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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Archer
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Blick seiner ausgestreckten Hand und lenkte ihr Pferd von dem Pfad weg.
    Als er ihr in den Schatten der Eiche folgte, flatterten einige Vögel mit protestierendem Gekreisch in die Luft. Ein Präriehase sprang in die Büsche und hoppelte davon. Rafe ritt um den Baum herum und schaute sich nach Spuren um, die Gefahr bedeuten könnten. Alles erschien sicher.
    Er stieg ab und führte Justice zum Fluss hinunter. Während der Wallach trank, sah er sich aufmerksam um und behielt seine Hand auf seinem Peacemaker. Er durfte kein Risiko eingehen, vor allem nicht in einem Landstrich, wo Indianer und Gesetzlose zu Hause waren.
    »Wie wäre es mit Maismehlbrot und Dörrfleisch?«, fragte Lady und streichelte Jipseys Hals, während die Stute gierig trank.
    »Klingt gut.«
    »Wir werden den Boggy Saloon ungefähr bei Sonnenuntergang erreichen. Vorher brauchen wir nicht dort zu sein, denn da ist der Laden ohnehin noch leer.«
    »Welche Art von Banditen trifft man dort?«
    »Kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Für manche ist es ihre Lieblingskneipe, andere kommen zufällig dort vorbei.«
    »Sie könnten uns gefährlich werden.«
    Sie nickte und musterte Rafe von oben bis unten. »Fremde sieht man dort nicht gern.«
    »Aber du regelst das, oder?«
    »Sie werden dich nicht nach deinem Namen fragen. Niemand dort ist so dumm. Aber sie erwarten einen Spitznamen.«
    Er kratzte sich gedankenverloren an der immer noch juckenden Stelle, wo der Strick ihm die Haut abgeschürft hatte, und dachte über einen Decknamen nach. Er sah auf den Fluss hinaus, der im Schatten der breiten Eiche dunkelgrün schimmerte. Frösche sprangen platschend vom Ufer ins Wasser. Justice stampfte mit einem Huf auf und schlug mit dem Schwanz nach den herumschwirrenden Fliegen.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Lady.
    »Du hast damit mehr Erfahrung als ich.«
    »Ein waschechter Gesetzeshüter, richtig?«
    »Ich tue mein Bestes.«
    »Ich werde ihnen sagen, dass du ein aufbrausender Typ bist, der blitzschnell seine Waffe zieht.«
    »Und der dein Mann ist?« Er wandte sich ihr zu und grinste sie an, um sie herauszufordern. »Warum sonst würde ich dich begleiten?«
    Sie sah auf den Fluss hinaus. »Vielleicht weil ich Hilfe brauchte.«
    »Unwahrscheinlich. Du bist die Lady mit dem Colt.«
    Sie zuckte die Schultern. »Du könntest ein Familienmitglied sein. Ein Cousin. Wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt.«
    Er lächelte bei der Vorstellung, wie er sich eine Entwicklung der Sache wünschen würde. »Und mein Name?«
    »Du bist ein Kerl, der schnell am Abzug ist. Wie wäre es mit ›Schneller John‹, im Englischen also ›Fast John‹?«
    »Fast John?« Er schnaubte verächtlich. »Das hört sich nicht gut an. Die Lady mit dem Colt und Fast John? Das erscheint mir nicht fair.«
    Sie kicherte. »Wir sollten nicht zu viel hineininterpretieren, oder?«
    »Widmest du mir dann auch ein Lied?«
    »Darüber muss ich noch nachdenken.« Sie zwinkerte ihm lächelnd zu, führte Jipsey auf eine Grasfläche und ließ die Zügel fallen.
    Er folgte ihr und wünschte, die Welt um sie herum würde einfach verschwinden. Wenn er genügend Zeit mit Lady allein verbringen könnte, wäre es ihm vielleicht möglich, die Frau hinter der Maskerade, mit der sie sich immer wieder rasch tarnte, kennen zu lernen. Er war sich sicher, dass diese freundlichen Farmer sie weder in ihrer Rolle als Saloonsängerin, rauflustigen Jungen oder Banditin erkannt hätten. Sie hielten sie einfach für ein hilfsbereites Cowgirl.
    »Wenn ich noch einmal genauer darüber nachdenke …«, begann er und führte Justice neben Jipsey, damit der Wallach auch dort grasen konnte. »Ich möchte nicht, dass du ein Lied für mich schreibst. Ich will gar nicht wissen, was du über mich singen würdest.«
    »Wir sprechen hier über Fast John.« Sie grinste. »Hältst du dein Pistole immer in der Hand?«
    Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu.
    »Könntest du damit einen Mann beeindrucken, oder würde das eher dazu führen, dass du bei einer Dame aus ihrem Bett fliegst?«
    Er schüttelte seufzend den Kopf. Bei der Lady mit dem Colt musste man immer mit einem klugen Wortspiel rechnen, bei dem einem Mann schwindlig wurde.
    Sie lachte, räusperte sich und begann dann zu singen.
    Schneller John, langsamer Johnny,
    Augapfel der Damen.
    Rafe lachte laut auf. Er könnte sich an ihre Gegenwart gewöhnen. Mit ihr wäre das Leben niemals langweilig. Als sie in sein Gelächter einstimmte, wünschte er sich nichts sehnlicher, als

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