Eine ungezogene Witwe: Erotischer Roman (German Edition)
sodass er einen Herzschlag bekommen musste.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir sollten uns kein Urteil anmaßen, bis wir die Wahrheit über die Ehe wissen. Das Mädchen hat vielleicht tatsächlich etwas für den alten Knaben empfunden.«
»Das glaubst du doch selbst nicht! He, Mann, er muss fünfzig Jahre älter gewesen sein als sie!«
Feste Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, und die dunklen Augen wurden noch einen Stich dunkler, als die Verärgerung ausbrach, die Ric bisher unterdrückt hatte. »Du hast recht. Ich glaube es nicht.«
»Und nun?«
»Nun, ich werde die Rechtmäßigkeit des Testaments natürlich anfechten.«
Delie ließ einen Teil ihrer aufgestauten Wut mit einem Seufzer heraus. »Freut mich zu hören. Ich dachte schon, du wolltest nichts unternehmen.«
Ein humorloses Lachen begleitete seinen Kommentar zu ihrer Bemerkung. »Mir scheint, dass du nicht weniger habgierig bist als unsere junge Witwe.«
Sie warf ihm einen schmollenden Blick zu. »Wir brauchen das Geld.«
»Und das Geld werden wir auch erhalten. Ganz egal, wie wir es anstellen.« Ric leerte sein Glas und erhob sich. »Ich gehe aus. Ich bin sicher, du wirst jemanden finden, der dich den Rest des Abends unterhalten kann.«
Das hämische Grinsen, das dann folgte, ließ Delies Zorn noch weiter anschwellen. Wenn sie etwas Geeignetes zur Hand gehabt hätte, würde sie es ihrem Halbbruder nachgeworfen oder auch gegen die Tür geschmettert haben. Stattdessen griff sie nach dem Decanter und schenkte sich einen großzügigen Schluck Port ein. Trotz und Wut diktierten ihr Handeln.
Sie hockte sich auf den Rand des Sessels, den Ric eben verlassen hatte, nippte immer wieder mal am Wein und dachte finster über die Ungerechtigkeiten der Welt nach. Liddell Hall bedeutete ihr mehr als alles andere und als jeder andere, selbst als ihr Halbbruder, der sie manchmal zur Weißglut reizte. Sie beide verband eine gegenseitige Hassliebe. Obwohl sie sich in vielen Dingen feindselig gegenüber standen, kamen sie sich gegenseitig zur Hilfe, wenn dem anderen Unrecht widerfuhr. Deshalb auch Delies Zorn, dass Jeremiah Wilberforce beschlossen hatte, Ric aus seinem Testament auszuschließen.
Am schlimmsten empfand sie jedoch die Ungewissheit, ob Ric bereit war, ihren gemeinsamen Familienbesitz Liddell Hall zu erhalten, falls er das Testament anfechten und damit erfolgreich sein würde.
Delie wurde von neuem Ärger ergriffen, als sie sich in dem Zimmer umsah, das sie so sehr liebte. Ihr Blick streifte über die schönen alten Möbel und die kostbaren Gemälde. Im sanften Licht des Feuerscheins und der Lampenbeleuchtung schimmerten die Farben von Mobiliar und Teppichen üppig und warm. Nur im erbarmungslosen Tageslicht ließ sich erkennen, wie abgewetzt und verblasst sie waren.
Ärger und Beunruhigung hatten in ihr eine Rastlosigkeit ausgelöst, die sie nur auf eine bestimmte Weise besänftigen konnte. Der weiche Port wärmte das Blut in ihren Adern und fachte ein Feuer tief in ihrem Bauch an. Sie schenkte sich noch einmal ein paar gute Schlucke des zu Kopf gehenden Weins ein und trug das Glas zu ihrem Schlafzimmer. Von dort aus klingelte sie dem Dienstmädchen, dann zog sie die Nadeln aus den Haaren und wartete.
Das Mädchen kam gelaufen, denn sie wusste, dass man es rasch bereute, wenn man die hochmütige Herrin warten ließ. Jetzt half das Mädchen, Delies exklusives Abendkleid auszuziehen. Der gierige Blick in den dunklen Augen, die das Dienstmädchen kaum zu bemerken schienen, bewirkte ein Übelkeit erregendes Flattern in ihrem Unterleib. Als sie half, die feine Unterwäsche auszuziehen, bemühte sie sich, nicht zu lange den üppigen Körper ihrer Herrin zu betrachten.
»Sonst noch etwas?«, fragte das Mädchen, Hoffnung in der Stimme, als sie Delies Nacktheit mit einer Robe bedeckte.
»Du kannst die Vorhänge öffnen und die Lampe nahe ans Fenster stellen.«
Die schmalen Lippen des Mädchens zitterten vor Eifersucht und Enttäuschung, als sie sich beeilte, die Anweisung der Herrin zu befolgen.
»Danke, Annie«, sagte Delie, als das Signal gesetzt war. »Du kannst jetzt gehen.« Sie wartete, bis Annie fast die Tür erreicht hatte, dann fügte sie noch hinzu: »Ich werde klingeln, wenn ich dich noch mal brauche.«
Delie stand hinter der Lampe und starrte hinüber zu den im Dunkel liegenden Ställen. Ein schwaches Licht glomm in den Quartieren über den Ställen. Da befand sich Patricks Zimmer. Er würde bald bei ihr sein. Er
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