Eine ungezaehmte Lady
darfst nicht sterben.« In Ladys Augen brannten Tränen. Es hatte schon zu viel Tod und Zerstörung gegeben. Sie wusste nicht, ob sie noch mehr davon ertragen können würde.
»Schreibst du ein Lied darüber?« Er versuchte zu lächeln, zuckte aber vor Schmerz zusammen.
Sie zog ihn vorsichtiger näher zu sich heran und konnte den nahenden Tod riechen. Trotzdem wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. »Ja. Ich werde eine Ballade über euch beide singen.«
»Ich heiße Peter Hawkins. Meine Ma hat eine Farm … in der Nähe von Bonham.« Er hielt inne und atmete rasselnd ein. »Kannst du ihr sagen, dass …«
»Ich werde ihr persönlich sagen, dass du ein Held bist. Du hast die Lady mit dem Colt gerettet.«
Ein Lächeln huschte über seine blutigen Lippen.
Lady sah zu, wie das Licht in seinen blauen Augen langsam erlosch. Dann hörte er auf zu atmen. Aber in seinen Augen, die jetzt starr auf sie gerichtet waren, lag ein glücklicher Ausdruck.
Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hob eine Hand und drückte sanft seine Lider nach unten. »Manchmal kommen gute Männer vom Weg ab. Aber Pecos Pete … Peter, du hast am Ende deine wahre Gesinnung und dein Herz gezeigt.«
Zwei Gewehrschüsse hallten in der Ferne durch die Nacht. Sie hob ruckartig den Kopf und schaute über die Barrikade. Nichts zu sehen. Vielleicht hatten Burt oder Bob Heck an der Flucht gehindert, aber sie wünschte niemandem mehr den Tod.
»Rafe?«, rief sie.
Er lag zusammengekrümmt und mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Neben seinen erschlafften Händen sah sie seinen Revolver. Entsetzt drückte sie Pete beiseite, schob ihren Sechsschüsser in ihr Halfter und kroch zu ihm hinüber. Sie legte eine Hand auf seine Brust, spürte einen schwachen Herzschlag. Sie setzte sich neben ihn auf ihre Fersen und atmete tief durch. Er lebte, aber er war sehr schwach.
Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken, um sich seine Wunden anzusehen. Der Streifschuss an der Schulter machte ihr keine Sorgen, aber eine Kugel hatte seine Lende durchschlagen, und die Wunde blutete stark. Sie musste die Blutung so schnell wie möglich stillen.
»Rafe.« Sie kämpfte erneut mit Tränen. »Wage es nicht, mir wegzusterben.«
Er öffnete langsam seine Augen. Das sonst so klare Grau war trüb vor Schmerzen. »Liebling …«
»Mach jetzt keine Witze.«
»Du hast mir das Herz gestohlen … Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, mein Liebling.«
Lady erstarrte, als sie begriff, dass er ihr eine Liebeserklärung machte. Ausgerechnet jetzt. Typisch Mann. Wahrscheinlich glaubte er, dass er sterben musste, sonst hätte er ihr das sicher nie gestanden. Aber er würde nicht sterben. Das würde sie nicht zulassen. »Dein Liebling ist bei dir. Du musst nur weiterleben.«
Er verzog sein Gesicht zu einem leichten Lächeln. »Flick mich lieber wieder zusammen.« Er schloss die Augen.
Zum ersten Mal seit langer Zeit war ihr leicht ums Herz. Rafe Morgan hatte ihr zwar viel Ärger bereitet, aber er gehörte zu ihr, und sie würde dafür sorgen, dass er am Leben blieb und ihr noch viel mehr Schwierigkeiten bereiten konnte.
Sie stand auf, rannte zu Jipsey hinüber und wühlte in ihren Satteltaschen nach sauberer Kleidung. Ein Petticoat! Sie drehte sich wieder zu Rafe um.
Drei riesige Schatten sprangen über die Barrikade und landeten im Korall. Die Pferde schnaubten und warfen ihre Köpfe in die Höhe.
Lady griff nach ihrem Revolver, aber er steckte nicht in ihrem Halfter. Ihr Colt lag neben Rafe auf dem Boden. Sie warf sich auf den Boden, robbte zu ihrer Waffe und wirbelte herum, bereit die eine Kugel abzufeuern, die noch in der Kammer steckte.
Erleichtert erkannte sie die Hayes-Brüder. Heck lag schlaff über dem Sattel des dritten Pferdes.
»Alles in Ordnung?«, fragte Burt und stieg ab.
»Fast John steckt anscheinend in Schwierigkeiten.« Bob stieg ebenfalls vom Pferd und beugte sich über Rafe.
»Mir geht es gut«, erwiderte Lady. »Aber er hat eine Kugel in die Seite bekommen. Ich glaube nicht, dass ein wichtiges Organ getroffen wurde, aber ich muss die Blutung stoppen.«
»Wie hat es Pecos Pete erwischt?«, erkundigte sich Burt mit einem Blick auf den Banditen.
»Er hat mir das Leben gerettet, indem er sich vor mich geworfen und die Kugel abgefangen hat.«
»Das hätte ich ihm nicht zugetraut.« Burt kniete sich hin, zog ein Messer aus seinem Stiefel und schnitt Pecos Petes Handfesseln durch. Er steckte das Lederband in eine seiner Vordertaschen. »Wenn ein
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