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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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alles?«
    »Ja.«
    »Ich möchte, dass Sie hinter mir bleiben und auf meine Kommandos achten, okay?« Sam nickte stumm. Ihre Augen wirkten riesig in ihrem blassen Gesicht. »Gut.« Mit dem Finger strich er über ihre unverletzte Wange. »Es wird alles gut gehen. Bald sind wir hier raus, und dann werden wir uns irgendwo verkriechen und alles Weitere der Polizei überlassen. Wie klingt das?«
    Sam gelang ein zaghaftes Lächeln. »Gar nicht so übel.«
    Die Alternative war, entdeckt zu werden und dann entweder einen schnellen oder einen langsamen, qualvollen Tod zu sterben. Aus Morgans Sicht war beides nicht empfehlenswert. Nachdem er sich versichert hatte, dass niemand auf dem Flur war, zog er Sam hinter sich her in Richtung des Treppenhauses. Sie hätten auch den Aufzug nehmen können, aber wenn es sich vermeiden ließ, zog er es vor, nicht in den engen Raum gepfercht zu sein. Natürlich war es auch nicht angenehm, mit einer frischen Naht die Treppen herunterzusteigen, aber da er wegen der geschwächten Sam sowieso langsamer gehen musste, hatte er keine wirklichen Probleme. Schwer atmend standen sie schließlich vor der Tür, die sie zurück in die Krankenhauslobby führen würde. Erneut blickte Morgan sich sorgfältig um, während Sam sich mit geschlossenen Augen an die Wand lehnte.
    Morgan nahm ihre Hand und ging mit ihr durch die Halle, als hätten sie alle Zeit der Welt. Je näher sie dem Ausgang kamen, desto fester hielt er ihre Hand. Am liebsten wäre er losgerannt, aber damit würden sie nur die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen. Ein leichtes Zupfen an seiner Hand ließ ihn fragend zu ihr blicken. Sam deutete auf ihren aufgeschürften und leicht verbrannten Handrücken, und er konnte sich vorstellen, wie stark sein fester Griff geschmerzt haben musste. Er legte stattdessen seinen Arm um ihren Rücken, sodass seine Hand an ihrer Hüfte lag.
    Während sie in den sonnigen Nachmittag hinaustraten, hielt Morgan möglichst unauffällig Ausschau nach seinen Widersachern, aber er konnte sie nirgends entdecken. Zu viele Leute liefen über den Parkplatz und die Fußwege, saßen auf Parkbänken oder auf dem Rasen im Schatten der Bäume. Sie konnten nur versuchen, so schnell wie möglich und ohne aufzufallen zu seinem Auto zu kommen. Er beugte seinen Kopf zu Sams hinunter, damit es so aussah, als wären sie ein Liebespaar. Wer genau hinsah, würde jedoch sehen, dass sie dafür ein wenig zu unsicher gingen und dazu noch zerschlagen und angesengt aussahen. Sam hatte zwar versucht, sich im Bad ein wenig herzurichten, aber mit halbwegs guten Augen konnte man sofort erkennen, dass sie nicht zum Spaß auf dem Krankenhausgelände herumlief.
    Morgan atmete auf, als sie beim Wagen ankamen. Er öffnete die Beifahrertür und schützte Sam mit seinem Körper, während sie steifbeinig hineinkletterte. »Versuchen Sie, sich so klein wie möglich zu machen, wenn ich die Tür schließe, okay?«
    Sam nickte und sank, so weit es ging, in den heißen Sitz zurück. Morgan schlug die Tür hinter ihr zu und ging rasch um den Wagen herum zur Fahrerseite. Mit zusammengebissenen Zähnen rutschte er hinter das Lenkrad und zog die Tür hinter sich zu. Er startete den Motor und blickte zu Sam hinüber. Mit blutleerem Gesicht und geschlossenen Augen saß sie neben ihm, die Hände in den Sitz gekrallt.
    »Alles in Ordnung?« Morgans Besorgnis wuchs, denn langsam kullerte eine Träne über Sams Wange. Er umfasste vorsichtig ihre Hand, sie war eisig. »Sam?« Langsam schlug sie die Augen auf und blickte ihn an. Der Schmerz in ihren blauen Augen verschlug ihm den Atem.
    »Ja.« Sam räusperte sich. »Ich musste nur gerade wieder daran denken, wie der Professor den Zündschlüssel gedreht hat und dann …«
    Morgan legte vorsichtig einen Finger auf ihre gesprungenen Lippen. »Ich verstehe. Tut mir leid, ich hätte daran denken sollen.«
    »Schon gut. Es war klar, dass ich beim Autofahren Probleme haben würde. Fahren Sie lieber, ich möchte ungern noch mehr Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
    »In Ordnung. Aber sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es nicht mehr aushalten oder Schmerzen bekommen.«
    Sam legte den Gurt um. »Mache ich.«
    Morgan nickte, stellte den Automatikhebel auf Fahren und trat vorsichtig auf das Gaspedal. Langsam schob sich der Wagen aus der Parklücke in den steten Strom ankommender und abfahrender Fahrzeuge. Morgan blickte aufmerksam nach allen Seiten. Er merkte aber schnell, dass er sich auf den starken Verkehr konzentrieren

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