Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
stehen. »Du vergisst die Hunde nicht, oder?«
»Jetzt geh schon!«
Sie hörte ihn die Treppe heraufkommen, das Bad betreten, an ihrer Tür Halt machen und dann weiter zu seinem Zimmer gehen. Sie wusste, dass ihm vermutlich klar war, dass sie nicht schlief, aber er kam nicht herein.
Sie hoffte, dass er selbst derjenige war, dem er nicht traute, aber sie hatte den schrecklichen Verdacht, sie sei diejenige. Er hatte so unglaubliche Selbstbeherrschung gezeigt - im Gegensatz zu ihr, die sie bereit gewesen war, jedes Risiko einzugehen. Ihre Gefühle für ihn waren so unkontrolliert. Bei Alistair hatte sie die Pille genommen, gewartet, bis der volle Empfängnisschutz eintrat, und dann immer noch darauf bestanden, dass er ein Kondom benutzte.
Er hatte bemängelt, das sei wie Gürtel und Hosenträger - sie hatte entgegnet, dass die Pille nicht vor Infektionen schütze. Sie hörte sich jetzt noch, ihre Stimme so vernünftig, dass es schon schulmeisterlich klang. Damals hatte sie sich gewundert, dass Alistair auch nur erwägen konnte, auf ein Kondom zu verzichten. Aber er hatte natürlich gewusst, dass sie Jungfrau war. Sein Risiko war gleich null. Ihres nicht.
Mit Connor war alles umgekehrt. Sie hatte die Initiative ergriffen, und er hatte alles versucht, sie sich vom Leib zu halten. Um ihretwillen.
Sie musste ihren ganzen Willen aufbieten, um nicht aufzustehen und sich zu ihm zu legen. Nicht um den Akt nachzuholen, den sie sich verkniffen hatten. Sondern weil sie sich nach der Nähe und Zärtlichkeit sehnte, die sie geteilt hatten. Ihr letzter Gedanke war, dass sie Gefahr lief, sich in Conan den Barbaren zu verlieben.
14. Kapitel
Natürlich war es ihr unendlich unangenehm, Connor am nächsten Morgen unter die Augen zu treten. Alles, was passiert oder nicht passiert war, war ihre Schuld gewesen. In der Theorie war es wunderbar, das Heft in die Hand zu nehmen und die Initiative zu ergreifen. In der Praxis konnte man aber auch eine riesige Torte ins Gesicht kriegen.
Sie öffnete die Küchentür, fragte sich, was in aller Welt sie sagen sollte und kam zu dem Schluss, dass ein schlichtes »Hallo« reichen musste. Zu ihrer Erleichterung brauchte sie jedoch gar nichts zu sagen, da er telefonierte.
Sie setzte den Kessel auf und versuchte zu lauschen, ohne dass er es merkte. Da sein Gesprächsbeitrag jedoch hauptsächlich aus Grunzlauten und »Aha« bestand, brachte sie wenig in Erfahrung. Als er auflegte, hob sie den Kopf.
Sein Ausdruck war ernst und liebevoll und brachte ihr Herz ins Trudeln.
»Hetty, ich muss dir etwas sagen.«
Ihr Mund wurde trocken, und sie spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. »Nicht Samuel?«
Er lächelte. »Nein, es sind in gewisser Weise gute Neuigkeiten, aber ich muss für eine Weile weg.« Das Lächeln wurde eine Spur breiter. »Worüber du vielleicht selig bist.«
Sie war so erleichtert, dass sie das Lächeln erwidern konnte. »Vielleicht.« Aber sie war keineswegs selig. »Wohin gehst du denn?«
»Ich hab einen neuen Auftrag bekommen, da wo ich zuletzt war. Es wird nicht gerade ein Vergnügen, aber sie zahlen sehr gut. Ich denke, dass wenigstens zwei Raten dabei rausspringen.«
»Wann willst du los?«
»Sobald ich mein Zeug zusammengepackt habe. Ich nehme ein Taxi zum Flughafen.«
»Das wird teuer.«
»Sie können es sich leisten.«
»Was ist mit deinem Auto? Würdest du es nicht lieber mitnehmen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist hier sicherer. Es sei denn, du bist aus irgendeinem Grund wütend auf mich?« Er sah sie mit einem herausfordernden Grinsen an. Sie hatte Mühe, es zu erwidern.
»Wann wirst du wieder zurück sein?« Die Vorstellung, mit den Sorgen um den Kredit wieder allein zu sein, war niederschmetternd.
»Ich komm zurück, sobald ich kann.«
»Es ist nur so ...«, sie gab sich Mühe, keine ehefrauliche Besorgnis zu zeigen, »... ich frag nur für den Fall, dass ich mir einen anderen Pianisten suchen muss. Wegen der Rubinhochzeit.«
»Ich denke, bis dahin sollte ich längst zurück sein. Wenn es so lange dauert, hat das Land verdient, eine Wildnis zu bleiben.«
Hetty ging auf, dass sie keine Ahnung hatte, was Connor eigentlich tat. Und auch wenn jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt war zu fragen, wollte sie es plötzlich doch unbedingt wissen. »Was genau treibst du da eigentlich?«
»Ich bin eigentlich Bauingenieur, aber ich kümmere mich vornehmlich um ökologische Probleme.«
Sie nickte. »Verstehe. Soll ich dir vielleicht Frühstück machen,
Weitere Kostenlose Bücher