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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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auch so etwas wie eine Naht.« Zumindest für Liv schien es völlig klar zu sein.
    Ich nickte.
    »Ich frage mich, ob etwas Starkes in der einen Welt etwas Schwachem in der anderen Welt entspricht«, murmelte sie vor sich hin und sprach sowohl mit mir wie mit sich selbst.
    »Du meinst, Link kann die Tür nur deshalb so leicht öffnen, weil es für einen Caster unmöglich ist?« Link hatte tatsächlich verdächtig wenig Mühe mit der Tür gehabt. Aber Liv konnte ja auch nicht wissen, dass er mindestens seit der sechsten Klasse Übung im Schlösserknacken hatte.
    »Vielleicht. Das beste Beispiel dafür wäre das Bogenlicht.«
    »Quatsch, die Erklärung ist ganz einfach. Ich kriege alle Caster-Tore auf, weil ich ein toller Hecht bin«, prahlte Link.
    »Oder die Caster, die diese Tunnel vor Hunderten von Jahren gebaut haben, dachten einfach noch nicht an Gartenscheren«, erwiderte ich.
    »Klar, weil sie sich einen so obertollen Typen wie mich in keiner der Welten vorstellen konnten.« Link steckte die Schere in seinen Gürtel zurück. »Ladys first.«
    Liv stieg in den Tunnel. »Warum wusste ich bloß, dass du das sagen würdest?«
    In dem Tunnel regte sich nicht das Geringste. Nichts war zu hören, nicht einmal das Echo unserer Schritte. Die Stille senkte sich dicht und schwer auf uns herab. Der Luft unterhalb der Welt der Sterblichen fehlte das Leichte der Luft in dieser Welt.
    Am Ende der Treppe angekommen, standen wir wieder auf dem dunklen Weg, der uns nach Savannah geführt hatte: die abweisende, düstere Straße, die sich in den lichtdurchfluteten Wiesenpfad gabelte. Alles war wie zuvor, lediglich die alte Neonreklame des Motels blinkte. Das war das Einzige, was sich verändert hatte.
    Das und Lucille, die unter dem Schild zusammengerollt lag und auf deren Fell der flackernde Lichtschein fiel. Sie gähnte, als sie uns sah, und richtete sich langsam auf, eine Pfote nach der anderen.
    »Langsam wirst du zur echten Plage, Lucille.« Link ging in die Hocke und kraulte sie hinter den Ohren. Lucille miaute oder knurrte, je nachdem, wie man es betrachtete. »Also gut, ich verzeih dir.« Link hatte ein Talent, alles als Kompliment aufzufassen.
    »Und was jetzt?« Ich ging zur Straßengabelung.
    Link richtete sich auf. »Du meinst, Stairway to hell oder Yellow Brick Road? Warum schüttelst du nicht deinen Zauberball und schaust, ob er wieder funktioniert?«
    Ich holte das Bogenlicht heraus. Es leuchtete und pulsierte, aber das smaragdgrüne Licht, das uns nach Savannah geführt hatte, war erloschen. Stattdessen schimmerte die Kugel jetzt tiefblau wie ein Satellitenfoto unseres Planeten Erde.
    Liv berührte sie und sofort wurde das Bogenlicht noch dunkler. »Das Blau ist viel kräftiger als das Grün. Ich finde, es wird sogar noch intensiver.«
    »Hey, vielleicht nehmen deine Superkräfte zu.« Link stieß mich kumpelhaft gegen die Schulter und ich hätte beinahe das Bogenlicht fallen lassen.
    »Und da wunderst du dich, wieso das Ding nicht mehr funktioniert?« Ärgerlich brachte ich das Bogenlicht aus Links Reichweite.
    Link knuffte mich noch einmal. »Versuch doch mal, meine Gedanken zu lesen. Oder warte, versuch mal zu fliegen.«
    »Hör auf mit dem Unsinn«, fauchte Liv. »Du hast doch gehört, was Ethans Mutter gesagt hat. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ob das Bogenlicht nun funktioniert oder nicht, wir müssen weiter.«
    Link wurde schlagartig ernst. Das, was wir auf dem Friedhof gesehen hatten, bedrückte uns alle, und allmählich machte sich die Anspannung bemerkbar.
    »Hört doch mal …« Ich ging zu einer Stelle, wo der Weg zwischen hohem Gras verlief. Hier konnte man tatsächlich Vögel zwitschern hören. Ich hob das Bogenlicht in die Höhe und hielt unwillkürlich den Atem an. Es wäre mir egal gewesen, wenn es aufgehört hätte zu leuchten und uns wieder auf die finstere Straße geschickt hätte, wo sich verrostete Feuerleitern an düsteren Mauerwänden reihten und wo man eine Tür nicht von der anderen unterscheiden konnte. Es wäre mir egal gewesen, solange es uns irgendeine Antwort gegeben hätte.
    Aber es gab uns keine.
    »Versuch’s mal in die andere Richtung«, schlug Liv vor, die das Bogenlicht keine Sekunde aus den Augen ließ.
    Ich ging zurück, aber alles blieb, wie es war.
    Kein Bogenlicht, kein Lotse, so einfach war das. Denn eines wusste ich genau: Ohne das Bogenlicht würde ich nicht einmal aus einer Einkaufstasche herausfinden, geschweige denn aus diesem Tunnel-Labyrinth.
    »Tja, das wär’s

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