Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
an Ridley und ihr Tattoo und hoffte, dass es wirklich nur Filzstift war.
    Es ist Filzstift.
    »Wir sollten uns besser etwas zu trinken holen.« Sie führte mich an die Seite des Kassenhäuschens und ich ließ es zu. Ich konnte nicht mehr wütend sein, jedenfalls nicht wenn es eine Möglichkeit gab, die Mauer zwischen uns beiden niederzureißen. Genau dieses Gefühl hatte ich vor einer Minute gehabt, als wir uns küssten. Es war nicht zu vergleichen mit dem Erlebnis am See, wo ihr Kuss mir aus ganz anderen Gründen den Atem geraubt hatte. Vielleicht würde ich nie herausfinden, was genau damals passiert war. Aber dieser Kuss jetzt war eine echte Chance.
    Eine Chance, die ganze zwei Sekunden lang dauerte.
    Dann sah ich Liv, die zwei Portionen Zuckerwatte in der einen Hand hielt und mir mit der anderen zuwinkte. Das war der Moment, an dem die Mauer wieder errichtet wurde, vielleicht für immer.
    »Ethan, komm. Hier ist deine Zuckerwatte. Wir verpassen noch die Fahrt mit dem Riesenrad!«
    Lena ließ meine Hand los. Mir war klar, wie das auf sie wirken musste – ein großes, blondes, langbeiniges Mädchen mit zweimal Zuckerwatte und einem erwartungsvollen Lächeln. Mein Schicksal war besiegelt, ehe Liv auch nur ein weiteres Wort sagen konnte.
    Das ist Liv, Marians Praktikantin. Sie arbeitet mit mir in der Bibliothek.
    Arbeitet ihr auch im Dar-ee Keen zusammen? Und auf dem Jahrmarkt?
    Erneut zuckte ein Wetterleuchten über den Himmel.
    Es ist nicht so, wie du denkst, L.
    Liv gab mir die Zuckerwatte, lächelte Lena an und streckte die Hand aus.
    Eine Blondine? Lena blickte mich an. Ist das dein Ernst?
    »Du bist Lena, stimmt’s? Ich heiße Liv.«
    Ach, der Akzent. Das erklärt natürlich alles.
    »Hi, Liv. « Lena sprach ihren Namen so aus, als wäre es ein Witz, den nur wir beide verstanden. Die ausgestreckte Hand ignorierte sie völlig.
    Wenn Liv diese Beleidigung bemerkt hatte, dann zeigte sie es jedenfalls nicht. Sie ließ den Arm sinken und sagte: »Endlich! Ich wollte schon lange, dass Ethan mich mit dir bekannt macht. Wir werden diesen Sommer in der Bibliothek ja mehr oder weniger aneinandergekettet sein.«
    Na klar doch.
    Lena sah mich nicht an, Liv dagegen wandte keinen Blick von ihr.
    »Liv, das ist kein guter…« Zu spät. Ich konnte die Katastrophe nicht aufhalten. Sie waren wie zwei Züge, die in quälendem Zeitlupentempo ineinanderkrachten.
    »Sei nicht albern«, unterbrach mich Lena und musterte Liv so scharf, als wäre sie die Sybille in ihrer Familie und könnte in Livs Miene lesen. »Wirklich sehr erfreut, dich kennenzulernen.«
    Du kannst ihn haben. Nimm doch gleich die ganze Stadt.
    Liv brauchte ein paar Sekunden, ehe sie merkte, in was für eine spannungsgeladene Situation sie geraten war, aber dann versuchte sie tapfer, die peinliche Lage zu überspielen. »Ethan und ich, wir reden die ganze Zeit von dir. Er hat mir erzählt, dass du Bratsche spielst.«
    Lena erstarrte.
    Ethan und ich. Liv hatte es in ganz unverfänglichem Ton gesagt, aber die Formulierung war verkehrt. Ich wusste, wie Lena es aufnehmen würde. Ethan und die Sterbliche, das Mädchen, das alles das war, was sie nie sein konnte.
    »Ich muss gehen.« Lena drehte sich so abrupt um, dass ich nicht einmal ihren Arm zu fassen bekam.
    Lena …
    Ridley hatte recht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein anderes Mädchen auftaucht …
    Verdammt, was hatte ihr Ridley sonst noch alles eingeredet?
    Wovon redest du? Wir sind nur Freunde, L.
    Wir waren auch mal nur Freunde.
    Lena drängelte sich zwischen den verschwitzten Menschen hindurch und zog eine Spur der Verwirrung hinter sich her. Ihr Ärger löste eine Kettenreaktion aus, wie ein ins Wasser geworfener Stein Wellen schlägt. Ich konnte es nicht genau sehen, aber irgendwo in der Menge zerplatzten die Luftballonfiguren des Clowns, ein Kind weinte, als seine Eiskugel auf den Boden fiel, und eine Frau fing an zu kreischen, weil eine Popcorn-Maschine zu qualmen anfing und Blitze schlug. In dem Wirrwarr aus Hitze, Armen und Lärm zog Lena alles, das ihr in den Weg kam, in Mitleidenschaft. Von ihr ging ein Sog aus, der so stark war wie die Anziehungskraft des Mondes auf die Ozeane oder der Planeten auf die Sonne. Auch ich war in ihrer Bahn gefangen, sogar dann noch, als sie sich von mir entfernte.
    Ich wollte gehen, doch Liv legte mir die Hand auf den Arm. Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen. Vielleicht hatte sie jetzt erst begriffen, was vor sich ging. »Tut mir leid, Ethan. Ich wollte

Weitere Kostenlose Bücher