Eine ungewöhnliche Behandlung (Dr. Ben und Lara, White Romance) (German Edition)
Niemand bekam Lara jetzt weg von ihm und nirgends war sie sicherer als in seinen Armen. Sie sah schrecklich mitgenommen aus. Sie lachte zwar, aber ihre Augen konnten nicht lügen. Sie waren rot unterlaufen und von Müdigkeit dunkel umrandet. Bestimmt hatte sie nicht gut geschlafen, wenn überhaupt. Da hatten sie beide etwas gemeinsam. Außerdem fühlten sich ihre Hände eiskalt an und sie zitterte leicht. Sanft rieb er ihre klamme Haut und hauchte ihr wieder Leben ein.
»Tu das nie wieder! Hörst du!«, fand sie ihre Sprache wieder. Ihr Blick sprühte Funken, gleichzeitig schmiegte sie sich enger an Ben, als könnte sie ihm unter die Haut kriechen.
»Was? Hilfe holen?« Ben schlug einen scherzhaften Tonfall ein und er erweckte sie tatsächlich weiter zum Leben, während sein Daumen ungerührt über ihren Puls strich.
Lara boxte Ben so stark, wie sie konnte, ohne die Umarmung zu lösen: »Nein, mich so zu erschrecken! Du hättest einfach einen Ton sagen können!«
»Aua. Ich war wirklich wütend.« Er küsste lachend ihren Kopf.
»Tss. Du hast noch viel mehr Schläge verdient. Vielleicht sollte ich dich übers Knie legen und dir den Hintern versohlen.«
»Vielleicht gefällt mir das ja«, flüsterte Ben, packte ihren Po und strich hart darüber. Und einfach so wurde Lara überall wärmer. Ben grinste wissend und küsste die empfindliche Haut ihrer Handgelenke, unter der ihr Puls raste.
»Idiot!«, warf Lara zurück und küsste seine Nasenspitze.
»Wie bitte?!« Lachend strich er ihre Haare aus dem Gesicht und empfand tiefen Frieden, als sie dabei genießerisch ihre Augen ein klitzekleines bisschen zusammen kniff und sich ihre Lippen, die ihn gerade so ausschimpften, dazu im völligen Gegensatz leicht öffneten und ihren tiefen Atem entweichen ließen.
»Du hast richtig gehört: Idiot!« Lara schmiegte sich weiter an Ben. Ihr Kopf lehnte an der mittlerweile vertrauten, bequemen Stelle zwischen Hals und Schulter und sie lauschte auf den kräftigen Pulsschlag unter seiner Haut. Bis sie sich von dem Schreck erholt hätte, bräuchte sie auf jeden Fall noch einen ganzen Berg an Kuscheleinheiten. Und sie würde sich für gar nichts mehr entschuldigen.
»Okay, ich gebe zu, ich habe etwas übertrieben reagiert.«
Er war wie ein wilder Stier losgestürmt. Lara schnaubte empört und genoss seine Arme um sich.
»Meinetwegen! Ich habe mich wie der letzte Idiot benommen. Ich war wütend und verwirrt.« Lara zog skeptisch ihre Augenbraue hoch. »Ja, schau nicht so! Ich konnte es auch kaum glauben! Auch ich kenne mich nicht so, aber wenn es um dich geht, ist eben alles anders.« Er grinste jungenhaft. »Erst wollte ich nur ein paar Meter laufen. Dann wurde mir klar, dass ich es allein locker zur Hütte schaffe und dort Hilfe holen kann.«
»Genau das hatte ich auch vorgeschlagen«, erinnerte ihn Tim sauer.
»Stimmt, minus das ganze Drama.« Ben hätte Hilfe geholt, Tim wäre bei Lara im Camp geblieben. Alles hätte ganz normal wie unter zivilisierten Erwachsenen ablaufen können. Und Lara hätte deutlich weniger Schmerzen gehabt. »Es tut mir wirklich alles so Leid, Prinzessin. Du ahnst ja nicht, wie sehr.« Ben drückte Lara erneut sanft an sich und bemerkte erleichtert, wie sie langsam auftaute.
Sie hoben ab und Lara warf von ihrem sicheren Ort aus einen staunenden Blick nach draußen auf das Alpenpanorama. Entfernt konnte man sogar die Dolomiten ausmachen, so klar war das Wetter! Von oben wirkte der Weg so einfach und ließ nichts von seiner Mühsal erkennen. Soweit das Auge reicht nur grün in der Sonne leuchtende Alm, schroffe Felsen und scharfe Kanten, steile Abhänge, die lange Schatten warfen. Und gänzlich verzaubert wurde die Landschaft durch kleinere Bergseen und Bachläufe, in denen das Schmelzwasser vom Winter in die Täler lief. Zauberhaft und lebensgefährlich. Ben war doch wirklich verrückt gewesen, hier in dieser Einöde, wo weit und breit keine Menschenseele auszumachen war, im Dunkel über Stock und Stein zu wandern! Für sie! Es grenzte an ein Wunder, dass ihm nichts passiert war und an ihm alle Teile noch dran waren.
»Schau mal, dort!« Ben riss Lara aus ihren trüben Gedanken und deutete auf ein Herde Steinböcke, die aufgeschreckt vom Lärm des Helikopters nun in alle Richtungen auseinander stob. Es mussten mindestens zwanzig, wenn nicht sogar dreißig Tiere sein. Tim sah sie ebenfalls und holte schnell die Kamera raus.
»Wow! Wunderschön!« Lara machte große Augen und konnte sich gar nicht
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