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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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weitergegeben. Auf Wiederhören.«
    Verdutzt blickte Morgan den Hörer an. Sie hatte aufgelegt. Anscheinend war sie Anrufe gewöhnt, bei denen es um Leben und Tod ging. Langsam legte er den Hörer auf und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Er musste versuchen, wach zu bleiben, damit er das Telefon hörte, sollte Zach zurückrufen. Doch schon nach wenigen Minuten wurden seine Lider immer schwerer, und er versank in einen tiefen Schlaf.

7
    Mehr als einmal wäre Sam beinahe umgekehrt. Immer wenn das Bedürfnis sie überkam, zu John zurückzufahren, wiederholte sie im Geiste seine Worte, so schnell wie möglich zu verschwinden, wenn sie nicht in seine Probleme mit hineingezogen werden wollte. Also fuhr sie ohne Unterbrechung nach Salt Lake City durch. Ihre Hände schmerzten, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert. Aber schließlich hatte sie es geschafft: Sie war zu Hause.
    Erleichtert bog sie in ihre Straße ein, die in einer der ruhigeren Wohngegenden lag. Es war ein schönes Gefühl, nach so langer Zeit wieder heimzukommen. Sie freute sich schon auf eine lange Dusche und ihr weiches Bett. Kaum hatte sie daran gedacht, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Der arme John lag alleine in seinem Hotelzimmer, verletzt, hungrig, vermutlich in großer Gefahr, und sie dachte über so banale Dinge nach. Aber wahrscheinlich würde sie John, oder wie immer er auch wirklich heißen mochte, nie wiedersehen. Sie musste jetzt ihr eigenes Leben weiterführen. Der Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich. Es schien, als hätte sie sich in der kurzen Zeit bereits an ihn gewöhnt.
    Energisch schüttelte sie ihre Melancholie ab, fuhr mit dem Auto in die Einfahrt ihres eingeschossigen Hauses und stellte den Motor ab. Das Gebäude war relativ klein, aber für sie alleine reichte es allemal. Seit sie ihren Job bei der Universität angenommen hatte, bezahlte sie jeden Monat einen beträchtlichen Teil ihres Gehalts für die Miete, aber das war ihr ihre Freiheit wert. Sie liebte es, ihre Ruhe zu haben und machen zu können, was sie wollte. Und vor allem hatte sie keine unmittelbaren Nachbarn.
    Sam nahm ihre Reisetasche und eine Kiste mit persönlichen Gegenständen und ging zur Haustür. Den Karton balancierte sie auf einem Arm, schob ihren Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf. Sie verzog den Mund, als ihr ein Schwall abgestandener Luft entgegenkam. Nachdem sie ihre Sachen in der Diele abgestellt hatte, lief Sam von Zimmer zu Zimmer und öffnete sämtliche Fenster. Sie hatte zwar eine Klimaanlage, aber sie musste erst die muffige Luft loswerden.
    Während ihr Wohnzimmer ein Sammelsurium aus leuchtenden Farben und freundlichem Durcheinander war, überwogen im Schlafzimmer verschiedene beruhigende Blautöne. Ein zweitüriger Kleiderschrank und eine kleine Kommode enthielten ihre gesamte Garderobe, die zu einem großen Teil aus Jeans und T-Shirts bestand, mit der Sommervariante: Shorts und T-Shirts. Viel mehr brauchte sie auch nicht. Ein oder zwei Kleider für festliche Anlässe, das war es schon. Dafür hatte sie sich ein sündhaft teures, aber ungemein bequemes Doppelbett geleistet. Sie schlief zwar die meiste Zeit alleine darin, aber so konnte sie sich wenigstens richtig ausbreiten und musste bei ihrem unruhigen Schlaf nicht immer Angst haben, aus dem Bett zu fallen. Sie teilte ihr Bett allerdings auch mit Hugo, einer Plüsch-Flugente.
    Lächelnd hob sie Hugo vom Bett. »Na Kleiner, hast du mich vermisst?« Sie tätschelte seinen dicken Bauch und ließ ihn dann wieder auf das Bett fallen. »Du hast mir jedenfalls gefehlt. Was glaubst du, wie kalt es auf diesem elenden Feldbett ohne dich war!«
    Sie holte ihre Reisetasche und begann, sie auszupacken. Das meiste konnte sowieso sofort in die Waschmaschine. Sie bestückte die Maschine und schaltete sie an, dann schlenderte sie ins Wohnzimmer. Wie immer stieg ihre Stimmung sofort, als sie den Raum betrat. Sie liebte die lebendigen Farben ihrer Sitzgruppe, das glänzende Holz des Tisches und der Regale, die sämtliche Wände bedeckten. Sie hatte schon als Kind mit dem Büchersammeln angefangen und nicht mehr damit aufgehört. So standen jetzt alte Kinderbücher neben Fachbüchern über Geologie und Paläontologie, Romane neben Atlanten und topografischen Karten, Kochbücher neben Kunstbüchern. Nicht dass sie besonders gut kochen konnte, sie fand einfach die Bilder so schön.
    Zufrieden ließ sie sich in ihren flauschigen Lieblingssessel sinken, zog die sandigen Schuhe aus und

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