Eine unheilvolle Begegnung
nichts erzählt, oder?« Joe schüttelte stumm den Kopf. »Mir hatte er auch nicht gesagt, was er vorhatte. Immerhin war er schlau genug, mich zu kontaktieren, als er in Schwierigkeiten steckte.« Er verzog den Mund. »So wie es aussieht, hat das im Endeffekt aber auch nichts gebracht.« Er tippte erneut eine Nummer ein, die er von einem Zettel ablas.
»Gonzalez.«
»Hier ist Zach Murdock. Es geht um Samantha Dyson.«
»Ja?«
»Es sieht so aus, als wäre sie zusammen mit ihrem Begleiter entführt worden. Von denselben Männern, die auch ihr Auto in die Luft gejagt haben.«
Er hörte förmlich Gonzalez’ Interesse steigen. Sein Stuhl quietschte, als würde er sich aufrichten. »Woher wissen Sie das?«
»Eine Quelle beim FBI hat das bestätigt.«
»Dann kümmert sich das FBI darum?«
»Nein, deshalb rufe ich Sie ja an. Das FBI will seine Undercover-Ermittlung nicht gefährden und greift deshalb nicht ein. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Ich höre.«
»Die Polizei in Grand Junction hat in der ganzen Sache die Anweisung, sich aus allem herauszuhalten. Genauso sieht es mit den angrenzenden Countys aus. Ich kann aber nicht alleine gegen eine nicht näher definierte Zahl von bewaffneten Männern vorgehen. Ich brauche also Verstärkung. Kennen Sie jemanden, der mich bei der Befreiung der entführten Personen unterstützen würde?«
Gonzalez schwieg einige Zeit, dann räusperte er sich. »Ich würde ja kommen, aber ich habe in Colorado keinerlei Befugnisse.«
»Auch nicht, wenn eine von Ihnen gesuchte Person sich dort aufhält?«
»Dann müsste ich dort eine Bitte zur Amtshilfe an die Polizei stellen.« Man hörte Gonzalez an, wie sehr ihm das gegen den Strich ging.
»Das würde nichts bringen. In Ordnung, ich verstehe, dass Sie nicht helfen können. Auf Wieder…«
Gonzalez unterbrach ihn. »Wo soll das sein?«
»Grand Junction. Das Anwesen von Gerald White. Moment, ich habe hier irgendwo die genaue Adresse.« Zach kramte nach dem Zettel und gab die Anschrift durch. »Ich weiß noch nicht, wann ich dort eintreffen kann. Ich bin noch in Denver, aber ich mache mich jetzt auf den Weg.«
»Gut, wir treffen uns dann dort.« Damit war das Gespräch beendet.
Zach blickte Joe an. »Okay, wir sind jetzt zu dritt gegen eine noch unbekannte Menge von Gegnern. Die Chancen steigen. Fehlen nur noch unsere Flugtickets.« Zach wollte gerade wählen, als ihm noch etwas einfiel. »Natürlich nur, wenn Sie auch mitkommen wollen.«
Joe nickte grimmig. »Das ist ja wohl keine Frage.«
Zach nahm das als Zustimmung und reservierte für sie beide Tickets für den nächsten Flug nach Grand Junction. Der würde allerdings erst in zwei Stunden starten. Um die Zeit zu überbrücken, erklärte er Joe, wie sein Bruder überhaupt erst in diese Situation gekommen und was seither passiert war. Als er geendet hatte, stand Joe auf und ging zum Fenster. Jeder seiner Schritte drückte seine innere Anspannung aus. Eine Weile blickte er, ohne etwas zu sagen, auf den Garten.
Dann brach er die Stille. »Er hätte etwas sagen müssen!«
»Ich denke, er hat versucht, Sie zu schützen.«
Joe fuhr heftig herum. »Ich bin kein Kind mehr. Ich hätte erfahren müssen, dass er glaubte, Mara wäre ermordet worden! Wie ist er eigentlich auf die blöde Idee gekommen, sich in die Bande einzuschleusen? Ich hätte ihm gleich sagen können, dass das schiefgeht. Nach meiner Erfahrung …« Joe schloss geräuschvoll den Mund und wandte sich wieder ab.
Zachs Augenbrauen hoben sich. Erfahrung? War Joe nicht Geograf? Er erinnerte sich wieder an seine geschmeidige Angriffshaltung, als sie sich vorhin gegenübergestanden hatten. Die Information speicherte er für eine spätere Betrachtung ab und erhob sich.
»Wir sollten jetzt losfahren. Ich weiß nicht, wie dicht der Verkehr hier ist, und ich muss auch noch den Mietwagen zurückgeben.«
Joe schloss kurz die Augen und atmete tief durch. »In Ordnung.«
Kurze Zeit später waren sie auf dem Weg zum Flughafen.
Verzweiflung überkam Sam, als sie es auch nach unzähligen Versuchen nicht schaffte, Morgan aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen. Schließlich lag sie einfach nur neben ihm auf dem rauen Metallboden des Vans und überwachte seine Atmung. Sie bemühte sich, seinen Körper so zu fixieren, dass er nicht herumgeschleudert wurde, wenn der Wagen um eine Kurve fuhr, aber das war so gut wie unmöglich. Erst als sie auf einen Highway fuhren, wurde die Fahrt ruhiger. Nach einiger Zeit stellte sie erleichtert fest,
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