Eine unheilvolle Begegnung
verdächtigen Autos, doch sie bemerkte zum Glück nichts.
Bevor sie in die Ortschaft einfuhren, gab sie John ihre alte Baseballkappe und eine Sonnenbrille, damit er wenigstens einen Teil seines Gesichts verdecken konnte. Doch auch so würde er wohl auffallen wie ein bunter Hund. Am Stadtrand stellte sie den Buggy in der Garage ab, aus der sie ihn vor Wochen abgeholt hatte. Sie entluden rasch ihre Habseligkeiten und deponierten sie in ihrem klapprigen Pick-up. John war diesmal kaum eine Hilfe. Er kam mehr als einmal ins Taumeln und wäre hingefallen, wenn Sam ihn nicht gestützt hätte. Schließlich reichte es ihr, und sie befahl ihm, sich sofort ins Auto zu setzen. Dass er widerspruchslos gehorchte, zeigte ihr, wie schlecht es ihm ging. Endlich hatte sie die letzte Kiste verladen und schwang sich auf den Fahrersitz. Johns Kopf lehnte an der Kopfstütze, seine Haut unter den Prellungen war kreidebleich.
»Wenn Sie noch ein bisschen durchhalten, schaffe ich Sie gleich in ein Motelzimmer, okay?«
Morgans Augen öffneten sich einige Millimeter, bis er Sam erkennen konnte. Es war ihm unangenehm, dass die ganze Arbeit und Fahrerei auf ihr gelastet hatte. Er schwor sich, Sam für alles zu entschädigen, sollte er je die Gelegenheit dazu bekommen. Er brachte ein schwaches Nicken zustande, und Sam fuhr los. Das Dröhnen des Motors verhinderte jede weitere Unterhaltung, sodass Morgan seine Augen wieder schloss und hoffte, dass diese Tortur bald überstanden wäre. Die Stoßdämpfer des Pick-ups waren fast noch schlechter als die im Buggy. Er hatte das Gefühl, seine Eingeweide würden langsam durch seinen ganzen Körper wandern. Erleichtert atmete er auf, als Sam schließlich in die Einfahrt eines mittelgroßen, anonymen Motels einbog und den Motor ausschaltete.
»Ist das okay?«
Morgan sah sich prüfend um. Das lange, flache Gebäude war einstöckig, und die Anmeldung lag um die Ecke. Perfekt, so würde ihn vielleicht niemand sehen, wenn er sich ein Zimmer nahm. Er stockte und blickte sie dann schockiert an. Hitze stieg in seine Wangen.
»Was ist los?« Alarmiert blickte Sam sich um.
Morgan räusperte sich. »Das Motel wäre perfekt. Mir fiel bloß gerade ein, dass ich kein Geld dabeihabe. Ich könnte es also gar nicht bezahlen.«
Erleichtert sank Sam zurück. »Gott, und ich dachte schon, Sie hätten jemanden entdeckt.« Sie seufzte. »Das mit dem Geld ist kein Problem. Ich werde das Zimmer für Sie mieten.« Sie hob die Hand, als er etwas sagen wollte. »Sie können mir die Kosten irgendwann zurückerstatten.« Damit öffnete sie die Tür und war schon verschwunden.
Morgan blickte ihr hinterher. Für ihr Alter wusste sie sehr genau, was sie wollte. Er glaubte nicht, dass jemand sie von einer einmal gefassten Meinung abbringen konnte. Umso erstaunlicher, dass sie ihm half, obwohl er sie belogen hatte, und sie nicht einmal wusste, ob er nicht ebenfalls ein Verbrecher war. Unruhig beobachtete er die Umgebung, bereit, jederzeit in Deckung zu gehen, sollte er etwas Auffälliges bemerken.
Er entspannte sich etwas, als Sam nach wenigen Minuten wieder um die Hausecke bog. In ihrer Hand baumelte ein riesiger Schlüsselanhänger. Anscheinend hatte es geklappt. Es war wirklich ein glücklicher Zufall gewesen, dass Sam genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war. Oder vielleicht war es auch vom Schicksal für ihn vorbestimmt.
Sam stieg in den Pick-up, warf ihm den Schlüssel zu und startete den Wagen. »Ich habe den letzten Raum dort hinten gemietet. Auf den Namen Eileen Smith, falls sich Ihre Verfolger die Mühe machen sollten, hier nach Ihnen zu suchen.« Dabei errötete sie.
»Eileen?«
»Der Name meiner Mutter. Mir fiel nichts Besseres ein.«
Morgan schüttelte den Kopf. »Mir gefällt er. Wahrscheinlich wäre mir in der Situation überhaupt nichts Vernünftiges eingefallen.«
»John Smith?«
Morgan verzog den Mund. »Genau. Hören Sie, Sam, ich habe Ihnen wirklich nur aus dem Grund nicht meinen richtigen Namen genannt, damit Sie nicht noch mehr in Gefahr geraten.«
Sam betrachtete ihn schweigend und nickte dann. »Ich verstehe schon. Aber eigentlich hätten Sie es einfach nur erklären zu brauchen, das wäre zumindest ehrlich gewesen.«
»Es tut mir leid.«
»Schon verziehen. Wir sind da.« Mit Schwung parkte sie direkt vor der Tür des Motelzimmers. Rasch stieg sie aus dem Wagen und half ihm beim Aussteigen. Mit einem Arm stützte sie ihn, als er langsam den kurzen Weg zum Zimmer zurücklegte. Als sie
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