Eine unheilvolle Begegnung
»Ja, danke. Ich bin wirklich froh, Sie kennengelernt zu haben.« Damit kurbelte er das Fenster wieder hoch und fuhr los in Richtung Salt Lake City.
17
Sam erwachte durch ein seltsames Geräusch aus ihrem leichten Schlummer. Doch es war nicht Cathy, einer ihrer Kollegen oder eine Krankenschwester, wie sie erwartet hatte, sondern ein völlig Fremder. Ihre Hand glitt zum Notfallknopf an ihrem Kopfende. »Wer sind Sie? Haben Sie sich im Zimmer geirrt?« Ihre Stimme klang nicht sonderlich fest.
Der Mann verließ seinen Posten an der Tür und kam auf sie zu. Aus der Nähe wirkte er auch nicht viel vertrauenerweckender. Seine hellbraunen Haare hatten zu lange keine Schere mehr gesehen. Die tagealten Bartstoppeln ließen ihn ungepflegt wirken. Die schlecht sitzende Kleidung trug auch nicht zu einem guten Gesamteindruck bei. Wer war er? Sein Blick wanderte ständig durch den Raum, als wollte er sich vergewissern, dass sie auch wirklich alleine waren. Angst breitete sich in ihr aus. Was war, wenn er zu den Männern gehörte, die sie beseitigen wollten? Würde sie jemand hören, wenn sie schrie? Ihr Finger auf dem Notfallknopf verkrampfte sich.
»Es ist alles in Ordnung, Sam, ich helfe Ihnen.«
Da er ihren Namen kannte, hatte er sich wohl nicht im Zimmer geirrt. Ihr Magen krampfte sich zusammen, während gleichzeitig Wut in ihr hochkam. »Wenn Sie mir nicht sofort sagen, wer Sie sind und was Sie hier wollen, dann werde ich um Hilfe rufen.«
Er hob beruhigend die Hände. »Es ist gut, dass Sie mich nicht erkennen. Dann wird das vielleicht auch niemand anders.« Er trat noch einen Schritt auf sie zu und beugte sich zu ihr herunter. »Ich bin es, John.«
Sam starrte ihn überrascht an. »John? Sie sehen so … anders aus.« Dann zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. »Woher soll ich wissen, dass Sie es auch wirklich sind?«
Sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. »Leider habe ich keinen Ausweis dabei. Und selbst wenn ich ihn dabei hätte, wissen wir ja beide, dass dort nicht John Smith stehen würde.« Er schob mit einer Hand die Haare aus seiner Stirn und zeigte ihr die verschorfte Wunde. »Überzeugt Sie das?«
Sam musste zugeben, dass sie dem Mann schon fast glaubte. Vom Aussehen her hätte sie es zwar nicht sagen können. Aber die Wunde, die Art, wie er sich hielt, als würden seine Rippen noch schmerzen, erinnerten sie schon sehr an John. Auch seine Stimme kam ihr bekannt vor.
»Wenn Sie mir immer noch nicht glauben, dann könnte ich Ihnen noch sagen, was Sie zur Blutstillung meiner Hüftwunde benutzt haben.«
Ein Lächeln breitete sich auf Sams Gesicht aus, auch wenn es wegen ihrer leicht verbrannten Haut schmerzte. »Das wird nicht nötig sein.« Sie deutete auf den Stuhl vor ihrem Bett. »Setzen Sie sich, bevor Sie umfallen. Wie sind Sie hierhergekommen?«
Schwerfällig nahm John Platz. »Wir haben nicht viel Zeit. Ihre Nachrichten habe ich leider erst heute Vormittag bekommen, sonst wäre ich schon viel eher gekommen. Es tut mir leid, was passiert ist, Sam. Ich hätte Sie niemals in Gefahr bringen dürfen.«
Sam wurde noch bleicher. »Sie glauben also auch, dass Ihre Verfolger dahinterstecken?«
»Ja. Zumindest hörte es sich in Ihren Anrufen ganz danach an. Aber selbst wenn sie es nicht sind, ist es offensichtlich, dass Ihnen jemand nach dem Leben trachtet.« Er stand wieder auf und blickte unruhig um sich. »Diesmal möchte ich Ihnen helfen. Wir müssen sofort von hier weg. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Krankenhaus beobachtet wird, seitdem Sie hier eingeliefert wurden.«
Damit bestätigte er Sams schlimmste Vermutungen. Andererseits war sie froh, dass sie jetzt nicht mehr allein war. Endlich war jemand bei ihr, den sie nicht anlügen musste. »Wäre es nicht sicherer, hierzubleiben, auch wenn die Verbrecher mich im Visier haben? Wenn ich da rausgehe, wird es doch erst richtig gefährlich.«
Morgan schüttelte den Kopf. »Das bringt langfristig nichts. Erstens werden Sie sowieso bald entlassen, wenn Sie keine ernsthaften Verletzungen haben, und zweitens warten die Männer da draußen nicht ewig. Wenn sie eine Möglichkeit sehen, werden sie hier hereinkommen und Sie suchen.« Er machte eine Pause. »Es wäre besser, wenn Sie dann nicht mehr hier wären.«
Sam konnte ihm da nur zustimmen. Wie hatte ihr Leben nur innerhalb von einer Woche dermaßen aus den Fugen geraten können? Keinen Moment lang bereute sie allerdings, John geholfen zu haben. Wenn sie ihn hier so sitzen sah, wenn auch
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