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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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gekreuzten Beinen gegenüber. »Das kann ich mir vorstellen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass das passiert ist. Wieso sollte jemand bei dir einbrechen wollen?«
    Sam unterdrückte ein schuldbewusstes Zusammenzucken und hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht haben sie wirklich gedacht, ich wäre noch verreist und sie hätten freie Bahn.« Oder sie vermuteten, dass sie Fotos oder einen verletzten Mann bei sich versteckt hielt.
    Sam unterdrückte ein Schaudern und hob den Becher vor ihr Gesicht, um sich dahinter zu verbergen. Was war, wenn der oder die Diebe wiederkamen? Sie konnte sich nicht ewig bei Cathy verstecken. Und vor allem, was war, wenn sie ihre Freundin dadurch in Gefahr brachte? Energisch schüttelte sie den Kopf. Nein, wahrscheinlich ging ihre Fantasie mal wieder mit ihr durch.
    Das Gespräch mit Cathy tat ihr gut, aber nachdem sie zu Bett gegangen war, wälzte sie sich noch Stunden später im Bett hin und her und versuchte vergeblich, Schlaf zu finden.
    Langsam wachte Morgan auf. Wegen der Jalousie konnte er nicht sehen, ob es bereits Tag war, deshalb blickte er auf den Wecker. 6 Uhr. Es war also wieder Morgen. Noch eine Nacht, die er lebend überstanden hatte. Ein neuer Tag ohne Mara … Verdammt, er musste wirklich damit aufhören, sonst machte er sich noch ganz kaputt. Mara war tot, eine Tragödie für ihn, aber kein Grund, sein eigenes Leben nicht mehr zu leben. Zach hatte recht gehabt, als er ihn gestern darauf hingewiesen hatte. Mara hätte es nicht gewollt. Sie hatte ihn geliebt.
    Der Druck in seiner Brust verstärkte sich, bis er meinte, nicht mehr atmen zu können, dann wich er langsam wieder. Erleichterung machte sich in ihm breit. Er hatte auch weiterhin vor, Gerald White und seine Bande zur Rechenschaft zu ziehen. Aber es war ihm nicht mehr egal, ob er danach lebte oder starb. Es gab noch so viel zu tun in seinem Leben. Er konnte noch so viel erreichen und erleben. Beinahe wäre das alles vorbei gewesen, und er läge jetzt tot in einem anonymen Grab mitten in der Wüste. Niemand hätte gewusst, was mit ihm passiert war, nicht einmal sein Bruder Joe. Dieser Gedanke ließ das Blut aus seinem Gesicht weichen. Warum hatte er immer nur darüber nachgedacht, wie es für ihn wäre, auch noch seinen Bruder zu verlieren? Kein einziges Mal hatte er bedacht, dass dasselbe auch für Joe galt.
    Morgan schlug die Bettdecke zurück und schob vorsichtig seine Beine aus dem Bett. Langsam erhob er sich und lehnte sich so lange gegen den Bettpfosten, bis das Schwindelgefühl nachließ. Verdammt, er fühlte sich ungefähr so kräftig wie ein neugeborenes Kätzchen. Er musste dringend wieder zu Kräften kommen, sonst konnte er Zach nicht bei den Ermittlungen helfen. Und er würde Zach nie seine eigenen Fehler ausbaden lassen. Der erste Test seiner Stärke bestand darin, alleine von seinem Bett in das angeschlossene Badezimmer zu kommen, ohne dabei auf die Nase zu fallen. Es gelang ihm, gerade so. Zitternd lehnte er sich mit geschlossenen Augen an die Badezimmertür. Nach ein paar Minuten in dieser Stellung gelang es ihm, die paar Schritte bis zum Waschbecken zu bewältigen, indem er immer vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, um die Naht an der Hüfte nicht wieder aufzureißen. Er hatte nicht nachgeschaut, er hoffte nur, dass die Ärztin den Tampon nicht mit eingenäht hatte.
    Morgan schnitt eine Grimasse, die einem Lächeln nahekam. Sam war wirklich sehr erfinderisch darin gewesen, ihn am Leben zu halten. Sein Lächeln erlosch. Hoffentlich war sie seinetwegen nicht in Schwierigkeiten geraten. Vielleicht sollte er nachher ihre Telefonnummer besorgen und nachfragen, ob es ihr gut ging. Andererseits konnte sie das noch mehr in Gefahr bringen. Wahrscheinlich war es besser, wenn er sich einfach aus ihrem Leben fernhielt und nie wieder mit ihr Kontakt aufnahm. Allerdings würde er es sich nie verzeihen, wenn ihr etwas passierte und er nicht wenigstens versucht hätte, ihr zu helfen. Eine verzwickte Lage.
    Morgan betrachtete sich lange im Spiegel. Seine grauen Augen blickten ihm wachsam entgegen. »Gib es zu, Morgan, du willst nicht nur wissen, ob es ihr gut geht, du willst vor allem noch einmal ihre Stimme hören.« Okay, er gab es zu. Ihre ruhige Stimme hatte ihn bis in seine Träume verfolgt, genauso wie ihre großen blauen Augen.
    Die Sache war entschieden. Sobald er sich ein bisschen frisch gemacht hatte, würde er nach unten gehen und ein Telefon suchen.

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