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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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nicht weit, denn der Mann, der Morgan hinter der Tür aufgelauert hatte, schob die Tür zu und fing sie ab. Er umfing ihren Oberkörper mit einem Arm und hob sie hoch. Sam trat mit den Füßen um sich, so fest sie konnte, erwischte aber nur den Couchtisch, der mit einem lauten Krachen umkippte.
    »Hier Chuck, nimm du diese Wildkatze. Ich muss mich um Frank – oder vielmehr Morgan – kümmern.«
    Sam ergriff die Gelegenheit und trat dem Mann mit der Halbglatze, Chuck, kräftig gegen das Schienbein. Mit einem heftigen Fluch entfernte er sich aus ihrer Reichweite und rieb sich das schmerzende Bein. Gut so, sollte er ruhig noch einmal näher herankommen, vielleicht konnte sie ihn an einer empfindlicheren Stelle treffen. Leider tat er ihr den Gefallen nicht, sondern näherte sich ihr nun von hinten. Er übernahm von seinem Kollegen ihre hinter dem Rücken zusammengebundenen Arme und schob sie brutal vorwärts.
    Sam drehte ihren Kopf zur Seite, um einen letzten Blick auf Morgan zu werfen, und sah, wie er von dem anderen Mann nach Waffen durchsucht und dann unsanft über die Schulter geworfen wurde. Sie zuckte zusammen, als sie das Blut sah, das aus seinen Haaren auf das Hemd des Mannes tropfte. Morgan hatte sich noch nicht gerührt, was vielleicht auch besser war, wenn man bedachte, welche Schmerzen er in dieser Position an seinen verletzten Rippen haben musste.
    Um Zeit zu schinden, trat Sam weiter nach allem, was sich ihr in den Weg stellte, nach dem Regal, der Tür, der Kommode mit der Keramikschüssel darauf. Selbst die Vorhänge schnappte sie mit ihren Beinen und riss sie halb von der Stange. Sie wollte eine Szenerie schaffen, die eindeutig auf einen Überfall hindeutete, damit Joe, wenn er denn kam, sofort wusste, dass etwas passiert war, und die Polizei rief. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Denn selbst wenn sie sich hätte losreißen können, was nicht der Fall war, würde sie nicht weglaufen, weil sie Morgan in seinem Zustand nicht alleine in der Hand dieser Verbrecher lassen wollte. Wie sollte er sich wehren, wenn er bewusstlos war?
    Auf der Terrasse angekommen, tauchten sie in die Hecke daneben ein und gingen zwischen ihr und dem Zaun entlang, bis sie zu einem Loch im Zaun kamen. Innerhalb von Sekunden waren sie durch und standen vor einem unauffälligen blauen Van. Vermutlich wollten sie sie darin nach Grand Junction transportieren, zumindest schloss sie das aus dem Nummernschild und der Bemerkung mit dem Boss, die der eine Mann vorhin gemacht hatte.
    Chuck öffnete die hintere Tür des Lieferwagens, während er Sam mit der anderen Hand festhielt. Unsanft stieß er sie hinein und trat dann zur Seite, um seinem Kumpel Platz zu machen, der Morgan wie einen Sack Kartoffeln auf die Ladefläche warf. Sam zuckte zusammen, als sie den dumpfen Laut bei seinem Aufprall hörte. Gleich darauf wurden die Türen zugeworfen, und sie waren alleine in der Dunkelheit des Fahrzeugs. Es waren keine Fenster vorhanden, kein Lichtstrahl drang in ihr Gefängnis. Auch zur Fahrerkabine hin bestand die Abtrennung aus Metall, nur ein kleines getöntes Fenster war dort eingebaut. Sam hörte, wie die Türen abgeschlossen wurden, bevor die Männer nach vorne gingen und dort einstiegen.
    Sie schloss für einen Moment die Augen, dankbar dafür, dass die Männer sie wenigstens hier hinten in Ruhe ließen. Dann setzte sie sich hin und schob sich vorsichtig über den rauen Boden, bis sie gegen Morgans ruhig daliegenden Körper stieß. Da sie die Hände nicht zur Verfügung hatte, legte sie sich neben ihn und brachte ihr Gesicht dicht an seines heran. Einen schrecklichen Moment lang dachte sie, er atmete nicht mehr, doch dann fühlte sie einen sanften Luftzug an ihrer Wange. Tränen schossen in ihre Augen, die sie jedoch schnell zurückdrängte. Sie durfte jetzt nicht weinen, denn mit einer verstopften Nase würde sie keine Luft bekommen. Mit ihrer Wange strich sie über Morgans, fühlte die Feuchtigkeit des heruntergelaufenen Blutes. Wie sollte sie ihn wach bekommen, ohne ihn berühren oder ansprechen zu können?
    Joe Spade ging langsam auf das Haus zu, in dem sein älterer Bruder wohnte. Er hatte sich vom Taxifahrer an der Ecke absetzen lassen, damit er noch genug Zeit hatte, sich innerlich auf das Treffen mit ihm vorzubereiten. Eigentlich war Morgan viel mehr als nur sein Bruder. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte er sich um ihn und seine sechs Jahre jüngere Schwester Mara gekümmert. Morgan hatte sie ernährt und gekleidet, zur Schule

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