jede Menge Potenzial.«
Hetty reichte ihr einen Becher Tee. »Sie klingen wie ein Immobilienmakler.« Aus Familienloyalität fühlte sie sich verpflichtet, etwas Positives über das Haus zu sagen, aber die Fakten verurteilten sie zum Schweigen.
»Es hat ein Weilchen leer gestanden, und da bleibt es nicht aus, dass der Staub ein wenig akkumuliert«, sagte Caroline, und das war ein meisterhaftes Understatement. Sie nippte an ihrem Becher. »Also, wollen wir jetzt die Führung machen oder erst Ihren Liebeskummer hinter uns bringen?«
Hetty verbrühte sich den Gaumen und hätte um ein Haar ihren Becher fallen lassen.
»Es muss nicht sein«, fuhr Caroline fort, als sie Hettys Entsetzen erkannte. »Die Führung schon, darauf bestehe ich, aber Sie müssen mir nichts erzählen. Obwohl es hilft.« Sie verzog das Gesicht. »Glauben Sie mir, Liebes, ich weiß, wovon ich spreche. Bevor ich Jack getroffen habe, hatte ich wenigstens drei katastrophale Beziehungen.«
»Ist das wahr? Das kann ich kaum glauben.« Aber Hetty war besänftigt. Caroline mochte umwerfend aussehen, aber sie war feinfühlig. Wie ein Model auszusehen bedeutete vermutlich nicht zwangsläufig, eine Zicke zu sein.
»O doch. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich Jack nicht begegnet wäre.« Hetty war durch ihren eigenen Schmerz sensibilisiert, und sie erkannte einen Ausdruck tiefer Traurigkeit in Carolines Augen. Caroline lächelte. »Soll ich vielleicht anfangen?«
»Natürlich ist es verrückt, bei einem Mann zu bleiben, der einen schlägt, aber er war so sexy und aufregend. Schließlich habe ich dann aber doch Vernunft angenommen«, schloss Caroline ihre Beichte und gähnte ungehemmt. »Jetzt bist du dran.«
Hetty hatte beabsichtigt, Caroline die zensierte Fassung zu erzählen, ohne den Schmerz, die Verlorenheit, das Gefühl, verstoßen worden zu sein, nicht wert, geliebt zu werden. Sie hatte in den vergangenen Wochen die Erfahrung gemacht, dass die Menschen nur bereit sind, sich anderer Leute Probleme anzuhören, wenn man sie amüsant erzählte. Wochenlange Praxis mit alten Schulfreundinnen, den Bekannten ihrer Mutter und ehemaligen Kolleginnen hatte ihre Geschichte zu einer geistreichen, witzigen kleinen Anekdote geschliffen, die es ihren
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