Eine unheilvolle Begegnung
von ihm abgefallen. Sam ließ sich davon anstecken. Schnell stieg sie mit seiner Hilfe aus und klaubte dann eilig ihre Einkäufe und den Rucksack vom Rücksitz.
Morgan nahm die vollgepackte Kühlbox und verließ damit die Garage. »Lass das Tor offen, ich komme gleich noch mal zurück.«
Also folgte Sam ihm eilig in seine Erdgeschosswohnung. Sie war nicht besonders groß, aber gemütlich eingerichtet.
Morgan legte Sam eine Hand auf die Schulter. »Fühl dich hier ganz wie zu Hause. Ich gehe noch mal schnell zum Auto.«
»Okay.« Sam blickte ihm hinterher. Es kam ihr komisch vor, plötzlich allein zu sein. Sie hatte sich in den letzten beiden Tagen daran gewöhnt, dass Morgan immer in ihrer Nähe war. Doch anstatt sich jetzt über die Freiheit zu freuen, wollte sie, dass er so schnell wie möglich zu ihr zurückkam. Neugierig machte sie eine Tour durch die Wohnung. Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer, mehr gab es nicht zu sehen, aber hinter dem Schlafzimmer lag eine kleine versteckte Terrasse. Sie war in der Dunkelheit kaum zu erkennen und von einer hohen Hecke umgeben, sodass sie von außen nicht einsehbar war. Darüber war der Balkon der oberen Wohnung, daher konnte auch von oben niemand sehen, was unten vor sich ging. Hier konnte Morgan bestimmt gemütlich seinen Tag ausklingen lassen und sich von den Anstrengungen der Arbeit erholen. An einem der nächsten Abende würde sie bestimmt davon Gebrauch machen, wenn die Hitze des Tages langsam der angenehmen Abendkühle wich.
Sam trat durch die Glasschiebetür wieder nach innen und ließ sie noch offen, damit die abgestandene Luft in der Wohnung durch frische ersetzt wurde. Auf einem Regal standen mehrere gerahmte Fotos, die sie sich jetzt anschaute. Ein Paar irgendwo zwischen vierzig und fünfzig Jahren lächelte ihr entgegen. Vermutlich Morgans Eltern kurz vor ihrem Tod. Bedauern überkam sie, dass Morgan sie schon so früh in seinem Leben verloren hatte. Es gab auch noch Fotos von einem jungen Mädchen, wahrscheinlich seine Schwester, mit einem fröhlichen Lachen und langen blonden Haaren, die im Wind wehten. Noch ein Verlust, den Morgan nie wirklich überwinden würde. Das letzte Foto zeigte einen ernst dreinschauenden jungen Mann mit dunkelbraunen Haaren und auffallenden dunkelblauen Augen. Das musste dann wohl Morgans Bruder sein, von dem er ihr erzählt hatte. Der, der Geografie studiert hatte. Sie fragte sich, ob er wirklich eine solche Augenfarbe hatte oder ob das am Foto lag. Vielleicht würde sie ihn ja irgendwann einmal kennenlernen und es selbst herausfinden.
Sie war so in die Betrachtung der Fotos versunken, dass sie Morgan erst bemerkte, als er schon dicht hinter ihr stand. »Meine Familie.«
»Das dachte ich mir. Wieso gibt es kein Foto von dir?«
Morgan blickte sie erstaunt an. »Warum sollte ich in meiner Wohnung ein Bild von mir aufstellen? Ich weiß ja, wie ich aussehe.«
»Auch wieder wahr. Ich hätte nur zu gerne gesehen, wie du normalerweise aussiehst.«
Morgan grinste sie an. »Lass dich überraschen.«
Sam verzog den Mund. »Ich hasse Überraschungen, auf jeden Fall negative.«
»Und du denkst, ich werde mich zu meinem Nachteil verändern?«
Diesmal grinste Sam. »Denkst du, das wäre überhaupt möglich, so wie ich dich schon gesehen habe?«
Morgan zog die Augenbrauen hoch. »Ganz schön frech heute, wie?«
»Scheint so.« Sam wurde ernst. »Ich bin einfach froh, dass wir gesund und ohne Zwischenfälle hier angekommen sind. Wir sind doch jetzt in Sicherheit, oder?«
Morgan zog sie an sich. »Ja. Sie kennen mich nur unter dem Namen Frank Tanner. Niemand wird eine Verbindung zu Morgan Spade herstellen.« Er küsste ihre Stirn. »Wir werden hier einfach Urlaub machen, bis das FBI die Bande hochgehen lässt, und dann können wir unser bisheriges Leben fortsetzen, fast zumindest.«
Professor Marshs Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Sie blickte ihn ernst an. »Ja, es wird nicht mehr ganz so sein wie vorher.«
Morgan rückte ein Stück von ihr ab und blickte in ihre Augen. »Es tut mir leid, Sam. Durch meinen unverantwortlichen Leichtsinn bist du überhaupt erst in die Angelegenheit mit hineingezogen worden. Wenn ich könnte, würde ich alles anders machen, um dir das zu ersparen, was du durchmachen musstest.«
Sam legte ihren Finger auf seine Lippen. »Ich kann zwar nicht sagen, dass die Geschehnisse mir gefallen haben, aber immerhin hätte ich dich sonst nie getroffen. Und aus heutiger Sicht fände ich das
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