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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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verdattert, dass er die Hecke vor Mrs Ashers Haus schrammte. »Aus Versehen passiert«, erklärte Lena später mit schiefem Lächeln. »Links Song ist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen.« Dabei waren Links Songs wahrhaftig keine Ohrwürmer. Aber Link glaubte ihr natürlich und das steigerte sein Selbstbewusstsein ins Unerträgliche. »Was soll ich sagen? Ich mach eben Eindruck bei den Mädels. Kein Wunder bei meiner seidenweichen Stimme.«
    Eine Woche später schlenderten Link und ich über den Schulflur. Als der Gong ertönte, tauchte plötzlich Lena auf und umarmte mich. Ich freute mich unbändig und dachte, sie käme endlich wieder in die Schule. Aber sie war eigentlich gar nicht da. Es war nur eine Art Projektion oder was auch immer Caster dazu sagen, wenn sie ihren Freund wie einen Vollidioten aussehen lassen. Link glaubte natürlich, ich wollte ihn umarmen, deshalb musste ich mir noch Tage später sein »Loverboy« anhören. »Du fehlst mir eben. Ist das so schlimm?«, war Lenas Kommentar. Sie amüsierte sich darüber, aber ich wünschte mir allmählich, dass Gramma käme und sie zu Hausarrest verdonnerte, oder was man sonst mit Naturgeborenen machte, die nur Blödsinn im Kopf haben.
    Sei nicht kindisch. Ich hab doch gesagt, es tut mir leid.
    Du bist genauso eine Nervensäge wie Link in der fünften Klasse. Damals hat er mit einem Strohhalm heimlich den Saft aus den Tomaten meiner Mutter gesaugt.
    Ich werd’s nie wieder tun. Das schwöre ich.
    Das hat Link damals auch behauptet.
    Aber er hat es gelassen, oder?
    Ja, aber erst als wir keine Tomaten mehr angebaut haben.
    »Komm runter.«
    »Mir gefällt’s hier aber besser.«
    Ich nahm ihre Hand. Ein Stromschlag schoss durch meinen Arm, aber ich ließ sie nicht los und zog sie neben mich aufs Bett.
    »Autsch.« Sie lachte und drehte mir den Rücken zu. Doch ich sah, wie ihre Schultern zuckten. Vielleicht lachte sie ja gar nicht, sondern weinte, was sie in letzter Zeit allerdings nur noch selten tat. Dafür machte sie etwas viel Schlimmeres. Nämlich gar nichts.
    Dieses Nichtstun war trügerisch. Es gab nichts, was man schwerer beschreiben oder ändern oder gar aufhalten konnte.
    Möchtest du drüber reden, L?
    Worüber?
    Ich zog sie an mich und schmiegte meinen Kopf gegen ihren. Ihr Zittern wurde schwächer. Ich nahm sie ganz fest in den Arm, umklammerte sie, als hinge sie noch immer an der Decke und ich müsste mich an ihr festhalten.
    Über nichts.
    Ich hätte mich über die Sache mit der Zimmerdecke nicht zu wundern brauchen. Es gibt verrücktere Plätze, an denen man sein kann. Wie zum Beispiel der, an dem wir jetzt waren.
    »Ich hab kein gutes Gefühl dabei.« Ich schwitzte, aber ich konnte mir den Schweiß nicht aus dem Gesicht wischen, denn ich musste meine Hände dort lassen, wo sie gerade waren.
    »Ach ja?« Lena lächelte. »Dafür hab ich ein umso besseres.« Ihr Haar wehte in der frischen Brise, die wie aus dem Nichts gekommen war. »Außerdem sind wir gleich oben.«
    »Du weißt schon, dass es völlig durchgeknallt ist, was wir gerade tun, oder? Wenn jetzt ein Bulle vorbeikommt, dann sperrt er uns ein oder schickt uns gleich ins Blue Horizons, wo wir ein Familientreffen mit meinem Vater veranstalten können.«
    »Das ist nicht durchgeknallt, sondern romantisch. Viele Pärchen kommen hierher.«
    »Wenn jemand sagt, er geht zum Wasserturm, L, dann meint er nicht das Dach .« Und genau da würden wir in einer Minute sein. Nur wir zwei, auf einer schwankenden Eisenleiter, dreißig Meter über der Erde und über uns der strahlend blaue Himmel von Carolina.
    Ich versuchte, nicht nach unten zu schauen.
    Lena hatte mich dazu überredet, auf das Dach zu klettern. Sie hatte so begeistert geklungen, dass ich mitgekommen war, in der vagen Hoffnung, diese bescheuerte Aktion würde sie in die gleiche Stimmung versetzen wie beim letzten Mal, als wir hier gewesen waren. Damals hatte sie einen roten Pullover angehabt, damals hatte ein glückliches Lächeln ihr Gesicht erhellt. Ich konnte mich deshalb so gut daran erinnern, weil seit damals ein roter Faden an ihrer Glücksbringerkette hing.
    Lena hatte sich wahrscheinlich auch daran erinnert. Und jetzt waren wir da, standen auf einer Leiter und sahen nach oben, damit wir nicht nach unten sehen mussten.
    Aber als wir es schließlich geschafft hatten und die Aussicht genossen, verstand ich Lena. Sie hatte recht gehabt. Hier oben war es besser. Alles war so weit weg, dass nichts mehr wichtig zu sein schien.
    Ich

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