Eine ungezaehmte Lady
bei dem ersten Sturm auseinanderfallen würden. Er entschied sich für einen grauen Stetson mit einer hohen Krone, einer breiten Krempe und einem Band aus Schlangenleder mit einer silbernen Spange. Steif und teuer, aber genau richtig. Er hoffte, Mrs Harris hatte ihm dies e s Modell in der richtigen Größe gebracht, denn er hatte keine Lust, noch weitere Hüte anzuprobieren.
Er drückte sich den Stetson fest auf den Kopf und sah ungeduldig zu, wie Lady ein Stoffstück nach dem anderen in die Hand nahm und betrachtete. Wahrscheinlich versuchte sie damit nur, ihre Gefängnisaufenthalt noch weiter hinauszuzögern. Bei dem Gedanken, sie in Unterwäsche zu sehen, wurde ihm heiß, und es erregte ihn, sich vorzustellen, wie er ihr die Spitzenwäsche vom Leib riss und seine Hände über ihren sinnlichen, nackten Körper gleiten ließ.
Um sich abzulenken, öffnete er ein Glas mit Pfefferminzstangen und atmete den scharfen Geruch ein. »Ich nehme ein paar davon.«
»Einen Augenblick, bitte, ich bin gleich bei Ihnen.« Mrs Harris eilte herbei. »Wie viele möchten Sie?«
»Zwei Dutzend. Und drei Schachteln .45er Munition. Und legen Sie noch ein wenig Dörrfleisch, Kaffee, Käse und Kräcker dazu.«
»Sehr gern, Sir.«
»Ich brauche noch etwas Praktisches.« Lady warf einen Blick in die Glasvitrinen. »Ich nehme diesen waldgrünen Reitrock mit der passenden Bluse. Und ich brauche einen neuen Hut.«
»Perfekt für einen Ausritt.« Mrs Harris holte die gewünschten Sachen.
»Sie wird wohl eine Zeit nicht ausreiten«, bemerkte Rafe. »Aber die Sachen werden ihr trotzdem gut stehen.«
»Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben«, entgegnete Lady spitz und probierte einen beigefarbenen Hut auf. Dann tauschte sie ihn gegen einen hellroten aus. »Oh, schau dir diese purpurrote Rüschenbluse an. Die muss ich auch haben.«
»Eine ausgezeichnete Wahl.« Mrs Harris machte sich rasch daran, die Sachen zu sortieren und die Beträge zusammenzuzählen. »Einen Augenblick noch. Ich habe gleich alles für Sie fertig.«
Als sie schließlich alle Einkäufe in Papier gewickelt und verschnürt hatte, fragte Rafe sich, wo er so viele Päckchen unterbringen sollte. Er würde sie wohl irgendwie an die Satteltaschen schnallen müssen, bis sie das Gefängnis erreicht hatten.
»Sir, die Gesamtsumme beträgt …«, begann Mrs Harris.
»Das hätte ich beinahe vergessen.« Lady legte ein Stück Lavendelseife dazu und schenkte Rafe ein Lächeln. »Ich bezahle.« Sie kramte in ihrer Tasche nach ihrer Geldbörse.
»Nein.« Rafe schob Lady mit der Schulter zur Seite und legte ein paar Goldstücke auf die Theke. »Das dürfte reichen.«
»Natürlich, Sir.« Mrs Harris lächelte und nahm die Goldstücke an sich. »Bitte besuchen Sie mich bald wieder. Ich bekomme wöchentlich neue Ware geliefert.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf Ladys Handschellen. »Ich habe auch einige schöne Schmuckstücke hier. Vielleicht möchten Sie sie sich bei Ihrem nächsten Besuch ansehen.«
»Danke, das werde ich mir merken.« Lady warf Rafe einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu. »Du kannst unsere Päckchen tragen.« Sie marschierte zur Eingangstür, stieß sie auf und ging hinaus.
Er griff rasch nach den Päckchen und folgte Lady. Er wusste, dass sie zornig war, weil er ihre Sachen bezahlt hatte, aber ihm gefiel der Gedanke, dass er die Lady mit dem Colt eingekleidet hatte. Vielleicht würde er ihr eines Tages ein goldenes Medaillon oder etwas anderes Hübsches kaufen, aber er musste zugeben, dass sie zweifellos auch in Handschellen sehr gut aussah.
Er blieb an der Türschwelle stehen, sah sich sorgfältig nach beiden Seiten um, und trat in den Sonnenschein hinaus, nachdem er keine Gefahr entdecken konnte.
Lady wartete ein paar Schritte entfernt auf ihn. Sie betrachtete einige an der Wand angeschlagene Steckbriefe. Vielleicht suchte sie nach ihrem eigenen. Plötzlich riss sie zwei Plakate herunter. Sie sah ihn an und richtete dann ihren Blick wieder auf die Steckbriefe, als wollte sie sein Gesicht mit den Abbildungen vergleichen.
»Das solltest du dir besser anschauen.« Sie streckte ihm die Plakate entgegen.
»Versuchst du immer noch, Zeit zu schinden?« Er stampfte die Treppe hinunter, packte die Hälfte der Päckchen auf sein Pferd und befestigte die andere Hälfte an ihrer Stute.
Sie folgte ihm. »Ich meine es ernst. Schau dir das an.«
Er drehte sich um und nahm ihr die Plakate aus der Hand. »Okay.« Warum sollte er ihr nicht noch eine
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