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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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schmiedeeiserne Tor auf, Link und Liv folgten mir.
    Ich komme, L. Ob du willst oder nicht .

Tief unten

19.6.
    Niemand sprach ein Wort, als wir am Straßenrand zurück zum Park gingen, zu der Stelle, wo der Zugang zu den unterirdischen Tunneln von Savannah lag. Wir kamen überein, nicht zu Tante Caroline zurückzukehren, wo garantiert Tante Del auf uns wartete, um sich uns anzuschließen. Darüber hinaus gab es nicht viel zu sagen. Link versuchte, seine Haare auch ohne Komponentenkleber-Haargel abstehen zu lassen, und Liv blickte ständig auf ihr Selenometer und schrieb ein-, zweimal etwas in ihr rotes Notizheft.
    Alles wie immer.
    Tatsächlich aber war heute Morgen, in dieser schummrigen Dunkelheit vor Sonnenaufgang, nichts so wie immer. Meine Gedanken rasten und mehr als einmal stolperte ich. Diese Nacht war schlimmer gewesen als der schlimmste Albtraum. Aus einem Albtraum wachte man irgendwann wieder auf. Ich musste gar nicht erst die Augen schließen, um den Traum zu sehen, um Sarafine und das Messer zu sehen – und Lena, die um mich weinte.
    Ich war gestorben.
    Ich war tot gewesen, wer weiß, wie lange.
    Waren es Minuten gewesen? Oder Stunden?
    Ohne Lena läge ich jetzt im Garten des Immerwährenden Friedens . In einer Kiste aus Zedernholz in unserem Familiengrab.
    Hatte ich etwas gespürt? Hatte ich etwas gesehen? Hatte ich mich verändert? Ich strich über die verhärtete Narbe unter meinem T-Shirt. War die Narbe wirklich meine? Oder war es ein Andenken an etwas, das einem anderen Ethan Wate zugestoßen war, dem Ethan, der nicht mehr zurückkehren konnte?
    Alles verschwamm vor meinen Augen, wie in den Träumen, die Lena und ich gemeinsam geträumt hatten, oder wie die beiden Himmel, die Liv mir gezeigt hatte in der Nacht, als der Südstern verschwunden war. Welcher von beiden war der richtige? Hatte ich unbewusst vermutet, was Lena getan hatte? Hatte ich es trotz allem, was zwischen uns beiden geschehen war, geahnt?
    Wenn Lena gewusst hätte, welche Konsequenzen ihre Entscheidung haben würde, hätte sie dann eine andere Wahl getroffen?
    Ich verdankte ihr mein Leben, aber ich konnte darüber nicht glücklich sein. Stattdessen fühlte ich mich wie zerrissen. Da war die Angst vor dem Nichts, vor dem Alleinsein. Mich quälten der Verlust meiner Mutter, der Verlust Macons und in gewisser Weise auch der Verlust Lenas.
    Und noch etwas machte mir zu schaffen: die lähmende Trauer und das entsetzliche Schuldgefühl desjenigen, der überlebt hat.
    Am frühen Morgen war der Forsyth-Park gespenstisch. Bisher hatte ich ihn immer nur von Menschen bevölkert gesehen. Ohne sie fand ich beinahe den Tunnel-Eingang nicht mehr. Keine Bimmelbahnen ratterten, keine Touristen flanierten über die Wege. Keine Schoßhündchen kläfften, keine Gärtner stutzten die Azaleen. Ich dachte an all die lebendigen, atmenden Menschen, die auch heute wieder durch den Park spazieren würden.
    »Du hast es übersehen.« Liv zupfte mich am Ärmel.
    »Was?«
    »Das Tor. Du bist schon zu weit gegangen.«
    Sie hatte recht. Wir waren an dem Torbogen vorbeigelaufen, ohne dass er mir aufgefallen wäre. Fast hatte ich vergessen, wie raffiniert es in der Caster-Welt zuging. Alles lag offen vor Augen und war dennoch verborgen. Man stieß nicht auf das Äußere Tor im Park, es sei denn, man suchte es; und der Torbogen warf zu jeder Stunde einen Schatten darauf, wahrscheinlich ein Zauberbann ganz eigener Art. Link machte sich entschlossen an die Arbeit und stemmte die Gartenschere in den Spalt zwischen Rahmen und Tür, woraufhin sie sich mit einem Quietschen öffnete. Die dunkle Nische dahinter erschien in der sommerlichen Morgendämmerung noch düsterer.
    »Nicht zu fassen, dass es tatsächlich funktioniert«, sagte ich kopfschüttelnd.
    »Seit wir aus Gatlin weggegangen sind, denke ich darüber nach«, sagte Liv. »Und ich finde, es ist nur logisch.«
    »Was soll daran logisch sein, mit einer lächerlichen Gartenschere ein Caster-Tor zu öffnen?«
    »Das ist das Schöne an der Ordnung der Dinge. Ich habe dir doch gesagt, es gibt die magische Welt und die materielle Welt.« Liv sah nach oben.
    Ich folgte ihrem Blick. »Wie es auch die beiden Himmel gibt.«
    »Ganz genau. Der eine ist so wirklich wie der andere. Sie existieren nebeneinander.«
    »Also kann man auch mit einer verrosteten Metallschere einem magischen Portal beikommen?« Ich wusste selbst nicht, wieso es mich überraschte.
    »Nicht immer. Aber da wo die zwei Welten aufeinandertreffen, ist

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