Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
es gleich mit zweien von ihnen aufnehmen müssen. Nur die Gewehre machten Abraham Sorgen. Auch wenn die Waffen der Sterblichen einen wie ihn nicht zu töten vermochten, würden ihn die Kugeln doch schwächen, und das könnte den Soldaten die nötige Zeit verschaffen, um Ravenwood in Brand zu stecken.
    Abraham brauchte neue Nahrung, und sogar durch den Qualm hindurch roch er, dass in der Nähe ein verzweifelter und verängstigter Sterblicher war. Dessen Angst würde ihm Stärke verleihen. Sie machte ihn kräftiger und ausdauernder als Erinnerungen oder Träume.
    Abraham raumwandelte dorthin, woher der Geruch kam. Als er wieder Gestalt annahm in den Wäldern jenseits von Greenbrier, begriff er jedoch sofort, dass er zu spät gekommen war. Der Geruch war verflogen. In der Ferne sah er Genevieve Duchannes, die sich über einen Leichnam beugte, der im Schlamm lag. Ivy, die alte Köchin von Greenbrier, stand hinter ihr und hielt etwas gegen die Brust gepresst. Als sie Abraham erblickte, kam sie auf ihn zu.
    »Gott sei Dank, Mr Ravenwood.« Sie senkte die Stimme. »Ihr müsst das an Euch nehmen. Bewahrt es an einem sicheren Ort auf, bis ich es wieder hole.« Sie reichte Abraham ein schweres schwarzes Buch. Kaum hatte seine Hand es berührt, spürte er, welche Macht es hatte.
    Das Buch lebte, es pochte gegen seine Handfläche, als würde ein Herz darin schlagen. Er konnte förmlich hören, wie es ihm zuflüsterte, ihn lockte, damit er es mitnahm – damit er es aufschlug und das freiließ, was sich in ihm verbergen mochte. Es trug keinen Titel, nur eine Mondsichel war auf den Einband geprägt. Abraham strich mit den Fingern über die Konturen.
    Ivy redete immer noch auf ihn ein, sie hielt sein Schweigen irrtümlich für Zögern. »Bitte, Mr Ravenwood, ich habe sonst niemanden, dem ich es geben könnte. Und bei Miss Genevieve kann ich es nicht lassen. Nicht jetzt.« Genevieve hob den Kopf, als hätte sie die beiden durch das Prasseln des Re gens und das Brüllen der Flammen hindurch hören können.
    Als er ihrem Blick begegnete, verstand Abraham. Er sah ihre goldgelben Augen leuchten. Es waren die Augen einer Dunklen Caster. Und da begriff er, was er in der Hand hielt.
    Das Buch der Monde.
    Er hatte das Buch schon oft gesehen, allerdings nur in den Träumen von Genevieves Mutter Marguerite. Es war ein Buch, das unendliche Macht in sich barg, ein Buch, das Marguerite gleichermaßen fürchtete und verehrte. Ein Buch, das sie vor ihrem Mann und ihren Töchtern versteckte. Niemals hätte sie zugelassen, dass es in die Hände eines Dunklen Casters oder eines Inkubus fiel. Ein Buch, das vielleicht die Rettung war für Ravenwood.
    Ivy kramte etwas aus ihrer Schürze hervor und strich damit über den Einband. Kleine weiße Kristalle bedeckten das Buch. Salz. Die Waffe der abergläubischen schwarzen Frauen, ihr Allheilmittel, mitgebracht von den Inseln, von denen ihre Vorfahren stammten. Sie waren davon überzeugt, dass man damit Dämonen abwehren könne, ein Glaube, der Abraham stets amüsiert hatte.
    »Ich hole es wieder, sobald ich kann. Das schwöre ich«, versicherte Ivy.
    »Bei mir ist es gut aufgehoben, ich gebe dir mein Wort.« Abraham wischte ein paar Salzkörner fort und sofort spürte er die pulsierende Wärme des Buchs. Er machte einige Schritte in den Wald hinein, aus Rücksicht auf Ivy ging er zu Fuß. Den Gullah-Frauen hatte es immer Angst eingejagt, wenn sie ihn raumwandeln sahen, denn es führte ihnen vor Augen, wer er wirklich war.
    »Versteckt es, Sir. Tut, was Ihr wollt, nur schlagt es nicht auf. Das Buch bringt Unglück über den, der sich darauf einlässt. Hört nicht auf das Buch, wenn es Euch ruft. Ich werde kommen und es wieder holen.«
    Aber Ivys Warnung kam zu spät.
    Abraham war den Lockrufen des Buchs bereits erlegen.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich rücklings auf dem Boden und starrte an die Zimmerdecke. Wie alle Decken in unserem Haus war sie himmelblau gestrichen, um die Holzbienen abzuwehren, die sich sonst dort eingenistet hätten.
    Ich setzte mich auf, mir war schwindelig. Die Schachtel lag neben mir, der Deckel war verschlossen. Ich öffnete ihn und sah, dass alle Blätter darin lagen. Diesmal fasste ich nichts an.
    Ich kapierte gar nichts. Weshalb hatte ich wieder Visionen? Weshalb sah ich Abraham Ravenwood, einen Mann, dessen Name den Leuten in Gatlin seit Generationen nicht geheuer war, weil seine Plantage als Einzige den Großen Brand unversehrt überstanden hatte? Nicht dass ich viel

Weitere Kostenlose Bücher