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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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den anderen Bäumen. Für einen Augenblick war ich wie in einer Falle gefangen. In dem umgestürzten Baum war das Nest eines Fischadlers. Wenn sie bei vollem Verstand gewesen wäre, hätte Lena so etwas niemals zerstört. Ich bog die Zweige auseinander, suchte nach kaputten Eiern.
    Dann hörte ich ein Motorrad und mein Magen zog sich zusammen. Ich kroch unter dem Baum hindurch. Mein Gesicht war verkratzt und blutig, aber ich schaffte es gerade noch rechtzeitig bis zur Straße, um zu sehen, wie Lena auf den Beifahrersitz einer Harley stieg.
    Was machst du da, L?
    Einen Moment lang drehte sie sich nach mir um. Dann fuhr das Motorrad los und ihr Haar wehte im Wind.
    Ich verschwinde von hier.
    Sie hielt sich an dem Motorradfahrer fest, der auf dem Parkplatz der Jackson High gewesen war. Er war der Reifenschlitzer.
    Das Motorrad. Jetzt fiel es mir wieder ein. Es war auf einem von Lenas Friedhofsfotos zu sehen gewesen, und zwar auf dem, das von ihrer Wand verschwand, nachdem ich sie danach gefragt hatte.
    Sie würde garantiert nicht mit irgendeinem Typen auf dem Motorrad mitfahren.
    Es sei denn, sie kannte ihn.
    Ich wusste nicht, was schlimmer war.

Caster-Boy

12.6.
    Auf der Rückfahrt vom See sprachen Link und ich nicht viel. Wir mussten Lenas Auto nehmen, aber ich war nicht in der Verfassung zu fahren. Meine Füße waren zerschnitten, und ich hatte mir den Knöchel verstaucht, als ich über einen umgestürzten Baum klettern wollte.
    Link störte das nicht. Er genoss es, am Steuer des Sportwagens zu sitzen. »Mann, das Ding geht ab wie ’ne Rakete. So was nennt man Pferdestärken, Alter.« Link war schon immer ein Autonarr gewesen, aber heute ging mir seine Begeisterung auf die Nerven. Mir schwirrte der Kopf und ich wollte nicht zum hundertsten Mal Lobhudeleien auf Lenas Auto hören.
    »Dann fahr schneller, Mann. Wir müssen sie suchen. Sie fährt bei irgendeinem Typen auf dem Motorrad mit.« Ich wollte Link nicht erzählen, woher sie den Kerl kannte. Wann hatte sie die Bilder von der Harley auf dem Friedhof gemacht? Frustriert schlug ich mit der Faust gegen die Tür.
    Link sprach nicht laut aus, was offensichtlich war. Es war ziemlich klar, dass Lena nicht gefunden werden wollte. Er fuhr einfach, und ich starrte angestrengt aus dem Beifahrerfenster, während der heiße Wind auf den winzigen Schrammen in meinem Gesicht brannte.
    In der letzten Zeit war einiges schiefgelaufen, auch wenn ich es nicht hatte wahrhaben wollen. Ich wusste nur nicht so genau, ob man uns oder ich ihr oder sie mir etwas angetan hatte. Vielleicht tat sie vor allem sich selbst etwas an. An ihrem Geburtstag hatte alles angefangen, an ihrem Geburtstag und an Macons Todestag. Ich fragte mich, ob Sarafine dahintersteckte.
    Viel zu lange hatte ich geglaubt, es seien nur diese blöden Phasen der Trauer. Ich dachte an den goldenen Schimmer in ihren Augen und daran, wie sie am See gelacht hatte. Das Lachen Sarafines aus meinem Traum. Was, wenn die Träume auch nur eine Art Phase waren, Vorboten von etwas anderem? Von etwas Übernatürlichem? Etwas Dunklem?
    Was, wenn es das war, wovor wir uns schon so lange gefürchtet hatten?
    Ich schlug wieder gegen die Tür.
    »Ich bin sicher, mit Lena ist alles in Ordnung. Sie braucht nur ein bisschen Zeit für sich. Mädchen reden ständig davon, dass sie Freiraum brauchen und so was.«
    Link schaltete das Radio an, dann schaltete er es gleich wieder aus. »Killerstereo.«
    »Ist mir doch egal.«
    »Hey, lass uns beim Dar-ee Keen vorbeischauen und nachsehen, ob Charlotte arbeitet. Vielleicht läuft was mit ihr. Könnte doch sein, vor allem wenn wir mit diesem heißen Gefährt ankommen.« Link wollte mich ablenken, aber das schaffte er nicht.
    »Link, die ganze Stadt weiß, wem dieses Auto gehört. Wir sollten es besser zurückbringen. Tante Del wird sich schon Sorgen machen.« Dann hätte ich auch einen Vorwand, um nachzusehen, ob die Harley vor Lenas Haus stand.
    Aber Link ließ nicht locker. »Du willst mit Lenas Auto aufkreuzen, aber ohne Lena? Dann macht sich Tante Del erst recht Sorgen. Lass uns einen Abstecher machen und ein Eis essen und dann denken wir mal in aller Ruhe nach. Wer weiß, vielleicht ist Lena ja im Dar-ee Keen. Es liegt gleich neben dem Highway.«
    Er hatte recht, aber deswegen fühlte ich mich trotzdem nicht besser. Ich fühlte mich sogar noch schlechter. »Wenn du so gern ins Dar-ee Keen gehst, warum suchst du dir dort keinen Job? Ach nein, das geht nicht, weil du ja im Sommerkurs zusammen mit

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