Eine unheilvolle Begegnung
und hielt das Telefon dann an sein Ohr.
»Ja?«
»Hier ist Zach. Eben war jemand bei dem Gebrauchtwagenhändler hier in Moab.«
»Oh Gott! Ich hoffe, sie haben ihm nichts getan?«
»Nein, alles in Ordnung.«
Morgan atmete erleichtert aus. »Gut. Ich hatte schon befürchtet, ich hätte noch jemanden in Gefahr gebracht.«
»Nein, keine Sorge. Hier wird wahrscheinlich niemand mehr auftauchen, sie können auf keine Verbindung mehr stoßen. Ich habe Kennzeichen und Marke des Mietwagens und werde sie an das FBI weitergeben.«
»Gut. Meinst du, sie werden es weiter in Salt Lake probieren?«
»Das kann sein. Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieser White nicht ewig seine Leute in der Gegend herumlungern lassen kann. Schließlich hat er ein Unternehmen zu führen. Trotzdem werde ich Sams Freunde noch einmal warnen.«
»Das wäre gut. Danke, Zach. Was hast du jetzt vor? Dein Urlaub war doch bestimmt nicht so lang geplant, oder?«
Zach lachte. »Nein, war er nicht. Aber ich werde noch ein paar Tage hierbleiben, um sicherzustellen, dass auch wirklich alles ruhig ist. Vielleicht komme ich dann auf dem Rückweg bei euch vorbei.«
»Das wäre schön. Mach’s gut.«
»Ihr auch.« Damit schaltete er das Telefon aus und stand eine Weile gedankenversunken im Zimmer, bevor er sich aufraffte und beschloss, sich die Umgebung anzusehen, wenn er schon mal hier war.
Sam betrachtete unglücklich Morgans Gesicht. Schon seit einiger Zeit saß er stumm neben ihr und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Nach den scharfen Linien zwischen seinen Augenbrauen und neben seinem Mund zu urteilen, waren es keine positiven. Sie hatte ihm zwar gesagt, er solle über alles nachdenken, aber inzwischen war sie sich nicht mehr sicher, ob das ein guter Rat gewesen war. Was wusste sie schon? Sie hatte immer alles gehabt: ihre Familie, ein Haus voller Lachen und Wärme. Sogar ihre Großeltern lebten noch. Mit ihrem Bruder hatte sie sich trotz des großen Altersunterschieds von sieben Jahren gut verstanden. Ihre Eltern hatten ihr immer genug Freiraum gegeben und standen ihr mit nützlichen Ratschlägen bei.
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ihre Eltern gestorben wären und sie niemanden gehabt hätte, um sie zu stützen und zu führen. Und wenn sie dann auch noch ihren Bruder verloren hätte. Sie glaubte nicht, dass sie das überlebt hätte. Morgan schien die Erfahrung zu einem verantwortungsbewussten, aber auch einsamen Mann gemacht zu haben. Das erklärte auch, warum er versucht hatte, den Tod seiner Schwester eigenhändig zu untersuchen, anstatt sich Hilfe zu holen. Sie war froh, dass er inzwischen doch ein wenig Unterstützung bekommen hatte und wenigstens nicht mehr in der direkten Schusslinie stand. Jedenfalls hoffte sie das.
Außerdem hatte er jetzt auch sie. Ein Lächeln umspielte ihren Mund. Er wollte sie, dessen war sie sich sicher. Scheinbar musste sie bei ihm immer erst seinen Schutzwall einreißen, den er um sich herum aufgebaut hatte. Nachdem sie jedoch erst einmal zu seinem Kern vorgedrungen war, ihn jeden Schutzes beraubt hatte, entdeckte sie einen ungeheuer leidenschaftlichen Mann – fast mehr, als sie ertrug. Seine Zärtlichkeit versteckte er die meiste Zeit hinter seiner rauen Schale. Doch hin und wieder schaute sie hervor, lockte Sam immer näher zu ihm. Was versuchte sie eigentlich, sich vorzumachen? Er hatte sie schon lange am Haken. Er brauchte seine Leine jetzt nur wieder einzuholen, dann gehörte sie ihm, mit Haut und Haaren. Wenn er sie wollte.
Sam seufzte. Hätte ihr das jemand vor ein paar Tagen gesagt, sie hätte denjenigen ausgelacht. Dass sie diesem Fremden so vertraute, dass sie ihm überallhin folgte, ihn in ihr Leben und in sich aufnahm, war das Gegenteil dessen, nachdem sie bisher gelebt hatte. Doch bei Morgan war alles anders. Sie fühlte sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen. Es war, als hätte sie in ihm endlich ihr fehlendes Gegenstück gefunden. Nur, wie sollte sie ihm das klarmachen? Morgan war noch nicht reif für irgendwelche tieferen Gefühlsbezeugungen. Doch würde er das jemals sein? Sie wusste es nicht. Sam schüttelte die Unsicherheit von sich ab. Sie wollte jetzt nicht darüber nachgrübeln, die Zeit würde es ans Licht bringen. Außerdem sollte sie sich lieber aufs Fahren konzentrieren, bevor sie noch einen Unfall baute.
Durch bizarr geformte Gebirgsformationen fuhren sie immer weiter in Richtung ihres Ziels. Sam wusste immer noch nicht, wo Morgan sie genau
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