Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
Phyllis machte eine Geste, die ein beruhigendes Tätscheln gewesen wäre, wenn sie zu solchen Überschwänglichkeiten in der Lage gewesen wäre. »Ich will Sie nicht beunruhigen, Kind, aber er könnte ganz plötzlich von uns gehen.«
»Ich weiß. Als ich ihn besucht habe, sah er auch nicht gerade blendend aus. Ich muss unbedingt zu ihm. Irgendwas kommt immer dazwischen.«
»Tun Sie das. Und überlassen Sie es mir, Denkmalschutz für das Haus zu beantragen.«
»Phyllis, bitte. Ich schwöre, ich werde alles tun, um Connor davon zu überzeugen, dass das Haus unter Denkmalschutz gestellt werden muss. Aber ich kann nicht zulassen, dass irgendetwas ohne sein Wissen veranlasst wird.« Sie wusste ganz genau, dass sie keine Möglichkeit hatte, Phyllis zu hindern, alle möglichen Schritte in die Wege zu leiten, aber sie fuhr trotzdem fort: »Sie müssen meine Situation verstehen. Ich habe mein Ehrenwort gegeben. Er würde niemals glauben, wenn ich sagte, ich hätte nichts damit zu tun gehabt. Sie haben nur durch mich erfahren, dass das Haus nicht denkmalgeschützt ist. Auch wenn ich nicht diejenige wäre, die es beantragt, wäre ich trotzdem schuldig.«
»Schuldig? Mein liebes Kind, Sie vergessen, wer hier im Recht ist und wer im Unrecht. Dieser Mann ist im Augenblick in der Lage, dieses wunderbare Haus zu zerstören mit allem, was darin ist, und ein Stück wunderschöner Landschaft noch obendrein. Also wer hat hier verbrecherische Absichten?«
»Ich sagte doch, er wird nichts tun, solange Samuel lebt.«
»Und wir waren uns darüber einig, dass das vielleicht nicht mehr sehr lange sein wird. Es dauert eine Weile, so einen Verwaltungsakt in Gang zu bringen, glauben Sie mir.«
»Okay, ich sehe ein, dass wir vielleicht nicht mehr viel Zeit haben, aber Connor kommt bald zurück. Ich werde ihn dazu bringen, dass er es tut.«
»Wie in aller Welt wollen Sie das anstellen?«
Hetty zuckte die Achseln. »Mit stichhaltigen Argumenten und einem Appell an sein Gewissen ...«
Phyllis lächelte ein verhalten zynisches Lächeln. »Wenn Sie eine andere Art Frau wären, würde ich vorschlagen, Sie sollten mit ihm ins Bett gehen.«
»Aber so wie die Dinge liegen, wäre das keine ausreichende Bestechung?«, fragte Hetty spitz.
»So habe ich es natürlich nicht gemeint, Hetty. Ich meinte lediglich, Sie sind nicht diese Sorte Frau.«
Wenn du wüsstest ... »Aber Sie lassen mich versuchen, ihn zu überreden?«
»Ich werde natürlich nichts unternehmen, das Sie in Zwiespalt bringt. Aber wie kommen Sie darauf, er könnte zustimmen, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, wenn er bislang die Absicht hatte, es abzureißen?«
»Ich weiß es nicht!« Hetty war den Tränen nahe. Hätte sie doch nur nicht versprochen, Samuels finanzielle Probleme geheim zu halten, dann wäre Phyllis vielleicht nicht so hartnäckig. »Aber ich kann es versuchen. Und lieber trete ich Auge in Auge gegen ihn an oder vor Gericht oder sonst wo, als ihn zu hintergehen.«
Phyllis schwieg ein paar Sekunden, während sie das verdaute. »Wie lange wird er fort sein?«
»Er sagt, zur Rubinhochzeit ist er zurück.«
Phyllis seufzte. »Nun, ich fürchte, dann muss es eben so lange warten Ich hoffe nur, wir werden es nicht bereuen.«
»Und Sie werden Peter nichts davon sagen?«
»Wovon?«, fragte Peter von der Tür.
Hetty kniff die Augen zu und zählte bis zehn, um nicht zu schreien. Dieser Mann hat einen geradezu unheimlichen sechsten Sinn dafür zu wissen, wann Connor nicht zu Hause ist, dachte sie. Tagelang lässt er sich nicht blicken, und kaum ist Connor weg, kommt er zur Hintertür herein wie eine streunende Katze. Sie wünschte, sie würden allesamt aus ihrer Küche verschwinden und sie zufrieden lassen. Sie öffnete die Augen wieder und versuchte zu lächeln.
»Oh, komm doch rein, Peter. Du kannst es ruhig hören, schätze ich. Phyllis wird es dir erzählen.«
Während Phyllis dies tat, starrte Hetty aus dem Küchenfenster und distanzierte sich innerlich von dem Rufmord, der hinter ihr verübt wurde.
Clovis, der alte Kater, schritt erstaunlich behände durch den Hof. Connor war einer der wenigen Menschen, der Clovis auf seinen Knien duldete. Die meisten fanden seinen Atem zu schlimm. Selbst Peter hatte gemurmelt, dass es vielleicht gnädiger wäre, ihn einschläfern zu lassen. Aber man konnte doch ein Tier nicht töten, nur weil es Mundgeruch hatte.
Diese Gedanken beschäftigten eine Ebene ihres Bewusstseins, auf einer anderen Ebene ärgerte sie sich
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