Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
aber es war gar kein Buch. Es war einer von Lenas Notizblöcken und ich hatte ihn vor ihren Augen aufgeschlagen. Einfach so, als dürfte ich darin lesen.
    Und mir fiel noch etwas auf. Die meisten Seiten waren leer.
    Mein Schrecken war fast so groß wie damals, als ich das Gekritzel meines Vaters entdeckt hatte und mir aufging, dass er die ganze Zeit nur so getan hatte, als schreibe er einen Roman. Lena hatte immer ein Notizbuch bei sich, wohin sie auch ging. Sie schrieb ständig irgendwas. Wenn sie das nicht mehr tat, dann stand es schlimmer um sie, als ich dachte.
    »Ethan! Was machst du da?«
    Ich zog die Hand weg und Lena riss das Notizbuch an sich.
    »Tut mir leid, L.«
    Sie sagte kein Wort, aber sie war ziemlich genervt.
    »Ich dachte, es ist bloß ein Buch. Ich meine, es sieht aus wie ein Buch. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du dein Notizbuch einfach so herumliegen lässt, wo es jeder lesen kann.«
    Sie presste den Notizblock an sich und wich meinem Blick aus.
    »Warum schreibst du nicht mehr? Das war dir doch immer so wichtig.«
    Sie verdrehte genervt die Augen und schlug das Notizbuch auf, um es mir zu zeigen. »Ich schreibe ja immer noch.«
    Sie blätterte durch die Seiten, aber jetzt war Zeile um Zeile mit ihrer winzigen Schrift bedeckt, mit Wörtern, die mehrfach durchgestrichen waren, korrigiert, neu geschrieben und wieder abgeändert.
    »Hast du es mit einem Caster-Spruch belegt?«
    »Ich habe das, was ich geschrieben habe, aus der Wahrnehmung der Sterblichen entfernt. Solange ich es niemandem zeigen will, kann es auch niemand lesen. Das kann nur ein Caster.«
    »Hervorragend. Die Sache hat nur einen Haken. Reece, die von uns allen wahrscheinlich am meisten darauf brennt, es zu lesen, ist zufällig eine Caster.« Reece war ebenso neugierig wie rechthaberisch.
    »Das braucht sie nicht. Sie liest in meinem Gesicht wie in einem Buch.« Das stimmte. Reece war eine Sybille, sie konnte alle Geheimnisse und Gedanken eines Menschen lesen, alles, was er vorhatte, sie musste ihm einfach nur in die Augen blicken. Und das vermied ich, wo ich nur konnte.
    »Warum dann die Heimlichtuerei?« Ich ließ mich auf den Futon fallen. Lena setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben mich. Ich tat zwar lässig, aber ich spürte, wie angespannt die Atmosphäre war.
    »Ich weiß auch nicht. Ich schreibe immer noch gern. Aber vielleicht will ich gar nicht mehr verstanden werden, weil das sowieso nicht geht.«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Du meinst mich.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Welcher andere Sterbliche sollte schon dein Notizbuch lesen?«
    »Du verstehst nicht.«
    »Oh doch, ich glaube schon.«
    »Nicht alles.«
    »Ich würde alles verstehen, wenn du mich lassen würdest.«
    »Das hat damit nichts zu tun, Ethan. Ich kann’s dir nicht erklären.«
    »Zeig’s mir.« Ich streckte die Hand nach dem Notizblock aus.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und reichte ihn mir. »Du wirst nichts lesen können.«
    Ich schlug das Notizbuch auf. Vor mir auf der Seite erschienen langsam die Wörter, eines nach dem anderen. Es war keines von Lenas Gedichten und es war auch kein Liedtext. Es waren überhaupt nur wenige Wörter und dazwischen merkwürdige Zeichnungen, Formen, Kringel, die sich über die Seite schlängelten und aussahen wie Tribal-Tattoos.
    Aber unten auf der Seite war eine Aufzählung:
    woran ich mich erinnere
    mutter
    ethan
    macon
    hunting
    feuer
    wind
    regen
    gruft
    ich, die ich nicht ich bin
    ich, die ich töten könnte
    zwei leichen
    regen
    buch
    ring
    ammas amulett
    mond
    Lena riss mir das Notizbuch aus der Hand. Es standen noch ein paar Zeilen auf der Seite, aber ich kam nicht mehr dazu, sie zu lesen.
    Ich sah sie an. »Was ist das?«
    »Nichts. Das geht nur mich etwas an. Du hättest es gar nicht lesen sollen.«
    »Und warum konnte ich es dann lesen?«
    »Ich muss beim Verbum Celatum einen Fehler gemacht haben. Das ist der Spruch, der Worte verbirgt.« Sie war verlegen, aber ihr Blick wurde sanfter. »Macht nichts. Ich wollte mich an die Nacht erinnern. Die Nacht, in der Macon … verschwunden ist.«
    »Gestorben ist, L. Die Nacht, in der Macon gestorben ist.«
    »Ich weiß, dass er gestorben ist. Natürlich ist er gestorben. Aber ich will jetzt nicht darüber reden.«
    »Du fühlst dich schuldig. Aber das ist normal.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist die nächste Phase.«
    Lenas Augen blitzten vor Wut. »Ich weiß, dass deine Mutter gestorben ist und dass auch mein Onkel tot ist. Aber ich habe meine

Weitere Kostenlose Bücher