Eine ungezaehmte Lady
Vorstellung gefällt mir. Was hältst du davon?«
»Du wirst doch weiterhin singen, oder?«
Sie nickte und erkannte plötzlich die Vorteile dieser Idee. Sie wandte sich dem Richter und dem Marshal zu. »Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Ich wüsste nicht, warum ich Ihr Angebot ablehnen sollte. Ich will anderen helfen, Gerechtigkeit durchzusetzen.«
»Aber du solltest hinzufügen, dass du mit keinem anderen Deputy als mit mir zusammenarbeiten willst.« Rafe drückte ihre Hand.
»Meine Antwort ist Ja, aber ich werde nur mit Rafe Morgan zusammenarbeiten.«
»Und ich werde mich darum kümmern, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten begibt.«
Lady schenkte dem Richter und dem Marshal ein Lächeln. »Keine Angst. Ich werde ihn beschützen.«
»Ausgezeichnet.« Richter Parker erhob sich lächelnd. »Der Marshal wird die Einzelheiten mit Ihnen abklären.«
»Sie brauchen beide Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen.« Marshal Boles stand ebenfalls auf. »Wir werden die Details später besprechen.«
»Vielen Dank für das Vertrauen, das Sie in mich setzen«, sagte Lady leise.
Rafe erhob sich und zog ihren Stuhl zurück. Lady stand auf und verließ rasch den Gerichtssaal.
Draußen griff er nach ihrer Hand und grinste sie an. »Ich hatte keine Ahnung, dass sie dir so etwas vorschlagen würden.«
Lady lachte leise und drückte seine Finger. Ihr war ein wenig schwindlig. »Jetzt bist du nicht mehr der Einzige, der für den Western District of Arkansas arbeitet. Ich bin so aufgeregt! Stell dir nur vor, wie viel Gutes ich jetzt für andere Menschen tun kann!«
»Ich bin stolz auf dich.«
»Danke.« Sie sah sich nach den Hayes-Brüdern um. »Und das Gute daran ist, dass ich immer noch genug Zeit haben werde, um zu singen, neue Balladen zu schreiben und die Menschen zu unterhalten.«
»Und du wirst Burt und Bob nicht enttäuschen müssen. Sie bauen sich immerhin gerade ein neues Geschäft mit deiner Kunst auf.«
»Diese beiden! Wahrscheinlich planen sie bereits eine Show für den gesamten Wilden Westen. Spielt deine Schwester Klavier?« Sie lachte und stemmte in gespieltem Zorn die Hände in die Hüften. »Wer weiß, ob sie sich noch daran erinnern, dass sie uns abholen wollten. Sie waren so betört von Crystabelle, dass sie sie vielleicht sogar den ganzen Weg nach McAlester kutschiert haben.«
Rafe lachte. »Wir sollten uns lieber allein auf den Weg machen.«
Sie warf ihm einen aufreizenden Blick zu und zog eine Augenbraue nach oben. »Ich frage mich, ob man mir auch Handschellen zu meiner Verfügung stellen wird?«
»Wenn ja, was wirst du dann als Erstes damit anfangen?«
»Das wüsstest du wohl gern.« Sie warf ihm einen verschmitzen Blick zu.
44
Rafe lehnte sich mit den Händen am Hinterkopf gegen das Kopfende aus weißem Schmiedeeisen zurück und streckte seine langen Beine auf der farbenfrohen Überdecke aus. Er schaute aus einem Fenster im zweiten Stockwerk des Riverside Hotels auf den Zusammenfluss des Arkansas und Poteau River und fand, dass sich das Leben auf diese Weise gut aushalten ließ. Jenseits des glitzernden blauen Wassers lagen im Norden das Indian Territory mit dem Land der Cherokee und im Süden die Choctaw Nation.
Fort Smith war nicht nur ein bedeutender militärischer Stützpunkt und beherbergte das Bezirksgericht, sondern stellte auch das Tor zum Westen dar. Seit Jahrzehnten waren Amerikaner mit Planwagen und mit Booten vom Mississippi zum Arkansas River hierhergekommen, und seit einiger Zeit reisten sie auch mit der Eisenbahn an. Er fragte sich, ob er in dreißig Jahren diesen Ort wiedererkennen würde, und er überlegte, ob er dann noch hier sein würde, um etwas zu verändern. Eine Schießerei wie im Stone Corral führte dazu, dass man über seine Zukunft nachdachte und sich überlegte, was im Leben wirklich wichtig war.
Er sah sich in dem Raum um. Nicht extravagant, aber gemütlich. Ein großer Schrank. Ein Waschtisch mit Marmorplatte, auf der eine Schüssel und ein Krug standen. Ein Schaukelstuhl. Das Zimmer war sehr sauber. Er war hier schon öfter abgestiegen, aber dieses Mal hatte er das Gefühl, Sharlot hätte etwas Besseres verdient. Mit einer Frau wie ihr sah man das Leben durch andere Augen.
Die Geschäftstätigkeit verlagerte sich vom Flussufer an die Garrison Avenue. Dort wurde ein elegantes Palasthotel von H.T. Main erbaut. Einhundertfünfundzwanzig Zimmer, Aufzüge, elektrisches Licht, ein Billardsalon, Büros und Salons. Ganz zu schweigen von den gefliesten Böden und
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